Den oberbayerischen Landkreis Miesbach kann man für vieles lieben: Für seine Seen, seine Gipfel oder auch für Gerhard Polt, der hier seinen Lebensmittelpunkt hat und deswegen ganz genau weiß, wie der Mensch hier tickt. Und wie er baut. Darum hat er wohl auch einen der Beiträge für das Buch „Gut gebaut“ geschrieben, das jetzt in neuer Auflage erschienen ist und sehenswerte Miesbacher Bauwerke zelebriert. Häuser, Gewerbebauten und Denkmäler, bei denen der Spagat zwischen traditioneller alpenländischer Bauweise und zeitgemäßer Architektur besonders geglückt ist. Polt stellt eine „Zuneigung fürs Bauen als Lebensziel“ im Landkreis fest.
Das mag im Ergebnis über die Zeit nicht immer gelungen sein, zumindest aber bei den für den Bildband ausgewählten Gebäuden kann man sich auf jeden Fall über diese Gewogenheit freuen. Bei dem Einfamilienhaus in Weyarn etwa, bei dem es tatsächlich gelungen ist, klare Linien im Gedanken an das Bauhaus mit heimeligen Elementen aus alpiner Tradition zu verbinden, ohne sich einen Moment in der Gestaltung zu verlieren. Fast schon spektakulär ist das Ergebnis einer Generalsanierung in Gmund. Hier konnte ein Bauernhof aus dem 17. Jahrhundert ins Heute gerettet werden, in dem das Erhaltenswerte liebevoll bewahrt und alles Neue maßvoll hinzugefügt wurde. Toll anzusehen auch die Werft in Tegernsee, deren Dachkonstruktion in Holzbauweise nahezu sakrale Züge trägt. Die Fotos zur Illustration der ausgewählten Objekte stammen von Petra Steiner. Sie sind nicht nur Abbildungen von Gebäuden, sondern wirken wie kleine Gemälde von Häusern und Landschaften. Zusammen mit den kurzen und fundierten Beschreibungen ein wahres Vergnügen für Architektur- und Landschaftsfans und ein Aushängeschild für das Architekturforum Miesbacher Kreis, das das Buch initiiert hat.
Kai-Uwe Digel
Erschienen im Tagesspiegel am 02.08.2025
