Die besten Blogs zum:IRISCHEN REFERENDUM

Warum haben die klugen, anständigen Wähler nur Ja gesagt?

Ausgewählt von Ronen Steinke

Es ist schon eine ätzende Medizin, die der Fiskalpakt den ökonomisch gebeutelten Staaten Europas verschreibt: Haushaltsdisziplin, eine Begrenzung des strukturellen Defizits auf Maximal ein halbes Prozent des Bruttoinlandsprodukts, Sozialabbau. Dass die Iren sich nun in einer Volksabstimmung mit überraschend deutlicher Mehrheit dafür entschieden haben, hat viele Ökonomen überrascht. Darüber und über die Frage, ob die Medizin am Ende mehr nutzen oder schaden wird, geht es in ihren Blogs.

Irland stimmt am 31. Mai über Fiskalpakt ab

Ein Schild mit der Aufschrift "Polling Station" in englischer und gälischer Sprache weist den Teilnehmern am EU-Referendum den Weg in ein Wahllokal in Dublin. Die irische Bevölkerung stimmte am 31. Mai 2012  in einem Referendum über den Fiskalpakt der Europäischen Union ab.

(Foto: dpa)

Der linke griechische Ökonomieprofessor Yanis Varoufakis, der gerade in die USA gezogen ist, warnt, dass der heftige Einschnitt die fragile Wirtschaft Irlands abwürgen werde. "Warum haben die klugen, anständigen irischen Wähler Ja gesagt, trotz ihre Tradition, zu europäischen Albernheiten Nein zu sagen?" (http://yanisvaroufakis.eu/2012/06/03/why-europe-should-fear-fina-gail-like-reasonableness-much-much-more-than-it-fears-syriza/). Die Antwort, schreibt Varoufakis, sei simpel: "Sie wurden erpresst. Den irischen Wählern wurde gesagt: Stimmt mit Nein, und das Geld der Troika wird aufhören zu fließen. So stimmten sie mit Ja, obwohl ich vermute, dass kein Regierungsmitglied, kein Mitglied der Regierungspartei (. . .) und auch kein Mensch auf der Straße glaubt, dass der Fiskalpakt für sie Sinn ergibt."

Eine grimmige Diagnose stellt auch der Amerikaner Tyler Durden aus, auf dem Finanzmarkt-Blog "Zero Hedge" (http://www.zerohedge.com/news/fat-lady-clearing-her-throat): "Griechenland ist gegen die Wand gefahren und liegt jetzt verletzt am Boden. Spanien ist gegen die Wand gefahren und hat es nur noch niemandem mitgeteilt. Portugal ist gegen die Wand gefahren und will das gleich noch einmal wiederholen, nur um ganz sicherzugehen. Irland ist gegen die Wand gefahren und suhlt sich nun in nationalem Selbstmitleid. Deutschland starrt unterdessen auf die Wand, lässt verbreiten, es werde "unter keinen Umständen" Euro-Bonds geben, während Mario Monti erst kürzlich mitteilen ließ, dass Euro-Bonds "kommen werden", sodass uns in Europa ein Remake der Schlacht von Verdun erwartet. Frankreich freundet sich mit dem Anblick der nahenden Wand gerade an und will noch mehr ausgeben, um das verdammte Ding zu überwinden."

Das Blog "Never mind the markets" des Schweizer Tagesanzeiger zieht die Parallele von Irland zu Spanien (http://blog.tagesanzeiger.ch/nevermindthemarkets/index.php/8250/europas-deja-vu-erlebnis/). Diese Parallele ist wichtig, denn Irland und Spanien sind die beiden am besten miteinander vergleichbaren Staaten der Euro-Zone. "Irland ist das perfekte Beispiel dafür, was geschieht, wenn sich nach dem Platzen einer Immobilienblase die faulen Schulden langsam durch das Bankensystem fressen und schließlich via Bankenrettungen auf der Bilanz des Staates landen", heißt es da - ein Ausblick auf das, was nun als nächstes Spanien erwarte.

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