Braunschweig (dpa/tmn) - Sie sind die Putzkolonne im Becken: Garnelen machen sich zum Beispiel über störende Algen her. Doch den Tieren gebührt mehr Respekt. Sie machen auch als Hauptattraktion im Aquarium einiges her. Selbst Anfänger müssen keine Berührungsangst haben.
Sie sind nicht nur ein farbenfroher Hingucker im Aquarium, sondern pflegen auch noch das Wasser: Garnelen werden immer beliebter. Inzwischen halten sich Aquarianer die mal grauen, mal farblosen Tiere zu Hause. Die Schalentiere sind sogar für Anfänger geeignet, wenn sie bei der Haltung bestimmte Voraussetzungen erfüllen.
Wer sich die zehnbeinigen wirbellosen Tiere anschaffen möchte, sollte je nach Anzahl der zukünftigen Bewohner zunächst auf die richtige Größe des Aquariums achten. Bei sehr kleinen Garnelenarten, die nur zwei bis drei Zentimeter groß werden, sind sogenannte Nano-Aquarien ideal, sagt Kai Alexander Quante vom Verband Deutscher Vereine für Aquarien- und Terrarienkunde. „In diesen relativ kleinen Becken mit einem Inhalt von 20 bis 30 Litern Wasser können Garnelen sogar nachgezüchtet werden.“ Einsteiger sollten jedoch besser Aquarien mit etwa 50 bis 60 Litern nutzen, da die Wasserwerte bei dieser Menge stabiler zu halten seien.
Nano-Aquarien empfiehlt auch Stephan Schlüter, Geschäftsführer von der Fördergemeinschaft Leben mit Heimtieren (FLH) aus Overath: „Kleinere Becken sind biologisch nicht stabil.“ Hinzu komme, dass schon von Anfang an Nachwuchs mit eingerechnet werden sollte.
Größere Aquarien mit einem Volumen ab 50 Litern eignen sich für größere Arten wie Fächergarnelen, sagt Wolfgang Lampa, Vorsitzender der Gesellschaft für biologische Aquarien- und Terrarienkunde (Isis) in München. „Solche Arten erreichen eine Größe von 10 bis 15 Zentimetern.“ Je nachdem, wie groß die Wirbellosen sind, sollten laut Quante kleinere Gruppen von acht bis zwölf Tieren gehalten werden. „Allgemein gilt: Auf eine erwachsene Garnele sollten drei Liter Wasser kommen“, erklärt Schlüter.
Bei Nano-Aquarien bieten sich entsprechend kleine Wasserpflanzen an - zum Beispiel Bodendecker oder Moose, sagt Lampa. Auf der Speisekarte der Tiere stehen unter anderem Algen, so dass sie zugleich einen praktischen Nutzen in dem Aquarium haben. Die unbeliebten Wasserpflanzen werden besonders gern von Amanogarnelen verspeist - diese Art kann daher gezielt eingesetzt werden. „Außerdem fressen Garnelen Kleinstlebewesen, die sich auf Pflanzen und auf dem Boden aufhalten“, erläutert Lampa.
Doch Algen allein reichen nicht: „Bei Garnelen sollte auf eine ausgewogene Fütterung geachtet werden“, sagt Quante, der den Arbeitskreis Wirbellose in Binnengewässern leitet. „Der Handel bietet mittlerweile ein sehr breites Spektrum an Produkten.“ Bei manchen Arten sei es notwendig, das Wasser mit wichtigen Mineralien zu versehen, die für den Aufbau des Panzers gebraucht werden. „Zwerggarnelen mögen Blätter von einheimischen Laubbäumen sowie getrocknete Brennnesselblätter“, ergänzt Quante. „Dagegen fressen Großgarnelen lieber tierische Kost wie Mückenlarven.“
Um Stoffwechselstörungen und Häutungsprobleme zu vermeiden, empfiehlt Schlüter, den Proteingehalt des Futters auf die Garnelen abzustimmen. „Im Zoofachhandel gibt es fertige Garnelenfuttermischungen.“ Zusätzlich können die Tiere mit getrocknetem Gemüse wie etwa Kürbis gefüttert werden.
Wer die Schalentiere zu großzügig füttert, tut den Tieren damit keinen Gefallen. „Wenn den Tieren zu viel oder falsches Futter gegeben wird, können sie sterben“, warnt Schlüter. Als weiteren Haltungsfehler nennt er eine zu hohe Wassertemperatur. „Sehr viele beliebte Arten fühlen sich bei einer Zimmertemperatur von 18 bis 22 Grad wohl.“
Quante rät außerdem dazu, das Wasser regelmäßig auszutauschen und auf eine gute Filterung zu achten. „Garnelen sind teilweise sehr empfindlich gegen Schwermetalle und Ammoniak.“ Krankheiten seien bei den Wirbellosen an weißlich trüben Flecken auf ihrem Körper zu erkennen. „Sterben die ersten Tiere, muss dringend gehandelt werden.“
Doch bei guter Haltung können sich die Besitzer lange an ihren bunten Schalentieren erfreuen. „Die meisten Arten von Zwerggarnelen werden anderthalb bis zwei Jahre alt“, sagt Lampa. Die ebenfalls kleine Gattung Caridina werde rund zwei Jahre alt, manchmal auch ein halbes Jahr älter, ergänzt Quante. „Größere Garnelenarten können bei guter Pflege sogar bis zu zehn Jahre leben.“
Die Haltung der unkomplizierten Wassertiere ist durchaus ein spannendes Hobby, findet Quante: „Es ist zum Beispiel interessant zu beobachten, wie die Weibchen ihre Eier unter dem Hinterleib tragen und dabei die Entwicklung der winzigen Jungtiere zu sehen.“