27. März 2009:Kirchenkritik, Intra-Act und Pixelmännchen

Bertrand Russell als Kronzeuge gegen die Kirche? Intra-Act: Lernkonzept oder Drill-Programm? Schulen als Sicherheitstrakte? SZ-Leser diskutieren.

"Frau Zekri scheint es vordergründig um berechtigte Kritik an Papst Benedikt zu gehen, tatsächlich benutzt sie diese aber als Vehikel für einen Generalangriff auf die Religion. Als Kronzeugen für ihre Attacke führt sie Bertrand Russel an und versteigt sich dabei zur der abstrusen Behauptung, Russel habe mit seinem Beispiel von den vergammelten Orangen die Unsterblichkeit mit den Mitteln der Logik "widerlegt". Nun, Sokrates, der zwar keinen Nobelpreis erharten hat, aber wohl dennoch zu den herausragenden Geistern des Abendlandes gehört, hat seine Schüler gelehrt, gerade mithilfe der Logik das Verhältnis des Menschen zum Göttlichen zu erkennen. Und er selbst hat, unmittelbar vor seinem Tode, von der Unsterblichkeit der Seele gesprochen.

27. März 2009: SZ-Leser diskutieren die Person Bertrand Russell.

SZ-Leser diskutieren die Person Bertrand Russell.

(Foto: Foto: ddp)

Frau Zekri macht ihren Angriff auf die Religion vor allem am Papst und an militanten Islamisten fest. Von Persönlichkeiten wie Franz von Assisi, Mahatma ("Große Seele"!) Gandhi, Martin Luther King, Mutter Teresa und Dalai Lama scheint sie noch nichts gehört zu haben.

Robespierre, der im Artikel von Frau Zekri ebenfalls erwähnt wird , hat bekanntlich für die hohen Menschheitswerte Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit gekämpft. Dass er diese Werte dann später selber mit Füßen getreten hat, bedeutet doch nicht, dass sie nicht weiterhin hohe Ideale sind. Und wenn Papst Benedikt Handlungen begeht, die man als lieblos einstufen kann, bedeutet das doch nicht, dass das Gebot von Christus: "Liebe Deinen Nächsten (also auch den Andersgläubigen oder Ungläubigen) wie dich selbst" falsch, oder heute ungültig ist. Und viele große Denker haben erkannt und formuliert, dass Religion nicht "Opium fürs Volk", sondern unverzichtbare Nahrung für die menschlich Seele ist. Aber es darf natürlich auch Menschen geben, die lieber darben."

Karl Gnatz Planegg

Die Michaelikirche als Aldi-Filiale?

"Die von Ihnen verkündeten Wahrheiten - es gibt keinen Gott, - die Vorstellung von Gott ist eines freien Menschen unwürdig - die reine Lehre der kath. Kirche ist lebensgefährlich.

unter anderen, müßte von Ihnen eigentlich um die Frage ergänzt werden, ob wir jetzt eine zweitausend Jahre alte Kulturgeschichte des christlichen Abendlandes auf den Müll werfen sollten. Und was geschieht mit dem Vatikan, den vielen Klöstern, Wallfahrtstätten, den christlich-caritativen Einrichtungen und den wunderschönen Kirchen. Auf Bayern bezogen käme dann etwa in Betracht, die Theatinerkirche in einen Tanzpalast, die Michaelikirche in eine Aldi-Filiale und die Wieskirche in eine Bierwiesen umzuwandeln. Die noch lebenden Altkommunisten könnten Ihren zeitgeistigen Bemühungen mit Rat und Tat zur Seite stehen."

Josef Dlugi Paderborn

Das Paradies auf Erden

"Sonja Zekri hat meines Erachtens hervorragend die Kluft zwischen Religionsabhängigkeit und dem Denken Bertrand Russells aufgezeigt.Was vielleicht erwähnenswert gewesen wäre:Religion ist nicht unwesentlich als Wirtschaftsfaktor zu begreifen.Man braucht nicht erst auf die Prunkpaläste von Religionsfunktionären hinzuweisen,um zu erkennen,dass von den Pharaonen bis heute mit der Angst der Leute vor dem Nach-dem-Tod sehr viel Geld zu machen ist.

Wem man Angst vor einem wie auch immer gearteten Jenseits vermitteln kann,der ist zu jeder Summe und Anstrengung bereit - Hauptsache,er bekommt "dort" den sicheren Platz,den die Religionsmanager ihm versprechen.Freilich waren und sind diese Versprechen nie überprüfbar - Reklamationen von vorneherein ausgeschlossen. Merke: wer dir für viel Geld das Paradies verspricht,will sich nur auf deine Kosten schon auf Erden das Paradies schaffen... "

Harald Arweiler Dillingen/Saar

Antworten auf letzte Fragen

"Mit der geistreichen Apfelsinenkiste-Parabel von Bertrand Russell als Grundlage ihres atheistischen Manifests liefert Sonja Zekri ein schönes Beispiel für das Spiel der "freien Intelligenz" und für die umwerfende Wirkung der Aufklärung auf das logische Denken von heute. In ihrem Sammelbehälter werden nicht nur vergammelte und unverdorbene Orangen, sondern auch Äpfel und Birnen, Kraut und Rüben zu einem unverdaulichen Konvolut vergoren: Der Nordirland-Konflikt ist wahrlich kein Religionskrieg, sondern ähnlich dem Sprachenstreit in Belgien ein hässlicher sozialer und politischer Kampf.

Dessen ungeachtet packt die Autorin Nordirland, den militanten Islamismus, Sekten, Fundamentalisten und religiöse Eiferer in die große Kiste, die sie Papst Benedikt vor die Tür stellen will. Ihrer religionskritischen Analyse entgeht völlig, dass die mörderischsten Ideologien aller Zeiten, Kommunismus und Nationalsozialismus, antichristliche und religionsfeindliche Weltanschauungen sind, die letztlich der Ursünde des Menschen entstammen, der nicht Geschöpf, sondern selbst wie Gott sein will. - Auch die Angst vor dem "unendlichen Nichts"(Nietzsche) kann zur "Mutter der Grausamkeit" werden.

Denn wer mit Bertrand Russell den Gottesglauben als "intellektuelle Lähmungserscheinung" abqualifizieren will, sollte den Einspruch des Papstkritikers Hans Küng beachten: "Der Preis, den der Atheismus für sein Nein zahlt, ist offenkundig! Er setzt sich der Gefährdung durch eine letzte Grundlosigkeit, Haltlosigkeit, Ziellosigkeit aus: der möglichen Zwiespältigkeit, Sinnlosigkeit, Wertlosigkeit, Nichtigkeit der ganzen Wirklichkeit überhaupt." Könnte diese Vorgabe Küngs nicht zur Basis für Atheisten und Christen werden, gemeinsam die existentielle Erkenntnis zu akzeptieren, dass die sogenannten letzten Fragen immer zu einer Antwort führen, die nicht naturwissenschaftlich zu beweisen ist, sondern einer Überzeugung, einem Glauben entspricht?"

Josef Bürger Salzweg

Demokratie mit unabhängiger Religion

"Es läuft auf die Frage hinaus: Glaube ich an Gott oder nicht? Ist die Antwort ein Nein, dann ist das Christentum eine 2000 Jahre alte Philosophie und es gibt aktuellere, dem Zeitgeist nähere Alternativen. Glaube ich aber an Gott in seiner unendlichen Barmherzigkeit und Güte, dann ist die Frage, ob der Papst sich gegen Kondome ausspricht oder ein katholischer Christ sich die Freiheit seines Gewissens nimmt, sie dennoch zu gebrauchen, relativ nachrangig und kein Grund, deshalb die Kirche zu verdammen.

Einen Gottesstaat wie den Iran mit der katholischen Kirche zu vergleichen, ist ein unzulässiger Vergleich, denn die Besonderheit des katholisch geprägten Teils der Erde ist genau das Gegenteil: In jenem Teil der Welt, in dem während des europäischen Mittelalters die katholische Kirche und später auch die sich von ihr abgespaltenen Kirchen verbreitet waren, gab es niemals einen Gottesstaat, sondern immer eine weltliche Macht (Kaiser und Könige), und - getrennt und unabhängig davon - den Papst als religiöse Autorität.

Es sind genau diese Länder des "Westens", in dem heute die Demokratie tief verwurzelt ist, im Unterschied zu Erdteilen mit anderen Religionen. Offensichtlich schadet es der Entwicklung eines "aufgeklärten" Denkens nicht, wenn es eine von der weltlichen Autorität und dem Zeitgeist unabhängige Religion gibt."

Dr. med. Holger Schmidt-Endres Gröbenzell

27. März 2009

Wissenschaftliche Grabenkämpfe

"Ihr Artikel zum Thema "Lesekonzept IntraActPlus" vom 9.3.2009 geht völlig an der Sache vorbei und ist für das Anliegen einer verbesserten Hilfe für leseschwache Kinder sehr schädlich. Als Ergotherapeutin in eigener Praxis, Mitarbeiterin in einer kinder- und jugendpsychiatrischen Praxis und nicht zuletzt als Mutter mache ich mit diesem Konzept durchweg gute Erfahrungen. Dabei weiß ich aus langjähriger Erfahrung, dass es keine Methode gibt, die als Allheilmittel gelten kann, wohl aber wirksame Ansätze, die im Interesse der Hilfe suchenden Familien nicht unsachlich in Misskredit gebracht werden dürfen.

Die Einwände der von Ihnen zitierten Hochschullehrer erinnern mich fatal an überholte Grabenkämpfe von Vertretern verfeindeter wissenschaftlicher Lehren. Ohne Not bringt Ihr Redakteur auf allzu vordergründige und teilweise unsachliche Weise ein nachweislich wirksames, von den Anwendern hoch gelobtes, erfolgreiches Leselernkonzept in Verruf. Und nicht nur das Leselernkonzept, sondern die gesamte jahrzehntelange Arbeit von Dr. Jansen und Frau Streit. Mit " Lesen und Rechtschreiben lernen" ist es beiden gelungen, Lehrern und Eltern ein gut strukturiertes, verständliches und eingängiges Verfahren an die Hand zu geben.

In Zeiten, in denen immer mehr Kinder immer weniger gut lesen können und deshalb allenthalben der Ruf nach mehr Bildung laut wird, kann man dankbar sein für jeden Erfolg versprechenden Ansatz. Das hat nichts mit Heilsversprechen zu tun, sondern mit wirklicher Alltagstauglichkeit. In Ihrem Artikel äußern sich ausgesuchte Grundschulexperten aus Instituten und Universitäten ideologisch motiviert hyperkritisch und abwertend ("Drill", "stumpfsinnig", "einseitig"), die Praktiker jedoch, d.h. die Grund- und Förderschullehrerinnen loben das Konzept und finden es hilfreich. Sie sind es, die tagtäglich mit vielen Kindern um das Lesen- und Schreibenlernen ringen. Sollte uns das nicht zu denken geben?

Wenn hier abwertend vom Drillen die Rede ist, dann geht es in Wahrheit um einen Leselehrgang, der Kindern ein solides Handwerkszeug gibt. Positiv ausgedrückt bedeutet es üben und wiederholen, solange bis Buchstaben fest verinnerlicht sind und dann kreativ gehandhabt werden können. Beherrsche ich den Lesevorgang sicher, macht er mir Spaß und Freude. Ich traue mir etwas zu, bin stolz auf mein Können. Es ist aus pädagogischer wie aus therapeutischer Sicht fatal, Übung, Wiederholung und Automatisierung als lerntheoretisch unverzichtbare Vorgänge absichtlich mit "Drill" gleichzusetzen. Damit soll ein innovatives hilfreiches Instrument assoziativ (Kadavergehorsam, Abrichtung, Unmenschlichkeit) verunglimpft werden.

Dies wird der Sache nicht gerecht. " Lesen und Schreiben lernen" nach IntraActPlus ist aus lerntheoretischer Sicht ein hervorragendes Konzept, um gerade auch Kindern mit ADHS, mit Wahrnehmungsproblemen oder sonstigen Lernschwächen die Möglichkeit zu geben, sicher lesen und schreiben zu lernen. Das allein sollte die Richtschnur sein. Wissenschaftlergezänk und unsachliche Unterstellungen helfen im Alltag weder Lehrern noch Eltern, deren Lehr- und Erziehungsarbeit oft Schwerstarbeit ist. Ich wünsche mir grundsätzlich mehr Gelassenheit, Fairness und Toleranz von Wissenschaftlern und Journalisten, die ihre Mitverantwortung gegenüber Kindern und Jugendlichen erkennen sollten anstatt munter alte Reflexe zu kultivieren."

Karin Steinmetz Göttingen

Intra-Act-Plus als attraktives Lernprogramm

"Sehr geehrte Damen und Herren, ich bin Mutter von zwei Kindern. Ein Sohn lernte nach dem IntraActPlusKonzept. Er ist jetzt in der dritten Klasse. Mein kleiner Sohn wird nach einem anderen Konzept unterrichtet. Wenn ich beide Konzepte vergleiche kann ich nur sagen, dass das IntraActKonzept mir persönlich besser gefällt. Die Kritikpunkte die in Ihrem Bericht aufgeführt werden, entsprechen nicht den Erfahrungen, die ich beim Lernen mit meinem Sohn gemacht habe.

Er hat die Silben immer gern gelernt und auch schnell erste Erfolge im Lesen erzielt. Er erfasst viel schneller Wörter ohne großartig die Buchstaben aneinander zu reihen d. h. er sieht das gesamte Wort. Ein weiterer Vorteil ist es, das die Kinder ganze Wörter abrufen, ohne sich z. B. im Diktat mit der Schreibweise zu beschäftigen . Sie können sich somit auf das Wesentliche konzentrieren. Ich denke auch insgesamt fördert dieses Konzept die Merkfähigkeit (die Kinder nehmen wesentlich schneller neue Themen auf´, nicht nur im Bereich lesen).

Ich habe zu keiner Zeit das Gefühl gehabt, dass mein Kind gedrillt wird. Sondern die Kinder erleben mehr Erfolge durch gute Noten, für die Sie sich nicht mehr groß anstrengen müssen, weil die Wörter ja im Ganzen abgespeichert sind und nur noch abgerufen werden müssen. Und das motiviert die Kinder, sie haben mehr Spaß am Lernen. Auch das Lesen von Büchern wird den Kindern näher gebracht, da das IntraActKonzept ja auch das tägliche Lesen eines Buches beinhaltet. Und ich las kürzlich in einer Zeitung, dass in Zeiten von Computern, Playstations usw. das Lesen von Büchern vernachlässigt wird. Zum Schluss möchte ich noch erwähnen, dass der Inhalt von Texten von den Kinder schneller erfasst wird, da das Wort ja als Ganzes gelesen wird und die Konzentration nicht auf dem Aneinanderreihen von Buchstaben ruht."

Xenia Trigo Lopes Trittau

Zum Niederballern von Pixelmännchen

""Bayerns Innenminister Joachim Herrmann forderte ein Verbot sogenannter Killerspiele" (SZ vom 13. März, Seite 1). Tanjev Schultz und Thomas Steinfeld halten wenig von einem Verbot. Tanjev Schultz spricht von tausenden "wohlgeratener junger Computerspieler" und von der "Freiheit" der "Kunst", Thomas Steinfeld hält die Killerspiele für eher harmlos (da würden nur stark stilisierte "Pixelmännchen" niedergeballert, der gewöhnliche Fernsehabend sei schlimmer); er deutet ferner an, nicht die Spiele brächten den Gewalttäter hervor, vielmehr sei der Gewalttäter von vornherein ein Gewalttäter und suche die Spiele zur "Anregung".

All diese Argumente sind wenig überzeugend. Killerspiele sind keine Kunst, und Jugendliche, die damit viele Stunden verbringen, mögen zwar wohlgeraten und unauffällig erscheinen, aber es ist sehr wahrscheinlich, dass sie bis zu einem gewissen Grad seelisch abgestumpft und geschädigt sind. Zum harmlos-lustigen Niederballern von Pixelmännchen möchte ich folgendes bemerken: Steinfeld selber gibt zu, dass "Verrohung durch Übung befördert wird", und einschlägige Untersuchungen belegen das. Die eigentliche und letzte Ursache, so Steinfeld, liege im Gewalttäter selbst. Aber ist die Forderung nach einem Verbot von Killerspielen, also die Forderung, der potentielle Gewalttäter dürfe nicht f i n d e n , was er s u c h t (Übung und Anregung), nicht überaus logisch und naheliegend?

In jedem Menschen steckt ein Dr. Jekyll und ein Mr. Hyde! Mr. Hyde sollte nicht aufgepäppelt und liebevoll gestreichelt werden, auch nicht durch Horrorvideos und Killerspiele. Letztere wirken geradezu wie ein Vorbereitungstraining für künftige Amokläufer: reaktionsschnelles Schießen auf laufende menschliche Figuren, Freude am "Ballern", Senkung von Hemmschwellen, Förderung von Aggression!

Dass Abertausende von Jugendlichen solche Spiele spielen und trotzdem unauffällig bleiben, nochmal sei es betont, ist kein Argument gegen ein Verbot: a l l e Konsumenten werden in irgendeiner Weise abgestumpft und geschädigt, n i e m a n d (die Produzenten ausgenommen) hat einen Nutzen, und in manchen Fällen (wie bei Tim K.) sind diese Computerspiele ein Faktor, der dazu beiträgt, die entsetzliche Tat Wirklichkeit werden zu lassen."

Wolfgang Illauer Neusäß

Ohne Killerspiele kein Schulamok?!

"Selbstverständlich kann nicht von einer linearkausalen Relation zwischen dem Konsum von Killerspielen (Massenmordsimulatoren) und einem Amoklauf gesprochen werden. Millionen Jugendliche trainieren schließlich leider tagtäglich den virtuellen Massenmord und laufen in der Realität nicht Amok. Sehr wohl aber geht es um die Erhöhung der Wahrscheinlichkeit für eine solche Tat durch einen derartigen Medienkonsum.

Denn: Menschen lernen in erster Linie und am effektivsten durch Nachahmung, ob sie nun virtuell oder real stattfindet. Es sollte doch zu denken geben, dass Schulamok in der jetzigen Form vor der Einführung von Killerspielen nicht existierte und man muss keine aufwändigen psychologisch-statistischen Untersuchungen durchführen, um folgenden Zusammenhang zu entdecken:

Die Wahrscheinlichkeit für die Durchführung eines Amoklaufs nimmt zu, wenn a) Killerspiele häufig und exzessiv gespielt werden, b) es keine ausgleichenden Bedingungen wie intensive soziale Kontakte und eine gute soziale Integration gibt, c) es zu einer krisenhaften Zuspitzung der Lebenssituation kommt (Liebeskummer, Kränkungen, Missachtungs- und Misserfolgs-Erlebnisse etc.), mit denen massive Schamgefühle einhergehen. (Erst aufgrund gestörter Bedingungen kommt es zu einer zumindest zeitweilig gestörten Persönlichkeitsstruktur. - Aus diesem Grunde ist es eine kurzschlüssige Folgerung, dass Täter immer persönlichkeitsgestört sein müssen.) d) es viele Amokläufe in der Vergangenheit gegeben hat, die für öffentliches Aufsehen gesorgt haben und Amokläufer zu Vorbildern werden und e) Waffen leicht erreichbar sind.

Die Konsequenz, um Amokläufe präventiv zu verhindern, kann deswegen nur lauten: 1. Ein generelles Verbot von Produktion, Vertrieb und Beschaffung solcher Computer-Spiele. Mit Killerspielen sollte so umgegangen werden wie mit Kinderpornographie. Beide Phänomene sind als Perversionen gesellschaftlich zu ächten. 2. Ein generelles Verbot des persönlichen Besitzes von Schuss- bzw. Detonationswaffen.

Es ist ein trauriges Zeichen unserer modernen Gesellschaft, dass sich keiner darüber empört, das Millionen von Kinder Stunde um Stunde, Tag für Tag als virtuelle Kindersoldaten trainieren Menschen auf einem Bildschirm abzuknallen. Und es ist ein trauriges Zeichen, dass keiner die Frage aufwirft: "Was ist eigentlich schützenswert an Killerspielen?" Stattdessen macht man sich Gedanken, Schulen in Hochsicherheitstrakte zu verwandeln."

Klaus Mücke, Dipl.-Psych.; Psychologischer Psychotherapeut Potsdam

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