6. März 2009:Nicht alle Banker sind reich

SZ-Leser über geschmähte Banker, den Nimbus amerikanischer Universitäten und die Masern-Welle in Deutschland.

Der geschmähte deutsche Bänker

6. März 2009: Die Gehälter von Bankern sorgen in Zeiten der Finanzkrise für Diskussionen.

Die Gehälter von Bankern sorgen in Zeiten der Finanzkrise für Diskussionen.

(Foto: Foto: ddp)

""Durchschnittsbanker verdient 82.700 Euro" überschreiben Sie einen Artikel im Geld-Teil vom 20. Februar. Mitnichten. Der in der Finanzkrise viel geschmähte und arg geprügelte deutsche Banker wird dafür nicht auch noch fürstlich entlohnt. Die aufgemachte Rechnung ist schlichtweg falsch.

Man nehme den in den mittleren Klassen des Gymnasiums eingepaukten Dreisatz: Wenn von 100000 hessischen Bankern im Schnitt jeder 82700 Euro nach Hause trägt, die eingerechneten 15000 Führungskräfte sogar 158000 Euro, dann bleiben für die 85000 Normalbanker rechnerisch gerade noch 69000 Euro. Soweit der Rechenfehler.

Zum anderen, und das ist von ungleich größerer Bedeutung, darf man Hessen mit seiner Bankenmetropole Frankfurt und einer Vielzahl von Auslandsbanken durchaus nicht mit den Verhältnissen im Rest der Republik vergleichen. Der zitierte deutsche Banker wird nämlich mehrheitlich, und das gilt vielleicht für 80 bis 85 Prozent der Betroffenen, nach den neun Tarifgruppen im Bankgewerbe bezahlt. Und hier findet sich wiederum eine Mehrheit in den mittleren Tarifgruppen wieder. Bei angenommen 13 Gehältern trägt der deutsche Durchschnittsbanker also tatsächlich zwischen 45000 Euro und maximal 55000 Euro nach Hause. Sonderzahlungen sind dabei eher die Ausnahme.

Und das wiederum entspricht durchaus auch wieder dem erwähnten Durchschnitt aller hessischen Arbeitnehmer, die ein Jahresgehalt von 48100 Euro beziehen.

Man hüte sich also vor allzu leichtfertigem Umgang mit Durchschnitten. Es ist schon manch einer ertrunken in einem Gewässer, das durchschnittlich nur 30 Zentimeter tief war."

Hellmut Boser München

Inspirierendes Umfeld

"Das Interview mit dem Biologen Thomas Tuschl ("Brauchen Sie wirklich eine Spülkraft?", 28. Februar) stellt in aller Deutlichkeit dar, wie die hochgesteckten Wünsche der Wissenschaftspolitik des Bundes für die Besetzung der mit Millionen Euro geförderten Humboldt-Professur von den Verantwortlichen der Freien Universität Berlin schlicht vertan wurden.

Leidtragende sind vor allem Studierende, die nun nicht an den Forschungsprojekten Tuschls teilnehmen können. Wenn man - wie viele Ministerpräsidenten auf ihren Reisen zu amerikanischen Universitäten es betonen - deutsche Forscher zurückgewinnen will, sollte man wenigstens den Stellenwert und die Arbeitsbedingungen kennen, mit denen man konkurrieren will.

Auch Tuschls Umfeld ist in hohem Maße inspirierend: Die 1901 gegründete Rockefeller University der Upper Eastside Manhattans widmet sich mit einer kleinen Dozentenschaft sehr erfolgreich vor allem den biomedizinischen Wissenschaften, unter anderem mit 23 Nobelpreisen, zu denen auch der deutschstämmige Günter Blobel zählt. Die Ausbildung der Studenten, die nur zum Zwecke der Promotion an die Rockefeller University kommen, erfolgt in 70 Laboratorien nicht nur in den naturwissenschaftlichen Disziplinen, sondern auch mit den in direkter Nachbarschaft an der York Avenue gelegenen medizinischen Einrichtungen der Cornell University und des Sloan-Kettering Cancer Center.

Es hätte sehr geholfen, wenn der Berliner Wissenschaftssenator Tuschls Einladung nach New York wahrgenommen hätte, sich mit ihm in die kleine Bibliothek des alten Gebäudes der Rockefeller University mit Blick auf den East River gesetzt hätte, um den Nimbus zu spüren, der Studierende dazu bringt, bis spät in die Nacht in den Laboratorien zu forschen, obwohl doch kulturelle Einrichtungen und Shopping nahe des Campus locken."

Wolfram Bodsch Pasadena/USA

Vom Nutzen der Impfungen

"Wer sich ernsthaft mit dem Thema Impfung auseinandersetzt, wird feststellen, dass es keine validen Zahlen gibt, die zeigen, dass Impfungen wirklich schützen und dass der Nutzen von Impfungen die Risiken aufwiegt ("Masern Masern-Welle erfasst Deutschland", 3. März). Der Artikel erwähnt die subakute sklerotisierende Panenzephalitis (SSPE) als tödliche Komplikation der Masern, allerdings nicht, dass es sich um eine Erkrankung handelt, die nur auftritt, wenn sich Säuglinge anstecken. (Eine im Raum stehende, noch ungeklärte Frage ist übrigens, ob die Impfung nicht auch zu SSPE führen kann.)

Dass die SSPE mittlerweile wieder gehäuft auftritt, ist Folge des Impfprogramms, weil die Impfung massive epidemiologische Auswirkungen hat. Geimpfte Mütter geben ihrem Neugeborenen keinen Nestschutz mehr, diese kleinen Kinder können noch nicht geimpft werden. Ergo sind sie schutzlos, treffen auf Masernkeime (die übrigens auch im Körper Geimpfter vorkommen), erkranken an Masern und können SSPE bekommen. Ein Teufelskreis, der schon vor Jahren von Epidemiologen vorausgesagt wurde.

Hinzu kommt, dass Personen, die geimpft sind, nach einiger Zeit (und man weiß nicht, wie lang diese Zeit ist) keinen Schutz mehr haben. Sie leiden am stärksten unter Komplikationen. Dies ist nur ein Aspekt der Impfproblematik, abgesehen von Reaktionen auf Zusatzstoffen, die neurotoxisch, kanzerogen und allergieauslösend sind. Was uns fehlt, ist unabhängige Forschung. Was uns fehlt, sind Fakten. Was uns nicht fehlt, sind noch mehr Emotionen."

Dr. Sybille Freund Dreieich

Immer älter, immer ärmer

"Die Krokodilstränen über die Entscheidung des Bundessozialgerichts zur Altersgrenze für die teilweise Kostenübernahme bei künstlicher Befruchtung hätte der Kommentator ruhig weglassen können ("Ein Gefühl des Bedauerns", 4.März). Denn das Urteil reiht sich ein in eine offene oder schleichende Diskriminierung älter werdender Menschen in unserer Gesellschaft.

Künstliche Hüftgelenke nur bis zu einem bestimmten Alter, egal, ob sie der betreffenden Personen helfen oder nicht; Psychotherapien nur bis zu einem gewissen Altern, egal, wie bedürftig dafür eine Person ist; und jetzt eben: die Kassen-Bezuschussung von künstlichen Befruchtungen ebenfalls nur bis zu einem bestimmten Alter, egal, welches Schicksal dahinter steht. Dass Kinderlosigkeit medizinisch als Krankheit eingestuft wird, wird negiert. Dass ein Wegfall der Bezuschussung die Ärmeren in der Bevölkerung trifft, denen man einen Lebensweg verbaut, ist keinen Gedanken wert. Dass eine Erfolgsrate von 18 Prozent bei künstlichen Befruchtungen nach dem 40. Lebensjahr einen respektablen Wert darstellt, wenn die Erfolgsaussicht einer natürlich Befruchtung maximal auf 25 Prozent taxiert wird, wird übergangen."

Heinz Brockert München

Die Last mit den Krankenkassen

"In keinem mir bekannten Land Europas gibt es vergleichsweise so viele Krankenkassen wie in Deutschland. Diese sind vermeintlich nur an der Gesundheit ihrer Mitglieder interessiert, finanzieren aber über riesige Plakate diverse Werbeaktionen mit den Geldern ihrer Beitragszahler. An jeder Litfasssäule wirbt die so genannte "Gesundheitskasse" für einen Wechsel, und verprasst Geld welches an anderer Stelle fehlt. Andere Kassen zahlen Boni für Hotelaufenthalte oder fragwürdige Gesundheitsprodukte.

Als Kinderarzt muss ich täglich Bonushefte für die regelrechte Durchführung der Vorsorgeuntersuchungen für die Kinder unterschreiben, die den Eltern bei Vorlage bei der Krankenkasse einen Betrag von 30 Euro einbringt. Die dreimonatige Behandlung des selben Kindes, ganz gleich wie oft und wie schwer krank, wird mir als Arzt aber nur mit Euro vergütet. Der Abfluss zweckentfremdeter Beiträge ist für alle Krankenkassenmitglieder offensichtlich und in keiner Weise nachvollziehbar.

Krankenkassen dürften nicht wie Bankhäuser geführt werden; wenn das Geld ausgegeben ist, hilft der Steuerzahler. Kassen müssten ihre Bilanzen den Rechnungshöfen offenlegen und dürften nicht das Verhalten der sattsam bekannten Versicherungsbranche mit Kopfgeldern und Abschlussgebühren annehmen und Werbeausgaben verschleiern. Leider erinnern die Gebäude der Versicherungen schon sehr, denen der Banken vor der Krise.

Eine Hausarztliste, wie von Herrn Kamps vorgeschlagen, bringt nur dann eine Verbesserung, wenn kein Geld bei den Krankenkassen verschwendet wird. Wenn der Gesetzgeber klar sagt, was finanziert wird und was nicht. Wenn sozialmedizinische Leistungen aus anderen Quellen bezahlt werden. Und wenn verhindert wird, dass sich die Gesunden in Hausarztlisten mit Boni einschreiben, die chronisch Kranken aber, weil teurer, zeitintensiver, komplizierter, riskanter sich in entfernte Kliniken, mit langen Wartezeiten, einfinden müssen. Nicht der Kranke ist der Störfaktor in unserem Gesundheitswesen, sondern eine Gesetzgebung, die sich nicht zwischen Solidargemeinschaft und Versicherungs/Finanzwesen mit allen unsolidarischen, egoistischen und destruktiven Entwicklungen entscheiden kann, es aber nicht zugeben mag."

Dr. Thomas Monnheimer Freiburg

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