Süddeutsche Zeitung für Kinder:Balu und die Banknoten

Ein Geldspürhund der bayerischen Polizei stöbert jeden Schein auf - auch im besten Versteck.

Florian Fuchs

Balu jault, er winselt und ist ganz aufgeregt. Er weiß, dass es gleich losgeht. Der Schäferhund mit dem glänzenden schwarzen Fell liegt auf dem Boden vor einer Garage, die Ohren spitz nach oben gerichtet, um nur ja nichts zu verpassen. Endlich streckt Herrchen Bernhard Braun die Hand aus - das ist das Zeichen! Balu flitzt in die Garage, er schnüffelt an leeren Kanistern und Eimern, er läuft zu einem Regal und schnuppert an ein paar Lappen. Dann entdeckt er die Säcke mit dem Kies. Er schnuppert, wedelt mit dem Schwanz und plötzlich jault er, bellt, springt mit den Vorderpfoten auf die Säcke und sieht sich um zu seinem Herrchen. ,,Ja, fein'', lobt Braun. Balu hat es wieder einmal geschafft: Er hat das versteckte Geld gefunden.

Es ist nur eine Übung an diesem Vormittag auf dem abgezäunten Gelände der Hundestaffel der Münchner Polizei, das mitten in einem kleinen Wald liegt. Aber der Ernstfall sieht genauso aus wie die Übung in der Garage - denn Balu ist ein sogenannter Banknotenspürhund. Fast jede Woche ist er mit seinem Herrchen irgendwo in Bayern bei Einsätzen unterwegs und sucht nach Geld. Besser gesagt: Er schnüffelt. Fast 300 000 Euro an echtem und falschem Geld hat Balu im vergangenen Jahr aufgespürt. ,,Ganz schön viel Kohle'', sagt Braun.

Ob nach Banküberfällen, oder wenn sich Betrüger Geld erschwindeln und es dann verstecken, damit die Polizei es nicht findet: Hunde wie Balu helfen, es wieder aufzuspüren, in Bettkästen, Jackentaschen oder in geheimen Fächern - auch, wenn das Geld gar nicht echt ist. Einmal zum Beispiel war die Polizei einer Bande von Betrügern auf der Spur, die sehr viel Falschgeld gedruckt hatte. In einem Haus, da waren sich die Ermittler sicher, musste noch etwas von dem Geld versteckt sein. Deshalb haben sie Balu gerufen. Er schnüffelte wieder, bis er im Gartenhäuschen, zwischen Dünger und Blumentöpfen, in einer Pappschachtel fündig wurde: 35 000 Euro Falschgeld lagen darin.

Dabei hat Balu erst vor einem Jahr gelernt, Geld aufzuspüren. ,,Eigentlich ist er ein ausgebildeter Drogenspürhund'', sagt Braun. Die Polizei hat viele Suchhunde. Die einen sind darauf trainiert, verbotene Drogen zu erschnuppern, die anderen erkennen Sprengstoff, wieder andere können die Spur von vermissten Personen aufnehmen. Vor einem Jahr hat sich die Regierung in Bayern überlegt, dass Hunde auch nach Geld suchen könnten - weil es für die Ermittler schwierig ist, die Scheine in den Verstecken der Verbrecher alleine zu finden.

Die Hunde tun sich da leichter: Sie haben nicht wie Menschen nur fünf bis acht Millionen Riechzellen in ihrer Nase, sondern bis zu 200 Millionen. Außerdem können sie 300-mal in der Minute Luft einsaugen, was den Spürsinn der Nase erhöht. Deshalb riechen sie auch das Geld. ,,Die Farbe, das Papier und der Druck ergeben zusammen einen ganz speziellen Duft'', erklärt Braun, ,,man riecht das ein bisschen, wenn man selbst mal an einem Geldschein schnuppert.'' Nur dass Hunde das eben noch viel stärker und auf größere Entfernung riechen.

Trotzdem können nicht alle Hunde Spürhunde werden. Balu zum Beispiel sollte eigentlich Brauns Haushund sein, als der ihn vor acht Jahren zu sich nahm. Da war Balu noch ein Welpe. Doch dann hat der Hundeführer der Polizei gemerkt, dass Balu nicht nur ein kluges, sondern auch ein sehr verspieltes Tier ist - und das ist ganz wichtig für Spürhunde. ,,Die Suche nach verbotenen Drogen oder nach Geld'', sagt Braun, ,,ist für den Hund ein Spiel.'' Und damit er die Lust aufs Spielen behält, wirft ihm Braun immer eine Belohnung hin, wenn er etwas gefunden hat: die orangefarbene Gummiwurst, auf der Balu so gerne herumkaut.

Balu will immer spielen, wenn es mal nichts zu tun gibt, dann springt er an seinem Herrchen hoch und dreht sich im Kreis, so viel Energie hat er. Herrchen Braun hat also ganz schön viel zu tun mit Balu, den er abends nach dem Dienst immer mit nach Hause nimmt. ,,Der gehört zur Familie'', sagt der 46-Jährige. Und das kann ziemlich praktisch sein: Wenn Braun mal seinen Geldbeutel verlegt, dann muss er nur Balu rufen - der findet ihn bestimmt.

Die "Süddeutsche Zeitung für Kinder" widmet sich in ihrer neuen Ausgabe dem Thema Geld. Das 32-seitige Heft liegt der Süddeutschen Zeitung am Mittwoch, 14. März, bei.

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