Sprachlabor (14):Duden und Daimler

Hermann Unterstöger erklärt Schulbeispiele, die Rechtfertigung des Finalsatzes und die große Bedeutung des kleinen Wörtchens "wo".

Hermann Unterstöger

Für den Zweck hat sich der Sprachgott den Finalsatz ausgedacht, und dieser wird mit damit, auf dass oder um zu gebildet: Der Bauer sät, damit er erntet, auf dass er erntet, um zu ernten. Mit dieser Regel in Kopf und Herz hat unser Leser Dr. B. die Laudatio zum Achtzigsten von George Steiner gelesen und sich dabei gefragt, ob es korrekt ist zu schreiben, Steiner sei 1950 von den USA nach Oxford gegangen, "um danach sein Leben auf beiden Kontinenten zu verbringen": Das Leben auf beiden Kontinenten habe sich daraus ergeben, sei aber nicht der Zweck des Umzugs gewesen.

Sprachlabor (14): Die undatierte Aufnahme zeigt den Fremdsprachenunterricht im Sprachlabor einer Schule in Frankfurt am Main.

Die undatierte Aufnahme zeigt den Fremdsprachenunterricht im Sprachlabor einer Schule in Frankfurt am Main.

(Foto: Foto: dpa)

Herr B. zitiert in dem Zusammenhang das Schulbeispiel für den falschen Gebrauch der finalen Konjunktion um zu: "Er ging auf die Straße, um überfahren zu werden." Wie alle Schulbeispiele, ist auch dieses überaus schlagend, doch wenn man dem Schlag ausweicht, findet man für die oben zitierte Verwendung von um zu schon noch eine Art von Rechtfertigung. Formal mag sie zwar falsch sein, aber verstanden wird sie in einem konsekutiven Sinn: Steiner ging nach Oxford, mit der Folge, dass er fortan auf zwei Kontinenten lebte.

Schulbeispiel zwei lautet: "Das Geld, wo auf der Bank liegt." In der Duden-Grammatik steht es an der Stelle, wo die Relativpartikel wo erläutert wird, und wir zitieren es, weil Leser H. uns für die Konstruktion "in einem Haushalt, wo" gerüffelt hat. Der Duden erlaubt dieses wo, sofern es sich auf ein Substantiv bezieht, das den Ort respektive die Zeit bezeichnet - und dass ein Haushalt Ort und Zeit in einem ist, scheint uns augenfällig zu sein. Schön freilich war unsere Version nicht, da hat Herr H. allemal recht.

Wenn's auch schon Wochen her ist: Daimler wurde, zum Vergnügen unseres Lesers K., in den Rang eines "feindlichen Übernahmekandidaten" erhoben und spielt damit in einer Liga mit dem dreistöckigen Hausbesitzer und dem zahmen Wildschweinbraten. Man gratuliert.

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