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Demokratie in Gefahr?
Demokratie in Gefahr?

Der Reichstag ist ein bildstarkes Symbol der Demokratie, die aktuell von vielen Seiten bedroht wird. Foto: Adobe Stock 

BILDUNG AKTUELL

Demokratie in Gefahr?

Der Kinderreport 2024 zeigt: Junge Menschen haben wenig Vertrauen in eine demokratische Zukunft - ein Grund sind die hohen Defizite in der politischen Bildungsarbeit an Schulen

Mit Beginn des neuen Schuljahres im September startet das bayerische Kultusministerium die sogenannte Verfassungsviertelstunde„als neues verpflichtendes regelmäßiges Format der Politischen Bildung an Bayerns Schulen“. Ziel sei es „bei den Schülerinnen und Schülern das Bewusstsein für die Bedeutung der Verfassungswerte für das Zusammenleben in unserer Gesellschaft zu stärken“, heißt es in einer Pressemitteilung des Ministeriums. In kurzen Impulsen sollen„aktuelle, gesellschaftlich und politisch bedeutsame Ereignisse thematisiert und dabei Bezüge zu Grundgesetz und Bayerischer Verfassung geknüpft werden“.

Angesichts der Brutalisierung der Gesellschaft und der Ergebnisse der Wahlen zum Europarlament muss man leider sagen: Jeder noch so kleine Ansatz zur Stärkung der Demokratie hilft. Zeigt doch der aktuelle„Kinderreport Deutschland 2024 - Demokratiebildung in Deutschland“ auf erschreckende Weise, wie wenig Vertrauen die junge Generation in den Erhalt der Demokratie hierzulande hat. Der Kinderreport wurde vom Deutschen Kinderhilfswerk (DKHW) veröffentlicht, in dessen Auftrag das Sozial- und Politikforschungsinstitut Verian zwei Umfragen durchführte: eine unter Kindern und Jugendlichen (10- bis 17-Jährige) und eine unter Erwachsenen (ab 18-Jährige). Befragt wurden insgesamt 1.672 Personen, davon 666 Kinder und Jugendliche sowie 1.006 Erwachsene.

Nur rund zwei Drittel der erwachsenen Bevölkerung (67 Prozent) traut demnach der heutigen Generation der Kinder und Jugendlichen zu, als Erwachsene Verantwortung für den Erhalt unserer Demokratie zu übernehmen. Kinder und Jugendliche sind bei dieser Frage noch skeptischer: Nur 54 Prozent trauen der heutigen jungen Generation zu, sich als Erwachsene für die Demokratie in Deutschland einzusetzen. Bei der Vermittlung demokratischer Überzeugungen und Fähigkeiten sind nach Ansicht der Erwachsenen die Familie und das Elternhaus zentral: Für 85 Prozent trägt hauptsächlich das familiäre Umfeld die Verantwortung dafür, bei Kindern und Jugendlichen demokratische Überzeugungen und Fähigkeiten zu fördern. Die Kinder und Jugendlichen hingegen sehen die Hauptverantwortlichkeit bei der Vermittlung demokratischer Überzeugungen und Fähigkeiten bei Schulen und Kitas (73 Prozent).

Um die demokratischen Überzeugungen und Fähigkeiten bei jungen Menschen besser zu fördern, sollte es aus Sicht der befragten Kinder und Jugendlichen (92 Prozent) vor allem mehr Geld für die Kinder- und Jugendarbeit geben, zum Beispiel für Jugendclubs. 91 Prozent der Kinder und Jugendlichen sind der Auffassung, dass die Interessen der jungen Generation stärker in der Politik berücksichtigt werden sollten, 89 Prozent sind der Auffassung, dass im Schulunterricht mehr über aktuelle politische Ereignisse gesprochen und diese erklärt werden sollten. Bei den Erwachsenen (jeweils 89 Prozent) werden ein verstärkter Austausch zu aktuellen politischen Ereignissen im Schulunterricht und die Förderung sozialer Begegnungsmöglichkeiten, beispielsweise in Form von Stadtteilzentren oder Jugendfreizeiten, als wichtigste Maßnahmen angesehen, um die demokratischen Überzeugungen und Fähigkeiten bei jungen Menschen zu fördern. 86 Prozent sprechen sich in diesem Zusammenhang für eine bessere finanzielle Ausstattung der Kinder- und Jugendarbeit aus.                                               Dorothea Friedrich

Er­schie­nen im Ta­ges­spie­gel am 21.06.2024

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