Mein Deutschland:Music Festival in Savannah

Caterina Lichtenberg, eine ganz persönliche Entdeckung.

Kate Connolly

Ich bin derzeit Tausende Kilometer von deutschem Boden entfernt, in Savannah, Georgia, wo das Moos von den wilden Eichen und das Frühjahr wahrhaftig in der Luft hängt. Zugegeben, ich war ganz froh, das noch kalte Deutschland, seine Kirchenskandale und den Ärger mit Griechenland hinter mir zu lassen.

Und doch fühle ich mich hier, beim ambitionierten Savannah Music Festival, ein wenig heimisch, weil deutsche Musikkultur überall spürbar ist.

In Savannah treffen sich einige der weltbesten Musiker, unter ihnen der Hamburger Pianist Sebastian Knauer, der das Publikum später mit Chopin und Schubert und seinem eigenen Hamburger Humor faszinieren wird, so wie er es schon häufig getan hat.

Auftreten wird ebenfalls der britische Geiger Daniel Hope, dessen Wahlheimat Deutschland ist. Er wird am Gründonnerstag eine Auswahl an "Verbotener Musik" spielen, von Komponisten, die im Konzentrationslager Theresienstadt eingesperrt waren.

Meine ganz persönliche Entdeckung aber ist die gebürtige Magdeburgerin Caterina Lichtenberg, eine außergewöhnliche Mandolinespielerin und Europas einzige Professorin für Mandoline. Sie und ihr Partner Mike Marshall, einer von Amerikas führenden Mandolinespielern, sind ein Beispiel dafür, dass die Globalisierung auch ihre guten Seiten hat.

Caterinas Musizieren wurzelt in den klassischen Traditionen Europas. Sie spielt eine neapolitanische Mandoline mit schalenförmigem Boden, während Mikes Kunst den freien Geist amerikanischer Streichmusik verkörpert und seine Melodien aus einer flachen "Gibson F-5" kommen.

Doch auf der Bühne meistern sie gemeinsam und mit Fingerfertigkeit Bach wie Bluegrass. Caterina, die als Neunjährige in der DDR, wo es fabelhafte Förderprogramme für klassische Musik gab, Mandoline lernte, hatte später Unterricht bei Marga Wilden-Hüsgen. Diese Professorin hat wohl mehr als irgendjemand in Deutschland das Instrument gefördert.

Als Wilden-Hüsgen aufhörte, übernahm Caterina ihre Professur an der Musikhochschule Köln in Wuppertal. Dort hat sie einen Lehrauftrag und ist außerdem solistisch tätig. Es gebe, sagt Caterina - und dabei leuchtet in ihren dunkelbraunen Augen die Flamme einer Künstlerin, die ihre Leidenschaft entdeckt hat und sie ausleben kann - nicht weniger als 16000 Mitglieder des Bundes Deutscher Zupfmusiker, von denen die meisten Mandoline spielen. Caterina hat Mike die Augen für das Instrument geöffnet, das er seit 40 Jahren spielt.

Er erzählt, wie ihr profundes Wissen der Geschichte der Mandoline bis zurück ins 18. Jahrhundert in Italien, ihn inspiriert hat, seinerseits die Spuren des Instruments in den USA bis ins 19.Jahrhundert zurückzuverfolgen.

Zufälligerweise war es ein Deutscher namens Orville Gibson, der hier die Mandoline verbreitete, ein Geigenbauer, der nach Amerika kam, weil er zuhause seinen Beruf nicht ausüben konnte.

Caterina habe ihm ungeahnte Tiefen des Instruments nahegebracht, von denen er nichts ahnte, sagt Mike, während sie ihre barocke Mandoline mit einer weißen Feder zupft - die Zuhörer sind begeistert, so etwas haben sie nie zuvor gehört. Caterina lächelt und sagt, dass Mike ihrer Musik einen lockereren Stil verliehen hat. Er ermutige sie sogar, die Kunst des Improvisierens zu lernen. Es lebe die deutsch-amerikanische Zusammenarbeit!

An dieser Stelle schreiben Auslandskorrespondenten über Deutschland. Kate Connolly berichtet für den britischen Guardian aus Berlin.

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