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Die besten Blogs zum:PROTEST IN RUSSLAND

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Die Parlamentswahl mit dem fragwürdigen Sieg der Regierungspartei enttäuscht viele Russen.

Ausgewählt von Hannah Beitzer

Das Internet gilt in Russland seit jeher als Insel der Meinungsfreiheit - hier tummeln sich kritische Journalisten, oppositionelle Blogger und unzufriedene Jugendliche ebenso wie stramme Rechte und Putin-Anhänger. Kein Wunder also, dass auch die Proteste gegen den Wahlausgang dort eine große Rolle spielen.

Der bekannteste russische Blogger Alexej Navalny zum Beispiel sitzt inzwischen im Gefängnis - er ist auf der ersten Großdemonstration in Moskau in der vergangenen Woche verhaftet worden. Jetzt befüllen Freunde seinen Blog navalny.livejournal.com. Dort spricht er seinen Mitstreitern aus dem Gefängnis Mut zu: "Für seine Rechte zu kämpfen, ist einfach und tut gut. Es ist nichts, wovor man sich fürchten muss. . . Die einzige, aber auch machtvollste Waffe, die wir brauchen, ist unsere Würde." Livejournal.com ist für russische Oppositionelle die wichtigste Online-Plattform - dort schreiben schon seit Jahren viele regierungskritische Blogger.

"Der arabische Frühling und der Occupy-Herbst des Westens sind in einen russischen Winter gemündet", schreibt Blogger " ahtyrsky" ebenfalls auf Livejournal.com. Und ganz ähnlich wie die Occupy-Aktivisten fordert er: "Die neue Bewegung soll eine Bewegung ohne Anführer sein. Jeder soll für eine gewisse Zeit Anführer sein können."

Livejournal-Nutzer " schahmatist" findet den Eintrag von "ahtursky" zwar etwas zu idealistisch, aber: "Immer noch besser als der Zynismus und Pragmatismus, die unsere Gesellschaft schon so viele Jahre dominieren."

Auch auf der kritischen Seite ej.ru sind die Demonstrationen das beherrschende Thema. "Man kann die Ereignisse der vergangenen Woche ganz einfach zusammenfassen: Das Regime hat seine Legitimation verloren", schreibt dort die Journalistin Julia Latynina.

Aber nicht nur die Opposition tut im Netz ihre Meinung kund - auch die Regierungstreuen fluten das Internet mit ihrer Meinung. So erklärt " mr.Soyka", ebenfalls auf Livejournal: "Ich bin 48 Jahre alt und kann mich noch sehr gut an die Zeit Ende der 80er, Anfang der 90er erinnern, als die sogenannte Volksdemokratie mein Land zerstört hat." Deshalb glaube er heute nicht mehr an "liberale Propaganda" und rät seinen Lesern davon ab, an den Protesten teilzunehmen.

Und natürlich äußert sich auch Russlands internetaffiner Präsident Dmitrij Medwedjew online. "Ich bin nicht mit den Losungen, nicht mit den Absichten dieser Meetings einverstanden", schreibt er auf seiner Facebook-Seite. Das fassen die Regierungskritiker wiederum positiv auf. "Könnte diese Mitteilung Medwedjews auf Facebook etwa der Beginn eines Dialogs mit der Opposition sein?", fragt der Blogger Grigorij Kepkin.

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Quelle:
SZ vom 13.12.2011
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