Süddeutsche Zeitung

29. April 2009:Ein Maler mit Gesinnung

Streit um ein Wandgemälde: Der Chemnitzer Bürgermeister will das Bild eines rechten Künstlers entfernen lassen. SZ-Leser diskutieren.

"In dem Bericht 'Chemnitzer Ansichten - Die Stadtverwaltung will ein zehn Meter langes Wandgemälde in einer Schule entfernen lassen, weil der junge Maler ein Rechter ist' wird über einen unglaublichen Vorgang berichtet. Ist sich der CDU-Bürgermeister Brehm von Chemnitz nicht bewusst, dass er durch die Beseitigung des Chemnitz-Gemäldes des jungen Künstlers Zschoke sich wie die Nazis bei der Bücherverbrennung verhält?

Es ist wirklich bestürzend, dass es nicht auf den Inhalt des Bildes, sondern nur auf die rechte Gesinnung des Malers - nicht etwa auf eine rechtsextremistische - ankommt. Dass Menschen von einem CDU-Politiker angeprangert werden, obwohl sie sich innerhalb des demokratischen Spektrums bewegen, zeigt, wie sehr sich der Politiker sich von den demokratischen Grundlagen seiner Partei entfernt hat und der Demokratie somit schwersten Schaden zufügt. Wenn die Christlich-Demokratische Union diesem Treiben nicht Einhalt gebietet, verliert sie den Anspruch, eine demokratische Volkspartei zu sein und ist in der Folge dann auch nicht mehr wählbar."

Joachim Koch Höhenkirchen

Von Rechten und Linken

"'Die Linken werden die Rechten sein...' könnte man ein bekanntes Bibelzitat ummünzen. Eine Grüne, die praktisch nichts weniger als die politische Gleichschaltung des künstlerischen Lebens verlangt - und damit genau das tut, was den Rechten vorgeworfen wird - fürwahr ein bizarrer Streit. Nicht nachvollziehen kann ich aber auch die Bemerkung des Autors Marc Felix Serrao, warum denn der Künstler nicht auf seine Mitarbeit bei 'Pro Chemnitz' hingewiesen hat.

Das geht leider in dieselbe Richtung: Solange seine Betätigungen nicht ausgewiesenermaßen rechtswidrig sind, hat er doch keinerlei Verpflichtung, Auskunft über seine Einkommensquellen zu geben. Genauso wenig, wie man von einem Drogerie-Angestellten verlangen darf, Auskunft darüber zu geben, wie lang und oft und woran er krank war. Nein, die politischen Ansichten eines Künstlers sind seine Privatsache und jene Frau Zais ist mit solch demagogischen Ansichten als Volksvertreterin wirklich fehl am Platz."

Max Wegmann München

Ein Keltenkreuz ist kein Nazisymbol

"Ob die Stadt Chemnitz recht daran tut, das Wandbild von Zschoke übermalen zu lassen, muss vor Ort geklärt werden. Das kleine sogenannte Keltenkreuz auf dem Kirchendach links kann keinesfalls als Argument dafür herhalten. Es als 'Neonazi-Symbol' zu betrachten, ist blanker Unsinn. Wir können uns doch nicht von irgendwelchen Grüppchen obskure Bedeutungen für alte christliche Symbole aufzwingen lassen. Die Bögen in den irischen Hochkreuzen sind vermutlich nur statische Elemente ohne jede symbolische Bedeutung. Dass das 'Hakenkreuz' hierzulande verboten ist, hat dagegen sehr spezifische Gründe."

Prof. Dr. Stefan Zimmer Sankt Augustin

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Quelle:
SZ vom 29.04.2009/sus
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