Mein Deutschland:Rendezvous zweier Finanzminister

Hans-Rudolf Merz will im Steuerstreit nicht klein beigegeben haben. Peer Steinbrück dankt für das Entgegenkommen - was denn nun?

Markus Sutter

Endlich haben sie sich diese Woche doch noch gefunden: Der deutsche Finanzminister Peer Steinbrück und sein Schweizer Amtskollege Hans-Rudolf Merz dinierten gemeinsam in der deutschen Hauptstadt. Lange Zeit hatte es nicht nach einem Rendezvous ausgesehen.

Mein Deutschland: Endlich kam es zum Rendezvous zwischen Peer Steinbrück und Hans-Rudolf Merz. Darüber, wie es gelaufen ist, kann man nur rätseln.

Endlich kam es zum Rendezvous zwischen Peer Steinbrück und Hans-Rudolf Merz. Darüber, wie es gelaufen ist, kann man nur rätseln.

(Foto: Foto: dpa)

Der Schweizer Merz war wegen der leidigen Steuergeschichte sauer auf Steinbrück, aber eigentlich noch saurer auf SPD-Chef Franz Müntefering wegen dessen Zitat ("Früher hätte man Soldaten in solche Länder geschickt"). Das gestand Merz am Dienstag, nachdem er seinen Ärger vorher monatelang still und leise herunterschluckt hatte.

Wie ist das Treffen zwischen Steinbrück und Merz gelaufen? Darüber kann man nur rätseln. Das Schweizer Bankgeheimnis mag löchriger sein als der Emmentaler Käse, aber die Informationsabteilungen hielten dicht. Niemand wusste, wo die beiden speisten, nicht einmal, was auf ihrem Teller lag. Paparazzi sind ebenfalls nicht vor Ort gewesen, sie interessieren sich ohnehin mehr für schöne Frauen als für alte Männer. Berlusconi einmal ausgenommen, aber sein Fall ist noch einmal ein spezieller.

Die zwei Politiker aus der Schweiz und Deutschland sollen sich persönlich näher gekommen sein, hört man im Nachhinein von beiden. Das verwundert nicht. Hans-Rudolf Merz, der kurz geratene Mann aus dem kleinen Kanton Appenzell, woher traditionsgemäß die kleinen Leute her stammen, war schon immer ein umgänglicher Typ. Er kann im kleinen Kreis ganz lustig und unterhaltend sein. Das gleiche wird über Peer Steinbrück gesagt, obwohl die Schweizerinnen und Schweizer von ihm in der Vergangenheit wenig Lustiges zu hören bekamen.

Egal: Politiker werden schließlich nicht dafür gewählt, dass sie es lustig miteinander haben, sondern dass sie die Interessen ihres Landes verfechten. Dass der Klügere nachgibt, ist in diesen Kreisen eher selten der Fall. Denn wer nachgibt, wird in der Öffentlichkeit schnell einmal als Schwächling dargestellt. In der Schweiz, die sich mit dem übermächtigen Deutschland manchmal besonders schwer tut, ist diese Gefahr besonders groß, wie die Berichterstattung über den "hässlichen Deutschen mit Mundgeruch" insgesamt vor Augen führte.

Folglich war abzusehen, dass beide unabhängig voneinander zufrieden vor die Medien treten würden. Als Journalist kommt man trotzdem ins Grübeln. Wenn einer (Steinbrück) sich für das große Entgegenkommen der Schweiz bedankt und der andere (Merz) nicht klein beigegeben haben will, bleibt doch irgendwo eine Differenz. Gut möglich, dass dieser kleine Unterschied eines Tages noch groß zu reden geben wird. Vor allem in der Schweiz, wenn das Volk im Vorfeld einer Abstimmung wissen will, wie der Berliner Deal denn nun ganz genau aussieht.

Vier Auslandskorrespondenten schreiben an dieser Stelle jeden Samstag über Deutschland. Markus Sutter berichtet aus Berlin für die Basler Zeitung.

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