Die besten Blogs zu:GOOGLE STREET VIEW

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"Die Privatsphäre beginnt hinter der Wohnungstür, die Straße gehört uns allen."

Malte Conradi

Ein richtiges Sommerloch gibt es in diesem Jahr eigentlich gar nicht, denn in Deutschland wird heftig debattiert. Über die Ankündigung von Google etwa, mit seinem Dienst Street View die Straßenzüge von 20 deutschen Städten ins Internet zu stellen. In den Blogs ist das gängigste Urteil dann aber doch: Nichts als ein Sommerlochthema.

Die Fotoillustration zeigt eine Webseite des Internetkonzerns Google mit der deutschen Eingangsseite des Strassenfotodienstes Street View des Konzerns, von der aus auf eine Online-Widerspruchsmöglichkeit gegen die Veröffentlichung von Häuseransichten verlinkt wird. Der Internetkonzern Google hat am 17. August die Online-Widerspruchsmöglichkeit gegen die Veröffentlichung von Häuseransichten in seinem Strassenfotodienst Street View aktiviert. (Foto: APN)

Viele Blogger mokieren sich über die Kritiker von Street View. Besonders viel Spott ziehen vier Rentner auf sich, die in der Rheinischen Post aus Düsseldorf gegen Street View protestieren. Ein Blogger namens Fefe ( http://blog.fefe.de/ ) schreibt dazu: "Der Lacher ist das Bild in dem Zeitungsbericht. Die Leute, denen es ein zu großer Eingriff in die Privatsphäre ist, wenn Google ihre Fassade filmt, stellen sich jetzt für die Zeitung vor ihr Haus und gucken auch noch in die Kamera." Vielleicht hätten die Rentner nicht gewusst, dass Zeitungen heutzutage auch im Internet veröffentlicht werden, vermutet ein Kommentator. Andere demonstrieren, was heute schon alles im Internet verfügbar ist und recherchieren einfach noch Adresse und Telefonnummer zu dem Zeitungsfoto.

Ein Opfer für seinen Spott hat auch Christoph Lemmer gefunden ( www.bitterlemmer.net ). Er zitiert den Chef der Polizeigewerkschaft Rainer Wendt, der in einem Interview gemutmaßt habe: "Es ist rechtlich unklar, ob eine virtuelle Streifenfahrt möglich ist." Lemmer kann die Unwissenheit kaum fassen: "Wendt scheint tatsächlich zu glauben, irgendwie fange Google seine Bilder live und bewegt ein." Dass Wendt sich solch einen Dienst aber zu wünschen scheint, findet er "völlig inakzeptabel". Bei aller Unterstützung für Street View erinnert ihn das doch zu sehr an Orwells 1984 .

Klassische Technikgläubigkeit demonstriert Nico Lumma ( www.lumma.de ). Die Kritiker hätten schlicht "nicht verstanden, dass eine neue Art der Öffentlichkeit entsteht und dass diese nützlich sein kann." Vielleicht sollte Lumma diesen Nutzen mal den Düsseldorfer Rentnern erklären. Durch die Ablehnung vieler Politiker, fürchtet er, werde "die Zukunftsfähigkeit Deutschlands leichtfertig verspielt." Doch Lumma kann auch Entwarnung geben.

Die Verpixelung einzelner Häuser werde nicht dazu führen, "dass die Auswirkungen des Internets auf die Gesellschaft zurückgedreht werden können". Doch zeige in Zukunft jedes bei Street View fehlende Haus, "wo diffuse Ängste vor rationalen Gedanken" herrschten. Für Anatol Stefanowitsch ( www.wissenslogs.de ) ist die Verweigerung von Hausbesitzern sogar Unrecht. Die Ansicht ihres Hauses von der Straße aus gehöre ihnen nämlich gar nicht. "Eure Privatsphäre beginnt hinter eurer Wohnungstür", ruft er ihnen zu. "Die Straße gehört uns allen."

Ronald Krentz, einer der wenigen Street View-kritischen Blogger, spricht von "Kontrollverlust" ( http://rrookkrr.wordpress.com/ ). Am Beispiel der Düsseldorfer Rentner erklärt er: "Es geht nicht darum, dass man fotografiert wird, sondern von wem und in welchem Kontext. Man möchte gern wissen, was mit dem Bild geschieht." Kommentator Alex pflichtet Krentz bei: "Als ob man verpflichtet wäre, einem hochgradig kommerziellen Unternehmen nach dessen Belieben zur Verfügung zu stehen, nur weil andere damit selbst kein Problem haben."

Erstaunliches schreibt Karl Olsberg ( http://karlolsberg.twoday.net/ ): Während Google nur die Perspektive veröffentliche, die jeder Passant erhalte, ermögliche Microsofts "Bing" "ganz andere Einblicke". Dieser Service sei, anders als Street View, "ohne jedes öffentliche Getöse einfach so" online gegangen.

© SZ vom 18.08.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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