17. Juli 2009:Die Stunde des Nachwuchses

Die traditionellen Bankmanager haben die Krise verursacht, nun sollte die jüngere Generation für neue Strukturen sorgen - SZ-Leser diskutieren.

Zu Berichten und Kommentaren über Banken, ihre Manager und deren Geschäfte:

17. Juli 2009: Frankfurt am Main: Hinter der Banken-Skyline rumort es noch immer.

Frankfurt am Main: Hinter der Banken-Skyline rumort es noch immer.

(Foto: Foto: ddp)

"Der Verfasser Martin Hesse bezichtigt all jene der Naivität, die nicht einsehen mögen, dass eine Vergütung der Bankenvorstände jenseits eines Jahresgehalts von zehn Millionen Euro geradezu naturgesetzlich notwendig ist ("Die Weiter-so-Banker", 23. Juni).

Das Argument, nur auf diese Weise könne man an die Elite der Manager gelangen, ist nicht richtig. Richtig wäre zu behaupten, nur auf diese Weise könne man einen bestimmten Typus Manager, und davon wiederum deren Elite, zum Vorstandsvorsitzenden ernennen. Zwischen den Zeilen liest sich die Behauptung, die guten Bank-Manager wären satt und nur mehr durch diese Erwartungen zu einer leitenden Funktion auf ihrem angestammten Sektor willig. Gibt es vielleicht einen Mangel an (Bank-)Managern? Nein. Noch komplexere Systeme, etwa Bund, Länder und Kommunen, funktionieren auch. Die gesetzlichen Krankenkassen auch. Um im Sektor zu bleiben: Wie viel muss nach des Verfassers Logik ein Vertreter der Bafin oder besser noch in diesen Tagen des SoFFin verdienen, um dort fähige Leute zu engagieren? Ist die Gewährung einer hohen Vergütung nicht auch ein Mittel, um Personen an bestimmte (Groß-)aktionäre zu binden? Erweckt das Versprechen einer Vergütung in diesem Maßstab nicht die Befürchtung, dass jemand über das berechtigte Maß seiner Stimmrechtsanteile, die Ausdruck seines Eigentumsanteils an der Unternehmung sind, einen Zugriff auf Führungsressourcen ebnen will? Was muss ein CEO gelernt haben, welches persönliche Risiko muss er bereit sein einzugehen, um diese Größenordnungen zu rechtfertigen?

Gäbe es nicht Jüngere - eine neue Generation - die für einen Bruchteil dieses Geldes bereit wären Führungsaufgaben zu übernehmen? Haben diese an ihren Universitäten, in Unternehmen und im Privaten mit Willen zum Verständnis wirtschaftlicher Zusammenhänge etwa ein anderes Wirtschaftssystem gelernt? Ich würde sagen nein. Mehr noch, sie haben auch die Fehler der Vergangenheit ohne Scheuklappen studiert. Was sie nicht haben, das sind Netzwerke, auf die man sich auch in der Krise verlassen kann. Sie mögen ihre Überzeugung den Erfordernissen anpassen und nicht dem Willen (und den Finanzinteressen) derer, die sie in das Amt gebracht haben.

Eine Strukturkrise erfordert manchmal gerade den Austausch von Strukturen. Diese Strukturen sind kein Naturgesetz. Zum Wohle der Unternehmung, aller Aktionäre insgesamt. Die Vergangenheit hat gelehrt, dass Vergütung allein eben nicht die besten Köpfe zu den besten Banken gebracht hat. Es sind die Argumente von gestern, die uns für die Zukunft aus einer in der Vergangenheit heraufbeschworenen Krise retten sollen. Welchen Antrieb der Verfasser hat, die alten Zöpfe zu verteidigen, gar zu einer Notwendigkeit zu erklären, weiß nur er. Wenn aber dessen Logik wieder allgemeine Meinung wird, ist der nächste Fastzusammenbruch nur eine Frage der Zeit."

Johannes Nohl Berlin

"Auf maximale Renditen fixiert

Wie kann man heute von fähigen Managern schreiben? Gerade diese waren es doch, die nur auf maximale Rendite fixiert waren und uns diesen Schlamassel beschert haben und für ihr Handeln nicht gerade stehen. Ich denke, dass es genügend andere fähige Banker gibt, die nicht so hoch bezahlt sind, aber die Risiken realistischer abschätzen und daher auf diesen Posten besser geeignet wären."

Hans-Gerd Schulze Feldkirchen-Westerham

Bekenntnis eines Beraters

"Man könnte es sich einfach machen und sagen: Dumme Deutsche lassen sich nicht nur die falschen Wertpapiere "andrehen" ("Beraten und verkauft", 3. Juli), sondern teilweise auch die falschen Meinungen.

Wie viele andere tausend Menschen blicke ich als Bankmitarbeiter (von Herrn Hagelüken und anderen zum Banker "geadelt") auf mehrere Jahrzehnte gute und vertrauensvolle Zusammenarbeit mit Menschen zurück, die einen Teil ihrer finanziellen Geschicke in unsere/meine Hände gelegt haben. Wir haben viel miteinander gelacht und gefeiert, in den vergangenen Quartalen auch gemeinsam geweint. Und ich vertrete als Berater für Geschäfts- und Firmenkunden die gesamte Bandbreite des allfinanzorientierten Kreditinstitutes. Wie die meisten Kolleginnen und Kollegen kann auch ich heute noch erhobenen Hauptes und ohne Bodyguard durch die Stadt laufen.

Selbstverständlich besteht ein großes Maß an Handlungsbedarf - nach innen und nach außen. Hierbei sind jedoch die gebetsmühlenartigen Wiederholungen von Missständen, die in der Sache nur von wenigen "Bankern" zu vertreten sind, nicht sonderlich hilfreich und nach meiner Meinung redaktionell wie intellektuell wenig wertvoll."

Peter Heck Beindersheim

"Risiken für Steuerzahler

Es hört sich zuerst einmal gut an, wenn ein Anleger Geld von einer Bank zurück bekommt ("Erster Anleger siegt gegen HRE", 27.Juni), weil er sich schlecht informiert fühlt.

In Wirklichkeit ist dieser Vorgang jedoch ein Schlag ins Gesicht jedes ehrlichen Steuerzahlers, weil dieser letztendlich das Geld bereitstellen muss für Risiken, die der Aktionär eingegangen ist. Die HRE konnte nur mit Steuergeldern überleben und jetzt soll der Steuerzahler auch noch für Risiken einstehen, die Aktionäre bei Ihrer Anlage eingehen. Jeder Aktionär muss wissen, dass heutzutage bei Unternehmensinformationen beschönigt, geschummelt, verschwiegen und in manchen Fällen gelogen und betrogen wird (siehe den Fall Madoff und viele andere). Die Wirtschaftsseiten der Zeitungen sind voll von solchen Geschichten. Also liegt beim Aktionär das volle Risiko, wenn er trotz der Horrorgeschichten aus der Wirtschaft Aktien kauft. Es bleibt zu hoffen, dass das Urteil des Landgerichts München von der nächsten Instanz kassiert wird."

Heinrich Siegle Baindt

Die Gier des Chefs

"Wofür der jetzige Chef der Landesbank HSH Nordbank eine Sonderzahlung von 1,4, Millionen Euro erhalten soll ("Wirbel um HSH-Chef, 13. Juli), ist wohl keinem Bürger in Hamburg und Schleswig-Holstein vermittelbar, denn dieser war bereits im Vorstand der Bank seit 2007 tätig, als das jetzige Finanzdesaster angerichtet wurde. Die von den beiden Ländern übernommenen Garantien von je 1,5 Milliarden Euro sprengen die hausrechtlichen Möglichkeiten beider Länder, im Ernstfall werden die Bürger zur Kasse gebeten werden. Bisher ist auch eine Änderung des Geschäftsmodells dieser Landesbank nicht ersichtlich, obgleich dies dringend erforderlich sein wird, um beiden Ländern nicht weitere Risiken anzulasten.

Zu diesem bisherigen Geschäftsmodell dieser Bank gehörte nämlich auch deren Praxis, wohlhabenden Bürgern zu empfehlen, ihr Geld zur Vermeidung der Abgeltungssteuer in London anzulegen. Für ein solches Geschäftsmodell bedarf es sicherlich solcher Vorstandsmitglieder, die von gleicher Qualität wie der jetzige HSH-Chef sind, den die örtliche Presse im Hinblick auf seine Habilitation in Mathematik als "Überflieger" bezeichnete, solche zu finden für das bescheidene Jahressalär von 500 000 Euro mag mühsam sein."

Rainer Plorin Hamburg

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