Mein Deutschland:Orientierungskurs für Hillary Clinton

Hillary Clinton welcomes College Students Leaders for 2014 Meeting of the Clinton Global Initiative University at Arizona State University in Tempe

Die ehemalige Außenministerin Hillary Clinton begrüßt am 21. März 2014 College-Studenten der Arizona State University in Tempe, Arizona.

(Foto: Reuters)

Keine Scherze mit der deutschen Vergangenheit.

Eine Kolumne von Aktham Suliman

Deutschland scherzt nicht mit der eigenen Geschichte. Dies gehört zu den ersten Erkenntnissen eines jeden Ankömmlings im Lande der Dichter, Denker und "dunklen Kapitel der Geschichte". Von außen betrachtet mag der deutsche Blick nach "hinten" oft als zu sachlich ernst, zu trocken kalt oder zu kompliziert sensibel wirken. Von innen betrachtet ist klar: Es ist, wie es ist. So ist es nur konsequent, dass etwa Flüchtlinge aus Syrien in Libanon, die demnächst in Deutschland Unterschlupf finden sollen, einen sogenannten Kurs zur kulturellen Orientierung für Deutschland absolvieren, bevor sie deutschen Boden betreten. Darin lernen sie unter anderem, dass man in Germany keine Nazi-Symbole zeigen darf und dass man hierzulande nicht voller Lob und Begeisterung "auf jene Vergangenheit" angesprochen werden will.

Dass das Ausland nicht immer auf deutsche Sensibilitäten Rücksicht nimmt, weiß jeder Deutsche, der schon einmal bei Quizspielen der Urlaubsanimation in Griechenland, Italien oder der Türkei mitmachte und mit Unbehagen erregenden Quizfragen konfrontiert wurde. Wann die Landung in der Normandie stattfand oder wie der richtige Name des "Wüstenfuchses" lautet, mag britische Touristen begeistern, chinesische amüsieren und arabische kaltlassen. Für den deutschen kleinen Spaßhunger zwischendurch eignen sich diese Fragen nicht. Problematischer ist, wenn deutsche Geschichte bei ernsteren Anlässen wie der Ukraine-Krise für merkwürdige Analysen herhalten soll. Wie etwa wenn die frühere amerikanische Außenministerin Hillary Clinton das Vorgehen des russischen Präsidenten Wladimir Putin in der Krim-Frage mit jenem von Adolf Hitler im Vorfeld des Zweiten Weltkrieges vergleicht - selbst wenn sie mittlerweile zurückgerudert ist und klarstellte, sie haben nur ein wenig historische Einordnung geben und selbstverständlich nichts vergleichen wollen.

Eine Entschuldigung beim Lande der zwanzig Millionen sowjetischen Opfer des Nationalsozialismus scheint in Anbetracht der Spannungen zwischen den zwei Supermächten unwahrscheinlich zu sein. Die Teilnahme Clintons an einem Kurs zu "kultureller - und politischer - Orientierung für Deutschland" wäre dennoch nicht verkehrt.

Aktham Suliman ist freier Journalist. Er lebt in Berlin.

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