Flintbek:Elternvertreter: Bankrotterklärung der Bildungspolitik

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Ein leeres Klassenzimmer. (Foto: Bodo Schackow/zb/dpa/Archiv)

Der Landeselternbeirat Gymnasien Schleswig-Holstein hat der Bildungspolitik in der Corona-Pandemie eine Bankrotterklärung bescheinigt. "Seit Ende Juni existiert...

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Kiel (dpa/lno) - Der Landeselternbeirat Gymnasien Schleswig-Holstein hat der Bildungspolitik in der Corona-Pandemie eine Bankrotterklärung bescheinigt. „Seit Ende Juni existiert eine verbindliche Vorgabe für Schulen, ein Distanz-Lernkonzept aufzulegen“, sagte die Vorsitzende Claudia Pick am Montag in Flintbek bei Kiel. Das aktuelle Vorgehen eröffne Spekulationen, „ob vielleicht verbindlicher Distanzunterricht nicht möglich, nicht durchsetzbar ist“.

Eltern fragten sich zu Recht, was in den vergangenen neun Monaten an Entwicklung passiert sei. „Bastelarbeiten als Distanzunterricht vorzuschlagen, ist nicht akzeptabel“, meinte Pick. „Eltern sind erstaunt, dass nicht vorgesehen ist, verlässlichen und verpflichtenden Distanzunterricht für alle Schüler aller Klassenstufen zu gewährleisten“. Es sei verwirrend für Eltern, dass sie ihre Kinder zum beginnenden Lockdown beurlauben sollen, somit das Anrecht auf Unterricht verlieren, andererseits aber auch kein Unterricht mehr stattfinden soll.

„Wie ist das mit Bildungsgerechtigkeit und Chancengleichheit vereinbar, quasi die Ferien vorzuziehen, anstatt wenigstens mit niederschwelligen Möglichkeiten bestmöglich Schule als echten Distanzunterricht fortzusetzen?“, fragte die Beiratsvorsitzende. „Nach gut neun Monaten sind wir augenscheinlich keinen Schritt weiter“, sagte Pick. „Wir erwarten vom Bildungsministerium, dass Unterricht nach Fachanforderungen gewährleistet wird - auch beim Distanzlernen! Insbesondere sind hier die Abiturjahrgänge vorrangig zu berücksichtigen.“

Seit Montag sollen Eltern in Schleswig-Holstein ihre Kinder - soweit andere Betreuungsmöglichkeiten bestehen - nicht mehr in die Schule oder in die Kita schicken. Auf Nachfrage der Deutschen Presse-Agentur konnte eine Ministeriumssprecherin am Montag nicht sagen, ob ein Großteil oder nur wenige Eltern ihre Kinder zu Hause ließen.

Noch am Freitag hatte Bildungsministerin Karin Prien grundsätzlich Präsenzunterricht in den Klassen 1 bis 7 (mit Befreiungsmöglichkeit) angekündigt und ab der 8. Klasse in der Regel Distanzunterricht.

Die Kritik des Landeselternbeirates wies Prien zurück. „Für die Jahrgänge 1 bis 7 ist der Unterricht nach Fachanforderungen deshalb ausgesetzt, weil wir die Kinder nicht benachteiligen wollten, deren Eltern die Möglichkeit der Befreiung vom Präsenzunterricht wahrgenommen haben.“ Ab der achten Jahrgangsstufe gelte am Montag dasselbe wie schon in der vergangenen Woche und wie es auch für die Distanzlern-Übungstage am 7. und am 8. Januar gelte: „Es wird kein neuer Unterrichtsstoff vermittelt, sondern gegebenenfalls zu Wiederholungen angeleitet, und gerade das ist mit Blick auf die anstehenden Abschlussprüfungen in diesen Jahrgängen besonders wichtig.“ Die Einlassungen des Landeselternbeirates trügen „unnötig zur Verunsicherung von Eltern und Schülerinnen und Schülern bei“.

Prien betonte zudem, solange wie möglich an dem Prinzip „so viel Präsenzunterricht wie möglich“ festgehalten zu haben. „Leider hat sich die Zahl der Infektionen in den vergangenen Tagen in Deutschland und auch in Schleswig-Holstein so dramatisch entwickelt, dass schnelles Handeln gefragt war und dass auch die Schulen davon nicht mehr ausgenommen werden konnten.“ Es gehe darum, die Infektionszahlen drastisch zu senken. Dies sei Voraussetzung dafür, „dass wir so schnell wie möglich im Januar wieder zum Präsenzunterricht für alle Schülerinnen und Schüler zurückkehren können“. Die letzten Tage vor den Weihnachtsferien seien im Übrigen „ein besonders geeigneter Zeitraum für die getroffenen Maßnahmen, einschließlich der landesweiten Erprobung des Distanzlernens“.

Laut Ministerium wurden in den vergangenen Monaten „viele Lösungen für die Schulen gefunden, um das Lernen mit digitalen Medien weiter zu unterstützen“.

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