Blattmacher-Sieger 2018/19:Klassentreffen der Besten

Blattmacher-Sieger 2018/19: Im Foyer des SZ-Turms freuen sich die Schüler über ihre Auszeichnung.

Im Foyer des SZ-Turms freuen sich die Schüler über ihre Auszeichnung.

(Foto: Robert Haas)

Beim Blattmacher-Wettbewerb werden die besten Schülerzeitungen Bayerns ausgezeichnet. Viele Redaktionen haben gezeigt, wie guter Journalismus geht. Dabei bildeten sie ihren Schulalltag genauso ab wie die großen Gesellschaftsthemen.

Von Maximilian Gerl

Unsere Jugend ist unerträglich, unverantwortlich und entsetzlich anzusehen." Dieses Urteil soll - angeblich - der Philosoph Aristoteles gefällt haben. Wobei man daran zweifeln muss: Erstens hat niemand in seinen Werken das "Zitat" entdeckt, das Jugendkritiker gern bemühen. Zweitens gibt es immer wieder Veranstaltungen, die zeigen, dass junge Menschen mehr draufhaben, als ihnen Erwachsene zugestehen würden. Mehr als 100 Redaktionen aus Bayern hatten sich in diesem Jahr beim Blattmacher beworben, dem Schülerzeitungs-Wettbewerb von Süddeutscher Zeitung und bayerischem Kultusministerium.

21 von ihnen konnten sich im Juli im SZ-Hochhaus in München besonders freuen, wurden sie doch als beste Schülerzeitungen des Landes ausgezeichnet. Kultusminister Michael Piazolo (Freie Wähler) betonte das Engagement der Schüler. In den Redaktionen könne man lernen, "wie man im Team arbeitet, wie man schreibt, wie man diskutiert". Stefan Hilscher, Geschäftsführer des Süddeutschen Verlags, dankte den "Kolleginnen und Kollegen" für ihre Arbeit: Angesichts der Qualität der Einsendungen sehe er keinen Anlass zu Nachwuchssorgen.

Zum 14. Mal organisierten SZ und Ministerium den Blattmacher-Wettbewerb. Die Seufzer, die manches Jurymitglied von sich gab, zeigten, wie schwer die Entscheidung über die Landessieger mal wieder fiel. Die Professionalität der Redaktionen beeindruckt wie auch der Wille, etwas Herausragendes zu schaffen in dem bisschen Freizeit, das den Jugendlichen neben Schule, Hausaufgaben und Hobbys bleibt.

Viele Redaktionen integrieren in ihren Entscheidungen Schulalltag und Gesellschaftsthemen

Auf den ersten Blick kommen die Prämierten unterschiedlich daher. Manche Magazine wie der Blog im Blauen Land (Realschule Murnau) sind nur im Netz unterwegs, andere gleichen Büchern - der Innfloh (Ruperti-Gymnasium Mühldorf) umfasst 171 Seiten. Auf den zweiten Blick einen die Ausgezeichneten pointierte Texte, durchdachtes Layout, guter Journalismus. Viele Redaktionen haben in ihren Zeitungen Schulalltag und Gesellschaftsthemen gleichermaßen integriert. So spielen die "Fridays for Future"-Demos fast überall eine Rolle.

Die Preisträger

Grundschulen: 1. Der kleine Hai, Grund- und Mittelschule Haimhausen; 2. Heininger Welle, Hans-Carossa-Grundschule Passau; 3. Spicker, Obere Schule Kulmbach

Mittelschulen: 1. The Sommer Time(s), Michael-Sommer-Mittelschule Schrobenhausen; 2. Hummelnews, Mittelschule Hummelsteiner Weg Nürnberg; 3. #Klätschblätt, Montessori-Schule Ingolstadt

Förderschulen: 1. Franzi, Franziskus-Schule Bad Windsheim; 2. Dach-Street-Journal, Samuel-Heinicke-Fachoberschule München; 3. Kitt, Anna-Kittenbacher-Schule Pfaffenhofen

Gymnasien: 1. Blickkontakt, Von-Müller-Gymnasium Regensburg; 2. Innfloh, Ruperti-Gymnasium Mühldorf am Inn; 3. Echo, Gymnasium Wertingen

Realschulen: 1. Pen(n)house, Realschule an der Salzstraße Kempten; 2. Egon, Staatliche Realschule Hilpoltstein; 3. Freestyle, Städtische Ludwig-Thoma-Realschule München

Berufsschulen: 1. Wortwechsel, FOS/BOS Erding; 2. Verweis, FOS/BOS Augsburg; 3. Zoom, FOS/BOS Freising

Sonderpreis Digitale Medien: LinNet, Lindenschule Memmingen; Blog im Blauen Land, Realschule Murnau; 480 Grad, Leonhard-Wagner-Realschule Schwabmünchen

Das Echo (Gymnasium Wertingen) setzt sich mit Psychiatrieaufenthalten, Dieselskandal und Todesstrafe auseinander, die Hummelnews (Mittelschule Hummelsteiner Weg Nürnberg) mit Rechtsextremismus und Rassismus. Die Redakteure des Wortwechsels (Berufs- und Fachoberschule Erding) nutzen den Schwerpunkt "Minimalismus" als Mittel der Gestaltung, ihr Heft präsentiert sich entsprechend zurückhaltend. Und das Dach-Street-Journal (Samuel-Heinicke-Fachoberschule München) konzentriert sich auf "Helden".

Ständig liefen Heldenfilme im Kino, erklärte Redakteurin Nini Sturm bei der Siegerehrung. Dabei gebe es auch an ihrer Schule Helden; Schüler, die gegen Schokolade kämpften oder gegen Krankheiten. "Wir haben so viele Helden, aber wir sehen sie oft gar nicht." Folgerichtig bat Hilscher alle Schüler ums Weitermachen. "Ihr schafft Öffentlichkeit für Themen, das ist heute wichtiger denn je."

Weil sich viele Redaktionen kennen, ähnelt die Blattmacher-Siegerehrung einem Klassentreffen

Eine Blattmacher-Siegerehrung ähnelt einem Klassentreffen: Viele Redaktionen kennen sich, einige werden regelmäßig beim Blattmacher-Wettbewerb ausgezeichnet, etwa die Redaktion von Franzi (Franziskus-Schule Bad Windsheim) oder Der kleine Hai (Grundschule Haimhausen). Die Jurastudentin Zahra Lalzad, die neben SZ-Redakteurin Anna Günther durch den Tag führte, feierte gar ein Wiedersehen mit ihrer früheren Schule: Die FOS/BOS Freising landete mit Zoom auf dem dritten Platz. Vor drei Jahren hatte Lalzad selbst einen Titel mit Zoom geholt.

Alle Erstplatzierten müssen nun ein Jahr pausieren. Dafür werden sie Mitglied im "Club der Besten". "Wir wollen zusätzlich unterstützen", sagte Silke Zimmermann von der Nemetschek Stiftung. Das funktioniert vereinfacht so: Die Schulen stellen aus einem breiten Angebot an Workshops und Ausflügen ihr "Wunschpaket" zusammen; die Stiftung macht es gemeinsam mit der SZ möglich. Im vergangenen Jahr brachte so eine Integrationsklasse der Berufsschule Schwandorf einen Tag in der Walhalla zu.

Schüler des Gymnasiums Münsterschwarzach, der Realschule Kemnath und der Mittelschule Eltmann hatten die Möglichkeit, sich in diversen Workshops fortzubilden. Die Stiftung übernimmt zudem die Preisgelder. Für die ersten Plätze gibt es je 500 Euro, für die zweiten 300 Euro, für die dritten 200 Euro. Von der kommenden Wettbewerbsrunde 2019/2020 an gilt das auch für die Sieger in der Kategorie Digitalen Medien. Bisher bekamen sie als Sonderpreis spezielle Kurse.

Ums Heitere wie Nachdenkliche kümmerte sich der Münchner Sänger Paul Kowol. Mal rockig, mal poppig, mal auf der Gitarre trommelnd, erzählte der Singer-Songwriter vom Leben und wie es so spielt. Manche Zeile klang wie für diesen Tag getextet: "Wo sind sie, die guten Geschichten? / Ihr findet sie nicht in den Abendnachrichten." Von derlei Unwägbarkeiten des Lebens - genauer: von der Unzuverlässigkeit der Postzustellung - könnten die Redakteure des Von-Müller-Gymnasiums Regensburg berichten. Ihre Einladung ging verschütt, sie verpassten die Verleihung. Piazolo versprach per Videobotschaft, die Unglücklichen zur Nachhol-Ehrung ins Ministerium einzuladen. Anfang Oktober haben sie ihre Urkunde dort abgeholt.

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