Sprachlabor (30):Bairisch korrekt

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SZ-Redakteur Hermann Unterstöger über die richtige Bezeichnung für das Fleischpflanzl und den Streit darüber, wie man "Jamaika" ausspricht.

Hermann Unterstöger

Das Fleischpflanzl heißt anderswo Frikadelle oder Bulette oder Fleischküchl oder faschiertes Laberl, doch wie immer dieser Name auch lautet, er wird nicht angefochten. Beim Fleischpflanzl alias -pflanzerl ist das anders.

Die undatierte Aufnahme zeigt den Fremdsprachenunterricht im Sprachlabor einer Schule in Frankfurt am Main. (Foto: Foto: dpa)

Obwohl es fast alle mit einem "l" nach dem "pf" sprechen, gibt es eine kleine, aber ungemein starke Fraktion Kundiger, die bei jeder Gelegenheit daran erinnern, dass das Pflanzl, ein flachgedrückter Hackfleischklops, in der Pfanne herausgebraten wird und darum Pfanzl heißt, noch besser Pfannzl.

Zusammenhang mit Pfanne

Dieser Gemeinde gehört auch unser Leser Dr. B. an, der sich sehr freute, als er im Lokalen kürzlich ein Fleischpfanzerl sah. "Wird der baierisch korrekte Name jetzt Einzug halten in die SZ?", fragte er. Die Antwort: Eher nicht, denn wie Ludwig Zehetner in seinem "Bairischen Deutsch" schreibt, ist beim Pflanzl "der Zusammenhang mit Pfann(e) verlorengegangen". Dabei dürfte es bleiben.

Ob es auf Jamaika ebenfalls Fleischpflanzl gibt? Keine Ahnung, aber die Insel Jamaika gibt es und mit ihr ein Problem, das sich ausnahmsweise nicht in einem Fehler unseres Blattes manifestiert, das aber auf besonderen Wunsch unseres Lesers K. hier kurz erörtert sei. Es geht um die korrekte deutsche Aussprache des Landesnamens.

Die Verunsicherung K.s und anderer hat ihre Quelle im Fernsehen, wo gerade in jüngster Zeit, als jamaikanische Läufer im Fokus der allgemeinen Aufmerksamkeit standen, ständig die Versionen "Dschamaika" oder, noch etwas englischer, "Dschämejka" zu hören waren. Nun, da stellen wir uns mal janz dumm und fragen bei Google nach, was es mit diesem Wort auf sich hat.

Insel der Bärtigen

Jamaika kommt vom arawakischen Xaymaca oder Chaymakas, was Quellenland oder Holz- und Wasserland bedeutet - und wer unter unseren Lesern Arawakisch kann, der trete nun vor oder schweige für immer. Um die Sache zum Ende zu bringen, so gibt es keinen vernünftigen Grund, Jamaika englisch auszusprechen, so wenig wie es einen vernünftigen Grund gibt, "Barbejdos" zu sagen, wenn man die Insel der Bärtigen (portugiesisch: os barbados) meint.

Das wussten schon die Flippers, als sie "Die rote Sonne von Barbados" herausbrachten: Hätten sie "von Barbejdos" gesungen, wären Metrum und Erfolg beim Teufel gewesen. Wir sagen also, wie es ja auch schon im Duden geschrieben steht, weiterhin "Ja|mai|ka": ja wie Januar, mai wie Mai und ka wie kaffeebraun, denn so sind, laut Vico Torriani "die Jamaika-Frau'n".

© SZ vom 05.09.2009 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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