27. Mai 2009:"Im Kampfe - Entschlossenheit"

Das Ende der Bunkerfestung des Herrn Mehdorn und kein Ende für Atomkraftwerke: SZ-Leser diskutieren die Themen der Woche.

"Sehr geehrte Damen und Herren, nach dem Rücktrittsangebot von Deutsche-Bahn-Chef Hartmut Mehdorn am 30.März 2009 habe ich es für angebracht gehalten, erst einmal die weitere Entwicklung abzuwarten, um nicht auf dem falschen Bein 'Hurra' geschrien zu haben. Gestern gab der neue Vorstandschef Rüdiger Grube nun eine Reihe von Personalentscheidungen bekannt, von denen ich einige mit wonnigem Triumph genossen habe, und das auch noch an einem symbolischen Datum für Deutschlands Eisenbahnen:

27. Mai 2009: Personalwechsel nach dem Rücktritt Hartmut Mehdorns: SZ-Leser diskutieren über die neue Bahnführung.

Personalwechsel nach dem Rücktritt Hartmut Mehdorns: SZ-Leser diskutieren über die neue Bahnführung.

(Foto: Foto: AP)

Von 1957 (Berufung Prof.Dr. Heinz Maria Oeftering zum Bundesbahnchef) bis 1982 (Berufung Dr. Rainer Maria Gohlke - damals eine Sensation: Hurra, ein Manager für die Bundesbahn!) fanden die Einführungen der jeweils neuen, auf fünf Jahre bestellten Vorstände in ihre Ämter jeweils am 13.Mai statt, und genau an diesem Tag fegt nun im Jahre 2009 die schwingende Axt durch die Vorstandsetage der DB AG...

Ich freue mich besonders darüber, dass Seine Prachtvolle Arroganz Wolfgang Schaupensteiner von seinem hohen Roß geholt wurde - denn wenn nicht er als Jurist mit langjähriger Berufserfahrung als Staatsanwalt sollte wissen, in welchem rechtlichen Rahmen sich die strafrechtliche Ahndung von Korruption und Geheimnisverrat zu bewegen hat. Ich freue mich auch für den Leiter der Konzernrevision, Josef Bähr, dass er ab sofort uneingeschränkt Zeit für von Terminstreß entspannte Behandlung beim Zahnarzt hat. Und ich freue mich, dass der Gewerkschafts-Geisterfahrer Norbert Hansen ein herzhaftes 'Vergelt's Gott' dafür empfangen hat, dass er außer seiner eigenen Herkunft auch diejenigen verraten hat, die ihm die Durchsetzung und Wahrung ihrer Interessen als Arbeitnehmer anvertraut hatten.

Alles in allem: Entscheidungen von der nachhaltigen Wirkung einer 10.000-lbs-Bombe des Typs 'Grand Slam', auf die tief unter der Erdoberfläche versteckte Bunkerfestung Mehdorns punktgenau placiert - Vengeance! mit besten Wünschen von Parlament und Verkehrsminister.

Andererseits: 'Im Kampfe - Entschlossenheit; im Siege - Großmut; im Frieden - guter Wille' (Winston Churchill), und insofern hoffe ich, der neue DB-Vorstandschef wird in seinen Vorstand zumindest eine Führungskraft berufen, die den durchdringenden Ingenieurssachverstand Roland Heinischs mit einer gemäßigten Version der Zielstrebigkeit Hartmut Mehdorns vereint. Denn vor allem was Netz und Infrastruktur angeht, muß die Bahn von der Technik her und erst in zweiter Linie von der Finanzwirtschaft her gesehen und geführt werden - fiat!"

Dr. Jörg Femers Bonn

Neuer Versuch zur Volksverdummung

Neuer Versuch zur Volksverdummung

"Nun also hat Herr Hohlefelder einen neuen Versuch gestartet, die Bürgerinnen und Bürger dieses Landes zu verdummen. Es gab ja auch in der Vergangenheit schon Versuche, uns Laufzeitenverlängerung für Atomkraftwerke ( AKW) mit recht trickreichen Angeboten schmackhaft zu machen. So wurden z.B. aus den riesigen Gewinnen, die die AKW-Betreiber bei einer Laufzeitenverlängerung erwarten können, Sozialtarife für einkommensschwache Gruppen angeboten.

Natürlich mit den entsprechenden Sorgenfalten auf der Stirn, man wolle ja bei den steigenden Strompreisen nur helfen. Die 4 großen Energieversorgungsunternehmen ( EVU) und Herr Hohlefelder als oberster Lobbyist haben aber diesen Vorschlag schnellsten zurückgezogen, vielleicht haben sie selber gemerkt, wie unglaubwürdig sie sind ?

Nun wollen sie geschickter vorgehen. Ihre Überlegungen kommen erst am Wahltag um 18 Uhr auf den Tisch. Damit vorher niemand merkt, wie wir einmal mehr für dumm verkauft werden sollen ? Eigentlich müssten gute Demokraten solche Verhaltensweisen weit von sich weisen, ich bin mal gespannt, wie sich diejenigen, die von uns gewählt werden wollen, zu einer solchen Vorgehensweise verhalten.

In Wirklichkeit geht es doch Herrn Hohlefelder und den 4 großen EVU nur ums Geld. Mit einer Laufzeitverlängerung könnten sie zwischen 105 und 315 Milliarden Euro mehr einnehmen, je nachdem wie der Strompreis sich entwickeln und wie lange die AKW laufen sollen. Da mag es den sog. Atomkonsens, also einen Vertrag zwischen EVU und der rot-grünen Regierung geben, da haben die EVU zwar immer wieder von der Politik Vertragstreue eingefordert. Aber für einen solchen Betrag kann man als Betreiber, als Unternehmer, als Lobbyist doch diese Vertragstreue seinerseits ruhig mal verkaufen, oder?"

Renate Backhaus Reppenstedt

Was Gerhard Schröder freut

"Um die Stromversorgung in Deutschland ohne Kernkraftwerke ebenso sicher zu machen, wie derzeit mit den 17 deutschen Kernkraftwerken, sind nicht nur, wie Herr Kohler als Chef der DENA oder unser Umweltminister Gabriel ohne jede Sachkunde irrtümlich sagen, 12 Kohle- oder Gaskraftwerke erforderlich, sondern exakt 34 zu je 500 MW Leistung. Der Erdgasbedarf dieser Kraftwerke beträgt dann jährlich rd. 225 Mrd. kWh der zusätzlich aus Rußland importiert werden muß - zu Kosten von mindestens 7 Milliarden Euro jährlich - sofern Herr Medjedew die Gaspreise nicht erhöht. Gabriels Parteifreund Gerhard Schröder wird das als Aufsichtsrat von Gazprom sicher freuen.

Hinzu kommen die Errichtungskosten für diese Kraftwerke von mindestens 10 Milliarden Euro, zusätzlich den Kosten für den Gasnetzausbau. Dazu werden der Atmosphäre zusätzlich rd. 50 Millionen Tonnen CO2 anvertraut, offenbar ist das für Herrn Kohler kein Problem, wenn das CO2 aus der Erdgasverbrennung stammt. Die Subvention der Erneuerbaren Energien durch die Stromverbraucher beträgt derzeit bereits jährlich über 7 Milliarden Euro, mit weitersteigender Tendenz.

Den Beweis können Sie aus dem beigefügten Hilfsblatt entnehmen, indem die zeitgleiche fluktuierende Windleistungseinspeisung im Jahr 2008 dargestellt ist (rote Flächen und der notwendige Erdgasbedarf für die Stromeinspeisung aus diesen Gaskraftwerken in den Zeiten, wo der Wind nicht ausreichend weht, grüner Flächenbereich). Es ist einfach unverständlich, dass Fachleute, wie Herr Kohler, derartige Tatsachen ignorieren, an unseren Hochschulen werden diese Tatsachen glücklicherweise noch vermittelt."

Prof. Dr.-Ing. Helmut Alt Aachen

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