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Der Löwe mit dem Elektro-Herz

Löwenkrallen aus Licht und Star-Wars-Grill: Der Peugeot E-3008 glänzt durch einen starken Auftritt. Fotos: Peugeot

Mobile Faszination April 2024

Der Löwe mit dem Elektro-Herz

Mit dem neuen E-3008 Electric will Peugeot Reichweiten von 700 Kilometern möglich machen

Beim neuen Peugeot verhält es sich ein wenig so wie mit dem augenzwinkernden Spruch des berühmten bayerischen Komikers Karl Valentin: „Mögen hätt ich schon wollen, aber dürfen hab ich mich nicht getraut.“ Das Mögen und das Wollen sieht man dem Elektro-SUV von außen an. Auf das Dürfen und nicht trauen kommen wir später noch zurück.

Selten stand ein Peugeot jedenfalls so prächtig auf der Straße wie der E-3008. Vorne die selbstbewusste Front mit den Star-Wars-Lamellen in Wagenfarbe, hinten das knackige Heck mit dem markanten Flügel-Spoiler auf dem Dach. Macht mächtig Eindruck, der E-3008. Noch mehr in der GT-Version, denn dann funkelt das Drei-Krallen-Tagfahrlicht mit Matrix-Scheinwerfern. Als edlen Kontrast dazu bietet Peugeot die Beplankungen im geheimnisvoll schimmernden „Glossy Black“ an. Auch im Interieur merkt man, dass der E-3008 beeindrucken will. Das 21 Zoll große Kombi-Display schwebt auf dem Armaturenbrett. Nachts wird dieser „,floating effect“ durch das Ambiente-Licht noch verstärkt, das von einem Aluminium-Band reflektiert wird.
Höchstnote für das Design - doch wie schlägt sich der E-3008 im Praxistest? Beim Einsteigen hinten muss sich ein normal Großer schon ziemlich winden, um in den Fond zu kommen. Fuß rein, Standbein belasten, Kopf neigen, Hinterteil einparken, Standbein nachziehen. Klingt unbequem, ist es auch. Grundsätzlich müsste das Auto bei einer Länge von 4,54 und einem Radstand von 2,74 Metern auch ausreichend Raum bieten - aber auf den hinteren Rängen ist der Platz ein bisschen knapp bemessen. 

Mit 520 bis 1.480 Litern bietet der Kofferraum dafür ordentlich Platz. Witzig die Idee, dass man mit einem einzigen Handgriff den doppelten Boden schräg verstellen kann. Hilft gegen purzelndes Gepäck in den Kurven - echt praktisch.
Das kann man auch von der Bedienung des Bordcomputers behaupten. Der Aufbau ist logisch und das System sehr schnell. Für Funktionen, die man häufig braucht, gib es eine Schiene, die man selbst belegen kann. Zum Beispiel um das nervigste Assistenten-Duo auszuschalten, das die EU-Regulierer in Brüssel jemals erfunden haben: den Geschwindigkeitswarner, der ab einem km/h schon anschlägt oder die elektronische Spurhaltefunktion. Sonst ist alles drin und dran, was ein Elektroauto braucht - auch das digitale Lademanagement für längere Strecken. Und nicht zu vergessen: Das Sprachsystem des E-3008 funktioniert auch mit der künstlichen Intelligenz von ChatGPT. Bis hierher macht der E-3008 wirklich eine gute Figur. Aber wie stark ist das E-Auto wirklich, wenn es ums Eingemachte geht? 

Um die Reichweite, und damit den Verbrauch und um die Ladegeschwindigkeit? Im Chassis können zwei Batteriegrößen untergebracht werden. 73 oder 98 kWh für Reichweiten von 527 bis über 700 Kilometern. Bei den Motorisierungen wählt der Kunde zwischen einer Variante mit Frontantrieb, 210 PS und kleinem Akku oder mit 230 PS und großer Batterie. Dann gibt es noch ein Allradmodell, es hat eine zweite Maschine auf der Hinterachse und 320 PS. Dafür muss man auf den großen Akku und rund 50 Liter Kofferraumvolumen verzichten. Wir hatten die kleinste Leistungsstufe im Test: Das 2,1 Tonnen schwere SUV ist damit ausreichend motorisiert, der Spaßfaktor kommt allerdings fast ein bisschen kurz. Trifft auch auf das Fahrwerk zu, das schwer mit sich selbst zu kämpfen hat, und darum ringt, dass die reichlich vorhandenen Pfunde nicht in alle Richtungen streben. Die Lenkung reagiert im Normal-Modus zu leicht, auf der Stellung Sport zu schwer. 

Da könnte ein wenig Feinarbeit für Abhilfe sorgen. Und auch der Federungskomfort dürfte eher unter sportlichen Fahrern seine Anhänger finden, er ist hart an der Grenze. Das alles ist Kritisieren auf hohem Niveau - herausgefordert vom kühn-progressiven Design, das etwas mehr verspricht. Hier kommt wieder Valentin in Spiel. Mögen hätt er schon wollen, aber dürfen hat er sich nicht getraut. Aber was ja noch nicht ist, kann ja noch werden. Zum Beispiel mit dem Allrad-Modell. Nichts zu meckern gibt es über den Wendekreis: Auf dem sprichwörtlichen Bierdeckel dreht der E-3008 nicht, aber mit 10,5 Metern liegt er schon ziemlich weit vorn.
Wie sieht es mit Reichweite und Ladegeschwindigkeit aus? Hier verspricht Peugeot viel, nämlich über 500 oder 700 Kilometer. Dabei gehen die Franzosen mit dem Sujet so ehrlich um wie kaum ein anderer Hersteller. 20 Prozent der Reichweite muss man nämlich schon mal abziehen, wenn man den Akku durch maximales Aufladen auf 80 Prozent schonen will. Macht bei 500 Kilometern rein rechnerisch nur noch 400 Kilometer. Weitere zehn Prozent gehen drauf, weil man spätestens bei eben diesen zehn Prozent Restreichweite an der Ladesäule steht. 

Macht 360 Kilometer. Und wenn man dann noch 30 bis 40 Prozent Verlust rechnet bei Geschwindigkeiten über 110 km/h oder mehr, dann muss man sagen: Adieu Langstrecke. Umso wichtiger ist die Ladegeschwindigkeit. Hier setzt die Marke mit dem Löwen im Logo auf ein 400-Volt-System. Es gibt einen 11-kW-Lader (22 kW optional) für Wechselstrom und einen 150 kW-Lader für Gleichstrom. Damit lässt sich der Akku an der heimischen Wallbox mit den maximal möglichen 7,4 kW in sieben Stunden von 20 auf 80 Prozent bringen, am Schnellader dauert es 30 Minuten.
Unser Fazit: Der E-3008 ist ein wirklich schönes Auto mit coolem Styling, das leichte Schwächen beim Fahrwerk hat und Durchschnitt beim Laden serviert. Dass die Realität bei den Reichweiten anders ist, als die verführerischen WLTP-Werte versprechen, das verschweigt Peugeot nicht, sondern kommuniziert das offensiv. Dickes Kompliment! So ein Schmuckstück wie den E-3008 muss man sich aber auch leisten können. Knapp 50.000 Euro in der Basis, als GT-Version dann rund 53.500 Euro. Da muss man schon mögen wollen und sich trauen dürfen. Aber Schönheit hatte bekanntlich schon immer ihren Preis.

Rudolf Bögel

TECHNISCHE DATEN

PEUGEOT E-3008 ELECTRIC 210
Motor:
permanenterregte Synchronmaschine
Antrieb: Front Spitzenleistung: 157 kW (210 PS)
Drehmoment: 345 Nm
0-100 km/h: 8.8 s
V.max: 170 km/h (limitiert)
Akku-Kapazität: 73,2 kWh (netto)
Ladezeiten: 0-80% bei 11 kW AC 4,5 h 0-80% bei 160 kW DC 30 min
Verbrauch: 16,7 kWh/100 km
Reichweite: 527 km
Länge / Breite/Höhe
: 4,54/1,90/1,64
Radstand: 2,74 m
Leergewicht/Anhängelast (gebr.): 2.108/1.250 kg
Kofferraum: 520-1.4801
Preis: 48.650 Euro (Allure), 53.450 (GT), 39.250 (Mild-Hybrid)

Er­schie­nen im Ta­ges­spie­gel am 22.04.2024

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