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Internet - Berlin:Berliner Modellprojekt: Tablets für Strafgefangene

Berlin (dpa/bb) - In Berlin haben 35 Strafgefangene Tablets mit einem begrenzten Internet-Zugang bekommen. Damit können diese Insassen des Männergefängnisses Heidering Sprache lernen, Mails an die Familie schreiben, einen Führerschein-Test machen oder sich bei "Wer wird Millionär" und Wikipedia Wissen aneignen. Mit dem bundesweit einmaligen Projekt solle die Alltagskompetenz der Gefangenen erhöht und die Resozialisierung vorangebracht werden, sagte Justizsenator Dirk Behrendt (Grüne) am Mittwoch bei der Vorstellung. "Wir wollen das Leben drinnen und draußen einander angleichen."

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Berlin (dpa/bb) - In Berlin haben 35 Strafgefangene Tablets mit einem begrenzten Internet-Zugang bekommen. Damit können diese Insassen des Männergefängnisses Heidering Sprache lernen, Mails an die Familie schreiben, einen Führerschein-Test machen oder sich bei "Wer wird Millionär" und Wikipedia Wissen aneignen. Mit dem bundesweit einmaligen Projekt solle die Alltagskompetenz der Gefangenen erhöht und die Resozialisierung vorangebracht werden, sagte Justizsenator Dirk Behrendt (Grüne) am Mittwoch bei der Vorstellung. "Wir wollen das Leben drinnen und draußen einander angleichen."

Das zunächst auf drei Monate befristete System sei auf "Herz und Nieren geprüft, damit Gefangene nicht Schabernack oder Unfug treiben", betonte der Grünen-Politiker. Für die Testphase wurden 1,3 Millionen Euro festgeschrieben. Im Oktober solle ein Bericht zu dem Test vorliegen. Behrendt möchte bis zum September 2021 (Ende der Legislatur) Tablets kostenfrei für alle Haftanstalten anschaffen. Derzeit sitzen dort 4024 Gefangene.

Christian Reschke, Leiter der Teilanstalt 1 in Heidering betonte, Gefangene könnten sich jetzt beispielsweise über ihr Tablet zum Sport in der Anstalt anmelden. Er erwartet weniger Verwaltungsaufwand durch weniger Papier. Die Gefangenen könnten ihr Leben wieder ein bisschen mehr selbst gestalten, sie haben demnach das Gerät in ihrem Haftraum. Einander schreiben könnten sie aber nicht. Sollten "ausgebuffte Gefangene" Sicherheitslücken entdecken, werde man dafür erstmal dankbar sein. Eine Bestrafung sei nicht angedacht.

Laut Fraunhofer-Institut für Offene Kommunikationssysteme FOKUS sind etwa 20 Internetseiten zugänglich. "Das ist eine klassische Intranet-Anwendung mit einem winzig kleinen Zugang zur großen, weiten Welt", beschrieb Lutz Nentwig vom Institut das Forschungsprojekt.

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