Hamburg (dpa/tmn) - Die Corona-Krise wird auch in der Welt von Heimtieren für mehr Technik sorgen - das meint zumindest der Trendforscher Prof. Peter Wippermann.
„Wir nutzen in der Krise viel mehr Technik als davor, so sind etwa Videokonferenzen selbstverständlich geworden“, erklärt der Hamburger. Seine Prognose: Dieser Techniksprung wird uns erhalten bleiben - und auf die Heimtiere übertragen werden.
Es gibt bereits heute etliche Angebote. „Man kann die Fütterung automatisieren und eine Videoüberwachung installieren“, zählt Wippermann zwei Beispiele auf. Zudem gibt es Katzenklappen, die nur der eigenen Katze Zutritt gewähren.
Videoüberwachung wirkt beruhigend - auf Hundehalter
Fachleute begrüßen diesen technischen Fortschritt durchaus - vor allem die Möglichkeit, das Tier per Video jederzeit sehen zu können. „Das wirkt sehr beruhigend auf die Psyche des Halters und kann auch zum Training genutzt werden“, sagt die Hundetrainerin Chris Maron aus Neu-Anspach. Sie setzt selbst auf Videotechnik, um ihren Welpen das Alleinebleiben beizubringen.
„Man sollte aber nur beobachten und nicht mit dem Welpen reden“, rät sie. Denn damit werde eine Erwartungshaltung bei dem Tier aufgebaut, dabei solle das Weggehen und Wiederkommen seines Halters für ihn unspektakulär sein. Sinnvoll kann dagegen das Reden über Lautsprecher beim Training der Hunde sein, die alleine zu Hause Angst haben. Wenn sie sich entspannen, werden sie gelobt. „Aber es gibt auch Tiere, die drehen am Rad, wenn plötzlich die Stimme erklingt. Das muss man ausprobieren“, so Maron.
Hund lieber nicht per Lautsprecher maßregeln
Gar nichts hält Maron davon, die Hunde per Lautsprecher zu maßregeln - etwa wenn sie die Abwesenheit ihres Menschen dazu nutzen, sich verbotenerweise auf der Couch niederzulassen. „Für den Hund ist das Aufmerksamkeit und damit was Positives“, gibt sie zu bedenken.
Zwar kann es durchaus sein, dass sensible Hunde auf einen rauhen Ton wunschgemäß reagieren. Doch wenn nicht, hat der Halter keine Möglichkeit, weiter auf seinen Hund einzuwirken. Wenn es ganz schief läuft, lernt der Hund, dass er auf Ansprache seines Besitzers nicht reagieren muss - schließlich folgt keine Konsequenz und daraus ziehen Hunde sehr schnell ihre Schlüsse.
Katzenexpertin Michaela Asmuß aus Bad Homburg sieht die Erziehung per Video kritisch. Im besten Fall reagiere das Tier gar nicht, im schlimmsten werde es verängstigt, sagt sie. „Wir wollen im Training immer positiv arbeiten, dem Tier also zeigen, was es darf“, erklärt sie. Das sei nur über Lautsprecher kaum möglich.
Stranguliergefahr durch GPS-Katzenhalsband
Eine Katze per GPS überwachen zu können, sei einerseits sinnvoll, sagt Asmuß. „Man kann verschwundene Tiere wiederfinden und es ist auch spannend, weil man sehen kann, wo sich die Katze so rumtreibt.“ Doch die GPS-Tracker sind an Halsbändern angebracht - es besteht die Gefahr, dass sich die Katzen damit strangulieren können.
Katzenklappen, die über einen in den Katzennacken injizierten Chip gesteuert würden, seien dagegen „goldwert“. So kann kein unerwünschter Besuch eindringen. Zudem lassen sich die Freigang-Zeiten bestimmen. Sinnvoll sind für Katzen auch Futterautomaten. Diese sorgen dafür, dass die Tiere - wie sie es am liebsten haben - den Tag über verteilt immer mal wieder was fressen können.
Tücken bei selbstreinigenden Katzenklos
Gar nichts hält Asmuß dagegen von selbstreinigenden Katzentoiletten. Diese meist großen Kästen sind innen eng und haben einen hohen Einstieg. Damit seien sie für eine Katze maximal unattraktiv. Manche Katzenklos fangen zudem mit der Reinigung sehr früh an und rütteln, wenn die Katze noch auf dem Klo ist.
Ein Hersteller wirbt sogar damit - auf diese Weise würden auch die Krallen der Katze gesäubert, heißt es. „Ein sicherer Weg, um seine Katze unsauber zu kriegen“, sagt die Katzenexpertin und benennt einen weiteren Nachteil dieser Toiletten: Der Halter bekommt auf diese Weise nicht mit, falls sein Tier Durchfall oder Verstopfung hat.
© dpa-infocom, dpa:200625-99-565419/2