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Die Kunst der Fügung

Traditionelle Holzverbindungen sind bis heute in Anwendung

Daran kommt kein angehender Schreiner, Tischler oder Zimmerer vorbei: Die Beherrschung traditioneller Holzverbindungen gehört zu den Grundlagen aller holzverarbeitenden Berufe. Es genügt allerdings nicht, die Techniken handwerklich umsetzen zu können. Zumindest genauso wichtig ist das Wissen darüber, wann die jeweilige Technik zum Einsatz kommen kann, soll oder gar muss, denn nicht jede Verbindung eignet sich an jeder Stelle, abhängig von den dort wirkenden Kräften und ihren Richtungen. Stumpfe Verbindungen von Stirnholz auf Längsholz sind kaum belastbar, eignen sich jedoch durchaus als Parallelverbindung beim Verleimen von Längsholzan Längsholz. Als Eckverbindung ist die Gehrung, bei der angeschrägtes Hirnholz auf Hirnholz trifft, schon stabiler und optisch ansprechender. Eine Steigerung ist die Überblattung, die als Eckverbindung noch in alle Richtungen getrennt werden kann, aber als Kreuzverbindung schon selbst sichernd ist.

Dieser Verbindungstyp ist vor allem an Sprossenfenstern geläufig. Eine Art Überblattung ist auch der Falz, meist zur Fügung von Längskanten angewandt, etwa bei Fußbodendielen und Wandpaneelen. Der Vorteil: Beim Schwinden und Quellen entstehen keine Spalte. Die Belastbarkeit wächst, wenn an zwei Kanten gefalzt wird, sodass dazwischen eine Nut entsteht. Die Nut-Feder-Verbindung ist nur noch in zwei Achsen verschiebbar, daher sehr stabil auch ohne Verleimen, wenn dem Holz noch das Arbeiten ermöglicht werden soll. Beim Schlitz und Zapfen kommt es auf die Variante an. Am Ende eingelegt, ist diese Verbindung mit Nut und Feder vergleichbar. Im Holz eingestimmt, zudem mit Doppel- oder Dreifach-Zapfen, vergrößert sich die Leimfläche erheblich und es entsteht schon eine sehr belastbare Verbindung. Nut und Feder lassen sich zudem durch eine keilförmige Formung in eine weitere Richtung auszugssicher machen. So entsteht die meist T-Förmige Gratverbindung, die bevorzugt zur Anwendung kommt, wenn das Verziehen einer breiten Holzfläche verhindert werden muss. Die aufwendigste und stabilste Variante der Holzverbindungen sind die Zinken. Durch eine Anreihung von kleinen Schlitzen und Zapfen wird die Leimfläche deutlich vergrößert. Dabei können die Zinken unterschiedlich geformt sein: als Finger, Schwalbenschwanz oder Trichter.

Manche Holzverbindungen lassen sich kombinieren, wodurch ihre Belastbarkeit in bestimmte Richtungen gesteuert werden kann. Schlitz und Zapfen gewinnen etwa auf Gehrung deutlich an Stabilität. Zusätzliche Verstärkung ist durch Dübel und Fremdfedern (lose Zapfen) möglich. Der Handel bietet mit Lamellos (geriffelte Dübel) und Dominos (gepresste Flachdübel)optimierte Dübelvarianten an. Weit komplexer sind Zimmereilösungen im Hausbau, etwa in der Blockbauweise oder im Fachwerk. Doch welche Variante auch immer: Entscheidend ist die Sorgfalt der handwerklichen Verarbeitung, sowohl beim exakten Zuschnitt wie bei der Verleimung.
REINHARD PALMER

Er­schie­nen im Ta­ges­spie­gel am 18.01.2025

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