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Auslöser vieler Erkrankungen

Eine gründliche Zahnpflege und regelmäßige Kontrollen in der zahnärztlichen Praxis sind die beste Prophylaxe - nicht nur gegen Parodontose. Sie schützen auch vor der weiteren Ausbreitung von Zahnerkrankungen. Foto: proDente e.V./Kierzkowski

Forum Spitzenmedizin

Auslöser vieler Erkrankungen

Sorgfältige Zahnpflege schützt vor Parodontose – unbehandelt kann diese zu schlimmen Infektionen führen

Parodontose ist eine ernste Erkrankung des Zahnhalteapparates, die unbehandelt zu schwerwiegenden Folgen führen kann. Die Bakterien, die Parodontitis auslösen, können auch andere Körperteile infizieren, etwa das Herz oder künstliche Gelenke. Zudem können die Giftstoffe, welche die Erreger der Parodontitis freisetzen, bei Schwangeren eine Frühgeburt auslösen. Das beste Mittel gegen die Parodontose ist regelmäßiges Putzen der Zähne.

Hauptursache für Parodontose, auch bekannt als Parodontitis oder umgangssprachlich als Zahnfleischentzündung bezeichnet, ist eine bakterielle Infektion im Zahnfleisch, die durch Plaque verursacht wird. Plaque ist eine klebrige Substanz, die sich aus Speiseresten und Bakterien bildet und sich an den Zähnen ansammelt. Wenn Plaque nicht regelmäßig entfernt wird, kann sie sich unter dem Zahnfleischrand ansiedeln und zu einer Entzündung führen. Weitere Risikofaktoren sind Rauchen, ungesunde Ernährung, genetische Veranlagung, Diabetes und bestimmte Medikamente. Um Zahnfleischentzündungen zu vermeiden, ist gründliche Zahnpflege wichtig. Dazu gehören regelmäßiges Putzen - zwei Mal täglich je drei Minuten lang - und das Säubern der Zwischenräume mit geeigneten Bürstchen oder Zahnseide.

Die Entzündung kann sich auf den gesamten Zahnhalteapparat ausbreiten. Als Zahnhalteapparat (Parodontium) bezeichnet man das Verankerungssystem der Zähne. Zu diesem System gehören das Zahnfach (Alveole), die Wurzelhaut (Desmodont oder Periodontium), der Zahnzement (Cementum) und das Zahnfleisch (Gingiva). Typische Anzeichen sind gerötetes und geschwollenes Zahnfleisch, Zahnfleischbluten beim Zähneputzen oder Essen, Mundgeruch, empfindliche oder freiliegende Zahnhälse und ein zurückgehender Zahnfleischsaum. Die Symptome werden von Patienten meist erst sehr spät bemerkt, da sie kaum mit Schmerzen verbunden ist. Nicht immer sind alle Zähne betroffen. Das Zahnfleisch verliert seine Anheftung an der Zahnwurzeloberfläche und es kommt zu immer tieferen Zahnfleischtaschen. Diese füllen sich mit Plaque. Ohne Behandlung schreitet die Entzündung weiter fort, es kommt zum Abbau der Bindegewebsfasern und des Knochens.

Der Körper aktiviert als Reaktion auf die Entzündung die sogenannten Osteoklasten. Diese knochenabbauenden Zellen greifen den Kieferknochen an, um die eingedrungenen Bakterien zu entfernen, allerdings mitsamt der befallenen Knochenteile. Normalerweise arbeiten diese Zellen im Zusammenspiel mit den knochenaufbauenden Zellen (Osteoblasten), um unsere Knochen regelmäßig zu erneuern. Die Aktivität der Osteoblasten wird jedoch durch die Prozesse im Körper gehemmt, sodass es zu einem Abbau des Kieferknochens kommt. Geschieht dieser Prozess langsam, spricht man von einer chronischen Parodontitis, bei einem schnell fortschreitenden Verlauf von einer aggressiven Parodontitis. Die Zähne verlieren zunehmend an Halt, werden locker und können ihre Stellung verändern. In fortgeschrittenen Fällen kann es zu Zahnausfall kommen. Darüber hinaus haben Menschen mit ausgeprägter Parodontitis und einem Verlust von Stützgewebe an mehreren Zähnen ein erhöhtes Risiko, einen Herzinfarkt oder einen Schlaganfall zu erleiden. Anaerobe Bakterien unterstützen wahrscheinlich die Entwicklung gefährlicher Veränderungen an den Gefäẞinnenwänden, die die Bildung von Blutklümpchen verstärken können. Untersuchungen zufolge haben Menschen mit schwerer Erkrankung des Zahnhalteapparates ein etwa 1,5 Mal höheres Risiko für Herzkrankheiten und ein 2,8 Mal höheres Risiko, einen Schlaganfall zu erleiden. Mit einer gezielten Behandlung lässt sich das Fortschreiten der Parodontitis oft verlangsamen. Voraussetzung für den Erfolg ist eine gute Mundhygiene sowie die Ausschaltung von Risikofaktoren. Die frühe Diagnose ist für die Gesundheit und den Zahnerhalt von größter Bedeutung. Daher empfehlen Experten, einmal jährlich eine parodontale Grunduntersuchung (PGU) durchführen zu lassen. Dabei kann die Zahnärztin einfach und schmerzfrei den Zustand des Zahnhalteapparates beurteilen und gegebenenfalls frühzeitig mit einer Therapie beginnen. Dazu gehört eine professionelle Zahnreinigung. Bestehender Zahnbelag wird durch Einfärbung sichtbar gemacht. So kann der Patient erkennen, wo Zähne oder Zwischenräume schlecht geputzt wurden. Danach wird der harte Zahnstein von den Oberflächen und aus den Zwischenräumen mit Ultraschall oder Handinstrumenten entfernt und die Oberflächen werden mit Gumminäpfchen und Polierpaste oder mit einem Pulverstrahlgerät gereinigt. Abschließend werden die gereinigten Zahnflächen mit einem Fluoridlack überzogen.

Peter Bierl

Er­schie­nen im Ta­ges­spie­gel am 17.05.2024

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