29. Mai 2009:Frage zur Mutterschaft im Alter

Lesezeit: 2 min

Ist es richtig, wenn Frauen im hohen Alter Kinder bekommen? Das war die Frage der vergangenen Woche. SZ-Leser haben geantwortet

Erst kürzlich ist eine 66-Jährige Mutter geworden. Die Britin brachte - dank Eizellspende in einer ukrainischen Klinik - ihr erstes Kind in Cambridge zur Welt. In Deutschland hatte 2007 der ähnliche Fall einer 64-Jährigen für Aufsehen gesorgt. Sollten Frauen in diesem Alter Kinder bekommen? Das war die Frage der vergangenen Woche. Hier sind Antworten - von Männern:

2005 war Annegret Raunigk mit 55 Jahren die älteste Mutter Deutschlands. Ähnliche Fälle erregen immer wieder die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit. (Foto: Foto: dpa)

"Hat diese Frage schon einmal jemand gestellt, wenn Männer mit 60 oder 70 noch ein Kind bekommen haben, von der Zweit- oder Drittfrau oder von ihrer jungen Geliebten? Politiker, Schauspieler, Schriftsteller, Künstler, Industriemanager, mehr oder weniger Prominente, Namen könnte man da zuhauf nennen. Das Ansehen eines Mannes steigt doch nur, wenn er in diesem Alter noch in der Lage ist, Kinder zu zeugen.

Warum also sollten Frauen dann jenseits der 50 keine Kinder mehr bekommen? Dass sie das der modernen Medizin zu verdanken haben, kann kein Grund sein, gibt es doch mittlerweile Tausende von Kindern, die auf "künstlichem" Weg erzeugt wurden. Und dass eine 70-jährige Frau eine bessere Mutter sein kann als ein 17-jähriger Teenie, ist auch unbestritten.

Oder ist es der mögliche frühe Tod der Mutter? Abgesehen davon, dass das für die alten Väter genau so gelten würde und dass die Chance eines langen und rüstigen Lebens heutzutage viel größer ist: Noch vor gar nicht so langer Zeit sind auch junge Frauen oft gestorben, als ihre Kinder klein waren. Und viele von uns Kriegskindern sind ohne Vater oder Mutter aufgewachsen und auch was geworden.

Was also spricht gegen eine späte Elternschaft? Nur das diffuse Gefühl, dass hier der Natur ins Handwerk gepfuscht werde, weil die es doch so gewollt habe, dass bei Frauen mit 45 Schluss ist mit dem Kinderkriegen. Aber wo bitte schön im Menschenleben pfuschen wir denn dieser angeblichen Natur nicht ins Handwerk? Ich glaube eher, es ist unausgesprochener Neid, Neid auf die Courage dieser Frauen und Männer. Die sollten wir aber eher bewundern als moralisch verdammen."

Kaspar Apfelböck München

"Betrachten wir die Seite des Kindes: Ein Neugeborenes ist auf den Schutz seiner Eltern angewiesen. Es dauert etwa 18Jahre, bis ein Kind ausreichend entwickelt ist, um eigenverantwortlich leben zu können. Eine Mutter, die bei der Geburt des Kindes 66 Jahre ist, müsste also ihr Kind bis zu ihrem 84. Lebensjahr aktiv in seinem Leben begleiten und als Berater zur Verfügung stehen.

Nun ist es unbenommen, dass wir in unserer Gesellschaft zunehmend rüstige Rentner haben. Aber das Risiko, nicht mehr rüstig zu sein, ist trotzdem sehr hoch. Deshalb sollte eine Frau neben der eigenen Selbstverwirklichung auch die Versorgung des Kindes verantwortungsvoll bedenken. Sie könnte es machen wie die Männer. Alte Männer nehmen sich junge Frauen, die dann für die Versorgung des Kindes zur Verfügung stehen. Konsequenterweise müsste sich eine ältere Frau eines jungen Mannes bedienen, der dann aber auch verantwortlich die Pflege des Kindes übernimmt."

Horst Neyer Kempten

© SZ vom 29.05.2009/dab - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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