Statistik - Erfurt:Gastrobeschäftigte und Friseure verdienen am wenigsten

Arbeitsmarkt
Ein Friseur färbt einer Kundin die Haare. Foto: Christophe Gateau/dpa/Symbolbild (Foto: dpa)

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Erfurt (dpa/th) - Mit knapp über 12 Euro pro Stunde haben ausgebildete Friseure und Beschäftigte in der Gastronomie im Jahr 2020 in Thüringen am wenigsten verdient. Sie lagen damit deutlich unter dem landesweiten Durchschnitt von 16,85 Euro, wie das Statistische Landesamt am Mittwoch in Erfurt mitteilte. Die Gehälter kratzten somit auch an der Grenze des von den Ampel-Parteien im Bund angepeilten Mindestlohns von zwölf Euro. Sollte der kommen, müssen sich Restaurantgäste nach Angaben eines Branchenverbands wohl auf höhere Preise einstellen.

Gastromitarbeiter der statistisch definierten Leistungsgruppe 3, für die in der Regel eine Ausbildung erforderlich ist, erhielten den Zahlen zufolge ohne Sonderzahlungen 12,27 Euro brutto die Stunde. Bei den Erbringern sonstiger persönlicher Dienstleistungen, zu denen Friseure zählen, waren es 12,36 Euro. Lohnersatzleistungen wie Kurzarbeitergeld seien in die Betrachtung nicht eingeflossen, hieß es.

Der Geschäftsführer des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbandes (Dehoga) in Thüringen, Dirk Ellinger, machte darauf aufmerksam, dass etliche Betriebe 2020 hart von der Corona-Pandemie getroffen worden seien. Auch mit Blick auf eine jüngste Mitteilung der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG), wonach die Löhne in der Branche ein Drittel unter denen anderer Branchen liegen, sagte er: "Das ist keine Auswertung unter realen Bedingungen."

Dennoch erwarte er für die kommenden Tarifverhandlungen, dass die Gastronomie angesichts des Personalmangels etwas anders machen müsse. Die NGG hatte bereits angekündigt, unter anderem eine Lohnuntergrenze von 13 Euro pro Stunde zu fordern.

Aus Sicht von Ellinger wäre schon die von SPD, Grünen und FDP im Bund diskutierten 12 Euro Mindestlohn problematisch. Für die unteren Lohngruppen bedeute das eine Entgelterhöhung von 14 Prozent. Auch für Fachkräfte müssten die Löhne dann entsprechend angehoben werden. Angesichts steigender Einkaufspreise könne sich das dann auch den Endpreis für die Kunden niederschlagen.

In Deutschland zeichnet sich die Erhöhung des Mindestlohns auf 12 Euro je Stunde ab. SPD, Grüne und FDP hatten einen entsprechenden Vorschlag in ihrem Sondierungspapier verankert. Wirtschaftsverbände kritisierten die Pläne. Thüringens Wirtschaftsminister Wolfgang Tiefensee (SPD) hatte sich hingegen dafür ausgesprochen. "Ein Unternehmen, das darauf angewiesen ist, seinen Beschäftigten Dumpinglöhne zu zahlen, um wettbewerbsfähig zu bleiben, sollte sein Geschäftsmodell überdenken", hatte er gesagt.

Den Auswertungen der Statistiker zufolge waren auch im Güterverkehr und bei Umzugsunternehmen die Stundenlöhne mit 12,77 Euro unter dem Landesschnitt. Im Bereich Heime, zu dem auch Pflegeberufe gehören, lagen die Löhne mit 17,57 Euro über dem Durchschnitt. Am meisten verdienten demnach die Beschäftigten im Bereich Telekommunikation mit 21,87 Euro je Stunde.

© dpa-infocom, dpa:211027-99-757989/4

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