Süddeutsche Zeitung

Sprachlabor (61):Kategorie der Superlative

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SZ-Redakteur Hermann Unterstöger zu Verwünschungen und der richtigen Bearbeitung von Böden.

ER SUPERLATIV von bonus (lat. gut) lautet optimus, und insofern geht über unser Lehnwort optimal nichts mehr drüber. Trotzdem hört man immer wieder Leute sagen, dies oder jenes sei "das Optimalste", und da schmunzeln die Gebildeten dann immer feinsinnig in sich hinein. In dieser Kategorie der Supersuperlative hat sich die "oberste Priorität" kommod eingerichtet, und gleich neben ihr haust der "Super-GAU", den unser Leser H. in einer TV-Rezension entdeckt hat. Seit wir gelernt haben, dass der GAU der "größte anzunehmende Unfall" ist, kommt uns der Super-GAU in der Tat wie ein GAU auf Stelzen vor, aber in diesem Fall sollte man doch Gerechtigkeit walten lassen. Technisch gesehen ist nämlich der GAU ein Störfall, für dessen Beherrschung eine kerntechnische Anlage ausgelegt ist, wohingegen man in Fällen, bei denen die Sicherheitssysteme versagen und radioaktive Substanzen austreten, von einem Super-GAU spricht. Optimalst ist beides nicht.

"SCHMACH und Schande über dich!", sagt man gern, und der Angesprochene weiß auch, dass die pathetische Verwünschung so ernst nicht gemeint ist. Wenn aber unser Leser E. "Welche grammatische Schmach!" ausruft, dann soll das eine echte Wehklage sein. Sie gilt der Kollegin, die etwas "zum Schmach für die Wissenschaft" hatte werden lassen.

UND NOCH EINMAL der Superlativ. Unser Wirtschaftsteil berichtete über die Firma Lemken, die Agrarmaschinen herstellt, vornehmlich "Pflüge für die Bearbeitung von Böden". An dieser Stelle stutzte unser Leser Sch. schon merklich, weil er sich fragte, ob Pflüge vielleicht auch dazu gut seien, im Frühjahr den Parkettboden zu wenden. Sein Hauptanliegen war aber der Passus, wonach Lemken "zu den größten drei Anbietern weltweit" gehöre. "Zu den drei größten" müsse das heißen, meinte er, und in der Tat: Spricht man von den größten drei Pflugherstellern, weckt das den Verdacht, dass es neben ihnen auch kleinere drei, vielleicht sogar kleinste drei Pflughersteller gibt.

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Quelle:
SZ vom 07.05.2010
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