Anzeige

100 Jahre Bauhaus in Dessau: Jubiläumsprogramm und neue Perspektiven

Das berühmte Antlitz des Bauhaus-Gebäudes in Dessau. Foto: Stiftung Bauhaus Dessau/Thomas Meyer

Webimmobilien

100 Jahre Bauhaus in Dessau: Jubiläumsprogramm und neue Perspektiven

Internationale Künstler*innen bespielen die historische Bauhaus-Bühne, das Anhaltische Theater tritt im Tierpark auf, und die Sender ZDF und 3sat feiern mit vier Konzerten der Reihe „Pop Around@Bauhaus“.

Die 1920er Jahre in Deutschland: Bewegende Zeiten mit der Weimarer Republik auf der Suche nach politischer Stabilität - und auch die Wahlen in Thüringen im Februar 1924 brachten neue Machtverhältnisse hervor. Die Mehrheit im Parlament war nun in konservativer bis rechter Hand, was den Protagonisten ermöglichte, der nicht wohl gelittenen neuen Denkschule in Architektur und Gestaltung, dem Staatlichen Bauhaus in Weimar, große Steine in den Weg zu legen. In Form einer deutlichen Kürzung des Etats und einer Kündigung zum kommenden Frühjahr. Bauhaus-Direktor Walter Gropius war gezwungen zu handeln und befreite sich aus diesen politischen Zwängen mit der Abwicklung der Schule zum Ende des Jahres. Mehrere Städte hatten sich bereits als neue Heimatangeboten und seine Wahl fiel auf Dessau. 

Eine aufstrebende Industriestadt unter sozialdemokratischer Führung und mit dem Flugzeugbauer Hugo Junkers vor Ort, der dem neuen Bauhaus sogleich eine Förderung in Aussicht stellte. All das passte auch zu der fortan etwas gewandelten Ausrichtung der Schule, die den Schwerpunkt der Lehre vom Handwerk verstärkt in Richtung Industrie- und Produktdesign verlagerte. Genau 100 Jahre ist das nun her. Selbstverständlich ein Grund für die heutige Stiftung Bauhaus, dies angemessen zu feiern. Ab dem 4. September mit einem vielfältigen Programm, das sowohl die Geschichte der Hochschule für Gestaltung als auch ihre Bedeutung für die Zukunft beleuchten soll: „An die Substanz“ lautet das Motto der Veranstaltungsreihe, die bis zum Dezember kommenden Jahres fortgeführt wird. Zum Auftakt am ersten Festwochenende bespielen internationale Künstlerinnen und Künstler die historische Bauhaus-Bühne mit Tanzinterpretationen und dem Stimmenorchester „Voices Of Bauhaus“, im Tierpark Dessau spielt das Anhaltinische Theater und die TV-Sender ZDF und 3sat zelebrieren das Jubiläum mit vier Konzerten der Reihe „Pop Around@Bauhaus“.

Auf Spurensuche

Sehr vielversprechend ist auch das Konzept des digitalen Rundgangs „Unsichtbares Bauhaus Dessau“, bei dem man sich ab dem 26. September mit Smartphone und QR-Codes auf Spurensuche in die Anfangszeit der ersten Dessauer Bauhaus-Kreativen begeben kann. An Orte, die teilweise heute so gar nicht mehr existieren oder ergänzend dazu auch an die Stellen, die den Maler Paul Klee zu seinen Werken inspiriert haben. Beim ganzen Festprogramm liegt der Fokus darüber hinaus auf den am Bauhaus verwendeten Materialien. Beginnend Anfang Dezember mit „Bakelit - Glasur - Farbe“ und sehenswerten Arbeiten der Bauhäuslerinnen und Bauhäusler Christian Dell, Friedrich Engemann und Gunta Stölzl, die als Leihgaben von ihren Nachkommen zur Verfügung gestellt wurden, über „Soda - Linsen - Fluff“, eine Ausstellung ab Februar, für die weltweit Objekte, Bilder und Geschichten aus und von für das Bauhaus wichtigen Werkstoffen zusammengetragen wurden, bis hin zu der großen Schau „Glas - Beton Metall“, die sich ab Ende März mit den Baustoffen beschäftigt, die für das Dessauer Bauhaus-Gebäude verwendet worden sind, das dann ja im Jahr 2026 hundertjähriges Bestehen feiert. 30 Jahre davon als Teil des UNESCO Welterbes.

Neue Einblicke

Auch in der Bauhaus-Stadt Dessau-Roßlau wird es in den kommenden Monaten immer wieder Veranstaltungen zum Hundertjährigen geben. Die Lesereihe „1925 - Das Bauhaus kommt nach Dessau“ läuft bereits seit Januar, das Museum für Stadtgeschichte präsentiert historische Fotografien zum Thema, und auch die Kunsthalle Dessau wirft jetzt schon einen ganz besonderen Blick auf die Gestaltungslehre, die von hier aus die ganze Welt beeinflusst hat: Die Ausstellung „Bauhaus auf Japanisch“ zeigt großformatige Plakate des Künstlers Katsumi Asaba, die er seit Anfang des Jahrtausends jährlich für die Misawa-Bauhaus-Collection in Tokio entwirft. Begleitet werden diese Arbeiten vom Performance-Projekt „Metallgeister“, bei dem Studierende der Hochschule Anhalt und der Kuwasawa Design School noch bis zum 7. September Referenzen zwischen traditionellem japanischem Theater und der Bühne des Bauhauses aufzeigen wollen.
Kai-Uwe Digel

Er­schie­nen im Ta­ges­spie­gel am 02.08.2025

Das könnte Sie auch interessieren