Kein Gulasch, kein Rinderbraten, kein Hackfleisch und auch keine Currywurst: In den Mensen vieler Unis Ostbayerns gab es zwei Monate lang kein einziges Mal Rindfleisch. Das überraschende Ergebnis: Niemand hat sich beschwert. Was darauf zurückzuführen ist, dass die Aktion ohne großes Verbotsgetöse auskam und sich die Mensagäste nicht bevormundet fühlten. Das gemeinsame Experiment der Universität Regensburg zusammen mit dem Studierendenwerk Niederbayern/Oberpfalz sollte zeigen, wie Essgewohnheiten beeinflusst werden können. Im Zeitraum zwischen Ende Oktober und kurz vor Weihnachten 2024 wurden an fünf Standorten der Universitäten und Hochschulen Regensburg, Passau, Straubing und Landshut über 300.000 Mahlzeiten ausgegeben, ohne dass Klagen oder Rückmeldungen von Mensagästen eingingen.
Dass gerade auf Rindfleisch verzichtet werden sollte, hat damit zu tun, dass es nachweislich eine besonders schlechte Umweltbilanz hat. Seine Produktion trägt durch Faktoren wie Methan-Emissionen, Futteranbau und Transport überdurchschnittlich stark zum KohlendioxidAusstoß bei. Knackpunkt des Experiments: Die rindfleischlosen Wochen wurden vorher nicht angekündigt, weil Verbote bei den Studierenden in der Vergangenheit schlecht angekommen waren. Auf vegane Wochen mit Ansage habe es teils negative Reaktionen gegeben, bekennt der Nachhaltigkeitsbeauftragte der Universität Regensburg, Andreas Roider, weil sie als Einschränkung der Entscheidungsfreiheit wahrgenommen worden seien.„Wir wollten untersuchen, ob und wie die Mensagäste den Verzicht wahrnehmen und wie sie darauf reagieren“, ergänzte Gunther Hirschfelder, Kulturwissenschaftler der Universität Regensburg. Es sei dabei nicht um Verbote gegangen, sondern darum, das eigene Essverhalten kritisch zu hinterfragen und ein Bewusstsein für nachhaltigere Ernährungsweisen zu schaffen.
Erschienen im Tagesspiegel am 24.01.2025