Die besten Blogs zu:RAUCHEN

In Bayern wird jetzt das Küssen schöner!

Camilo Jiménez

Nach dem Volksentscheid am Sonntag muss Bayern das strengste Rauchverbot der Bundesrepublik einführen. Dabei war die Initiative "Für echten Nichtraucherschutz!" des ÖDP-Politikers Sebastian Frankenberger entscheidend. Der 28-Jährige warb mit Plakaten und Flyern, aber auch im Internet auf einem Blog, auf Twitter sowie auf MySpace für das Volksbegehren. Gleich am Sonntagabend aktualisierte Frankenberger seinen Internetauftritt, www.nichtraucherschutz-bayern.de. Er schreibt: "Heute ist der Unabhängigkeitstag der Nichtraucher." Später versicherte er, sich jetzt dafür einsetzen zu wollen, dass das öffentliche Rauchen auch in anderen Bundesländern verboten werde. Allerdings, so Frankenberger, nicht mehr über Volksabstimmungen, sondern über ein vereinheitlichtes Arbeitsschutzgesetz, das Bayern als Vorbild nehme.

Landtag debattiert ueber Lockerung des Nichtraucherschutzes

Ausgeraucht: Nach dem Volksentscheid für einen besseren Nichtraucherschutz soll das strikte Rauchverbot in Bayerns Gastronomie konsequent durchgesetzt werden.

(Foto: ag.ddp)

Wie sehen das die Mitglieder der Netzgemeinschaft im Rest der Republik? Blogger Jens Matheuszik (www.pottblog.de) reagierte euphorisch auf die Wahlentscheidung von Sonntag; diese habe ein neues Kapitel in der Geschichte des Rauchverbots geöffnet. Nun müssten andere reagieren - allen voran Nordrhein-Westfalen, "wo es keine stringente Regelung, sondern nur Ausnahmetatbestände" gibt. Doch dann schlägt das Mitmensch-Gefühl zu: "Als Raucher würde ich wahrscheinlich anders argumentieren", so Matheuszik. Nach Argumenten allerdings scheinen Raucher im Netz nicht zu suchen, sondern eher nach Orten, wo sie eine Zigarette problemlos anzünden können. Twitter-User "Henry" findet es zwar "blöd, dass man jetzt nicht mehr weiß, wo man zum Rauchen hingehen kann." Aber eine praktische Seite für Betroffene will er aufgedeckt haben: www.wo-darf-man-noch-rauchen.de. Diese Suchmaschine zeigt anhand von kleinen roten Kippen, wo in Deutschland noch gequalmt werden kann.

Wie lange aber die kleinen roten Zigaretten auf der Deutschland-Karte von Google-Maps noch zu sehen sein werden, ist unklar. Für ein eventuelles bundesweites Verbot rüsten sich deshalb schon einige Blogger. Theo Huesmann klebte auf seinem Auftritt www.gumia.de/rauchen-frei-im-blog bereits das blau-weiße Protest-Logo "Rauchen frei im Blog". Nicht überall könne man das Rauchen verbieten - und besonders nicht in der Blog-Sphäre. Wer möchte, kann das Logo herunterladen und es auf die eigene Web-Site kopieren.

Pragmatischere Kommentatoren weisen auf sogenannte E-Dampfer als praktische Lösung für die neue Lage der Raucher hin. User "Lexa", der den eigenen Blog www.ich-rauche-trotzdem.de gerade baut, kommentiert Huesmanns Logo-Initiative: "Mir geht das Rauchverbot am Ar... vorbei. Ich nutze E-Zigaretten, um meine Gelüste zu befriedigen." Elektronische Zigarren-, Zigaretten- oder Pfeifen-ähnliche Geräte enthalten keine der Tabak-Substanzen, die für Raucher und umgebende Personen nachweisbar krebserregend sind. Eine weniger extravagante Alternative schlägt ein Nutzer des Blogs "Bloggen statt Rauchen" (rauchfrei.blog.de) vor: "Ich hab' am 9. November 2009 aufgehört, zu rauchen!!... *stolzbin*..." Es gebe aber auch "Nicht-Raucher gegen das Rauchverbot", kontert Fritz Effenberger (11k2.wordpress.com): "Ich hab' Zigaretten immer wieder mal probiert, find's aber langweilig. Ich werde (trotzdem) gegen neue Rauchverbote stimmen, ich bin gegen jede Form von Prohibition."

Solche Begründungen findet "Henrik" auf Twitter abwegig: "In spätestens 30 Jahren wird man über Argumente gegen das Verbot lachen." Für das Rauchverbot hingegen gibt es kreative Totschlag-Argumente wie das von Twitter-Userin "mueslikind": "Jetzt wird das Küssen in Bayern schöner!"

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: