27. Februar 2009:Frage zu Staatshilfen

Soll die Regierung marode Unternehmen unterstützen, um Arbeitsplätze zu retten? SZ-Leser geben ihre Meinung ab.

Ob Schaeffler oder Opel - der Ruf nach dem rettenden Staat wird lauter. "Soll die Regierung marode Unternehmen unterstützen, um Arbeitsplätze zu retten?" So lautete die Frage der Woche, auf die Leser folgendermaßen geantwortet haben:

27. Februar 2009: Elisabeth Maria Schaeffler zusammen mit ihrem Sohn Georg.

Elisabeth Maria Schaeffler zusammen mit ihrem Sohn Georg.

(Foto: Foto: ap)

"Niemand hat die Firma Schaeffler gedrängt, mittels feindlicher Übernahme Continental zu kaufen. Wenn man sich dafür auch noch Geld borgt, muss man im Vorfeld überlegen, wie man dieses zurückbezahlt. Oder hat Frau Schaeffler ihr Privatvermögen zur Verfügung gestellt? Der normale Bundesbürger kann auch keine Häuser und Geschäfte auf Pump kaufen und darauf hoffen, dass im Zweifel der Staat dafür aufkommt. Mit Hochachtung verfolge ich hierbei die Haltung der schwedischen Regierung gegenüber Saab."

Matthias Schoblocher, München

"In der Niederlanden gab es bis Mitte der achtziger Jahre ein System für freischaffende Künstler, das einen 'Fall Vincent van Gogh' ein für alle Mal verhindern sollte. Nachdem die Künstler sich einer Prüfung unterstellten und diese erfolgreich überstanden, erhielten sie von staatlicher Seite ein festes Gehalt, übergaben im Gegenzug dem Staat jährlich eine bestimmte Anzahl an Bildern und ein materiell sorgenfreies Künstlerleben war gesichert. Dies hatte zur Folge, dass in öffentlichen Gebäuden die Hängeflächen rar wurden, die Lagerhallen für 'überflüssige Bilder' nicht mehr ausreichten und oft nur durch einen 'unerklärlichen Wasserrohrbruch' neuer Platz geschaffen werden konnte."

Michael Mohr, Köln

"Das menschliche Mitgefühl für die Arbeitnehmer will, dass marode Unternehmen vom Staat gerettet werden sollen. Der Verstand sagt etwas anderes: Wo führt das hin? Rettet man ein strauchelndes Unternehmen, muss gerechterweise auch das nächste in Schieflage geratene mit Staatsgeldern stabilisiert werden. Ein Teufelskreis. Leider aber ist dieser Zustand mit den ersten 'Rettungspaketen' bereits eingetreten. Der Fall Hypo Real Estate ist ein Beispiel dafür, wohin unüberlegte Unterstützung moribunder Unternehmen führen kann."

Anne Vester, München

"Maria-Elisabeth Schaeffler weint. 8000 ihrer Mitarbeiter demonstrieren mit ihr für die Rettung des Unternehmens. Um die Dinge beim Namen zu nennen: Die Frau hat gezockt und verloren. Was Frau Schaeffler macht, ist menschenverachtend: Sie instrumentalisiert die von ihr abhängigen Mitarbeiter."

Jörg-Werner Schmidt, Frankfurt/Main

"Über die Sinnhaftigkeit in unserer zentralbeheizten Gesellschaft Pelz zu tragen mag gestritten werden. In diesem Fall jedoch greift es als Symbol zu kurz und ist aus verschiedenen Gründen ärgerlich. Zum einen war die Geschwindigkeit, mit der die Union von ihrem sakrosantem Kurs der Wirtschaftshörigkeit gegen jede gesellschaftspolitische Vernunft abrücken musste, für keinen der viel zu lange außerhalb jeder Kritik stehenden verantwortlichen Unternehmer absehbar. Zum anderen trägt die Union eine langjährige politische Verantwortung für eine Wirtschaftspolitik mit dem Credo, die soziale Marktwirtschaft ist das Reich Gottes und der Unternehmer sein Vertreter hier auf Erden. Die Dämonisierung der Frau Schaeffler scheint hier als Ablenken von eigener Verantwortung gewollt und verkommt so zu reinem Populismus. Eine Volkspartei muss sich aber dennoch die Frage gefallen lassen, warum sie außerstande zu sein scheint, einen ordnungspolitischen Rahmen vorzugeben, der Krisen löst anstatt sie zu vertagen."

Wilke Ferchland, Oldenburg

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