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Die besten Blogs:Der Fall des Radsports

Armstrong ist bestimmt kein Einzelfall.

Ausgewählt von Martin Mühlfenzl

"Siebenfacher Tour-de-France-Gewinner." So steht es neben dem strahlenden Gesicht einer der schillerndsten und umstrittensten Figuren der jüngeren Sportgeschichte geschrieben. Den Hinweis auf seine Siege bei der Frankreich-Rundfahrt hat Lance Armstrong noch nicht aus seinem Profil im Nachrichtendienst Twitter gelöscht; noch sind sie dem US-amerikanischen Radsportler auch nicht aberkannt worden. Doch der Kämpfer gegen den Krebs und für seine Stiftung "Live-strong" ist tief gefallen. Aus dem Dopingsumpf wird sich Armstrong nicht mehr befreien können - und der Spott des Netzes ergießt sich über den ehemals größten Radsportler.

"Mich hat vorhin jemand wie ein Bekloppter überholt und stand an der nächsten Ampel trotzdem wieder vor mir. War bestimmt Lance Armstrong", macht sich User @BarryBacer über den tiefen Fall der ehemaligen Radsport-Ikone auf Twitter lustig. Neue Wege bei der Karriereplanung empfiehlt Als Frommer (@siegstyle), schließlich müsse Armstrong doch im Laufe seiner Karriere viele neue Kontakte geknüpft haben: "Gerade im Pharmabereich hat er hohe Glaubwürdigkeit."

Viele User meinen, dass Armstrong keinen Einzelfalls als Doper darstelle - dementsprechend fällt der Post des Nutzers Guillaume Glain (@GuillaumeGlain) aus: "Armstrong darf nicht alleine fallen." Die sportlichen Leistungen des Amerikaners will niemand mehr würdigen - doch es gibt noch Stimmen, die Armstrong als Menschen und Begründer einer wichtigen Stiftung in Ehren halten. "Auch wenn es wahr ist: Was ist denn eine kleine, inoffizielle Hilfe beim Gewinnen eines Radrennens verglichen mit einem Leben, das so viele Krebsüberlebende inspiriert hat", wundert sich User Richard Stevens (@DrRichStevens) über die Anfeindungen, die Armstrong nun entgegengebracht werden.

Für Diskussionsbedarf sorgt die Affäre auch unter Radsportlern - Profis wie Amateuren. Im Forum der Seite "Rennrad-News" wird über den Zustand der Szene diskutiert. "Es muss sich was ändern, und da reicht es nicht, die Fahrer auszutauschen und zu bestrafen. Funktionäre, Ärzte und auch die Teammanager müssen zur Verantwortung gezogen werden", macht der Sportler "Basti68" seinem Ärger Luft. Der User "Applewoi" will sogar den Internationalen Radsportverband abschaffen und einen echten Amateurstatus mit Nationalmannschaften oder regionalen Vereinsmannschaften wiedereinführen.

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SZ vom 22.10.2012/ib
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