Mein Deutschland:Der Elch-Test in der Postfiliale

In Kanada wird das Porto ebenfalls teurer und auch sonst gibt es viele Parallelen zu Deutschland.

John Lambert

Kanada

Briefkästen der Post Canada in Toronto.

(Foto: Petra Payer)

Zu den Parallelen zwischen Deutschland und Kanada gehört, dass im Januar in beiden Ländern Standardbriefmarken teurer werden. Nur die Begründungen dafür sind verschieden: In Kanada wird die Verteuerung damit gerechtfertigt, dass die Kunden auch die Mehrkosten für Postdienste tragen sollen. In Deutschland wiederum sei die Preiserhöhung notwendig, um die Qualität der Postversorgung sowie Arbeitsplätze zu sichern.

Jetzt, wo das Weihnachtspaket-Senden auf der Tagesordnung steht, nimmt man zwangsbedingt sowohl Preiserhöhungen als auch Warteschlangen in Kauf, die - wie neulich wieder - derzeit fast bis zum Eingang der Postfiliale reichen. Doch ist es ärgerlich, wenn man sich gleich zweimal anstellen muss. So erging es der Dame hinter mir, die, endlich an der Theke angekommen, von der Postbeamtin kurzerhand zur anderen Schlange verwiesen wurde mit der Begründung, sie habe sich falsch angestellt. Zu meinem Einwand, es sei eine Zumutung, die Dame so barsch zurückzuweisen, erwiderte die Beamtin, wie zum zigtausendsten Mal, es sei überall angeschrieben, wie man sich anzustellen habe.

Und in der Tat: Überall weisen Tafeln darauf hin, dass man links für "Alle Leistungen der Postbank" und rechts für "Alle Leistungen der Deutschen Post" anstehen muss. Aber ist die Sache wirklich so eindeutig, fragte ich ermunternd die Dame hinter mir, die - von den anderen Wartenden völlig ignoriert - sich ihrem Schicksal offenbar resigniert unterworfen hatte. Man stelle sich beispielsweise einen Zeitungsladen vor, wo "Alle Leistung der Deutschen Post" angeboten werden, meinte ich. Muss ich davon ausgehen, dass ich dort keine Zeitung kaufen kann? Diese Frage wollte ich gleich der Postbeamtin stellen, fürchtete jedoch die Gegenfrage, etwa: Wenn "Alle Männer" auf einem Toilettenschild stünde, ob ich dann wisse, welche Tür zu benützen wäre? Also ließ ich es sein.

Als ich an der Reihe war, übergab ich meine Pakete - hausgemachte Butterkekse und Kinderfotos - und erfuhr, dass die Briefmarken à 55 Cent, die ich kaufen wollte, auch nächstes Jahr zusammen mit einer Ergänzungsmarke à drei Cent gültig sind. Kurz herunterblickend sah ich auf den Marken den Text: "Wiederbesiedlung durch heimische Wildtiere: Elch." Na also. Zwar bietet Canada Post keine Bankdienstleistungen an, ansonsten aber sind die Parallelen zu Deutschland fast komplett: Fehlt nur noch ein Biber auf der Ergänzungsmarke.

Der Kanadier John Lambert ist Final Editor der englischen iPad-Ausgabe des Monopol Magazins . Er lebt in Berlin.

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