Mein Deutschland: Alles klar, John!

Von Deutschland begeistert zurück nach Frankreich.

Jüngst veröffentlichte das renommierte Pew-Meinungsforschungsinstitut in Washington eine Studie, wonach sich die Deutschen durch ihr unbeirrtes Vertrauen in Europa auszeichnen. Die Franzosen dagegen seien mittlerweile ähnlich europaskeptisch wie die Briten. Wollen mal sehen, dachten wir - ich Englischkanadier, meine französische Frau und unsere zwei in Berlin geborenen Kinder -, als wir unsere französische Austauschschülerin in Berlin empfingen und sie von Deutschlands Reizen, und damit auch denen der europäischen Integration, zu überzeugen versuchten.

Mit meinem Sohn ging Anne-Capucine zum Spielplatz und mit meiner Tochter zum Maiball. Meine Frau erzählte ihr vom Bundestagslauf und schenkte ihr sogar ihre Medaille, auf der Walter Scheel mit ernster Miene abgebildet ist. "Er war Bundespräsident, als ich geboren wurde", erklärte meine Frau stolz. Bei gemütlichen Spargelabenden mit Salzkartoffeln und zerlassener Butter klärte ich Anne-Capucine über die deutsche Küche auf, von Maischolle Finkenwerder Art und Schweinebraten bis hin zum Abendbrot. Gemeinsam betrauerten wir danach das schlechte Ergebnis von Cascada beim Eurovision Song Contest.

Anne-Capucine, meinte dazu meistens "Alles klar!" Seit ich ihn ihr beigebracht hatte, war das ihr Lieblingsausdruck, womit sie situationsbedingt mal Verständnis, mal Erstaunen, mal Enttäuschung und mal Ironie ausdrückte. Am Ende ihrer Reise schickten wir - dem Trend entgegen - eine sehr begeisterte junge Dame zurück nach Frankreich, die uns mit einem letzten "Alles klar!" davon überzeugte, dass sie bald wieder nach Deutschland kommen wolle. Und als ich beim Abschied meine Familie anblickte, begriff ich mit Erstaunen, wie deutsch wir schon geworden sind.

Der Kanadier John Lambert ist Final Editor der englischen iPad-Ausgabe des Monopol Magazins. Er lebt in Berlin.