23. Mai:Weltkultur in Gefahr

Brücken in Dresden und über den Rhein: SZ-Leser diskutieren über die Waldschlößchenbrücke und das bedrohte Unesco-Siegel.

Zur Aberkennung des Weltkulturerbe-Titels für Dresden ("Die letzte Frist verstreicht", 16./17. Mai) sowie zu Plänen für eine Rheinbrücke ("Attentat auf das Rheintal", 14. Mai) schreiben Leser:

23. Mai: Bleibt Dresden Weltkulturerbe? Seit Jahren gibt es wegen der Waldschlösschenbrücke Streit. Die Leser meinen: Brücken verbinden.

Bleibt Dresden Weltkulturerbe? Seit Jahren gibt es wegen der Waldschlösschenbrücke Streit. Die Leser meinen: Brücken verbinden.

(Foto: Foto: dpa)

"Die Bemühungen der Unesco werden in Deutschland von Provinzpolitikern konterkariert, die mit Engstirnigkeit die Bewahrung besonderer Orte lokalen Interessen opfern. Im Vordergrund steht dabei der Straßen- und Brückenbau, der noch immer seinen schmerzlichen Tribut fordert, obwohl sich schon der Wandel zu einer postautomobilen Gesellschaft abzeichnet. Das Jammern über die verlorengegangenen Schätze wird enorm sein, wenn eine Rückbesinnung auf die nachhaltigen Lebensqualitäten erfolgt ist.

Leider ist Kultur in Deutschland vor allem Sache der Länder. Vielleicht hätten Bundespolitiker in einem kompetenten Bundesministerium für Kultur den größeren Horizont, um die Tragweite solcher Eingriffe in unser aller Erbe zu erkennen. Sie sollten auch die Macht dazu haben, sie rechtzeitig abzuwenden. Für das Elbtal bei Dresden in Sachsen scheint es schon zu spät zu sein. Wer kann jetzt noch die Rheinbrücke bei St. Goar verhindern?"

Peter Paul Mintert Wuppertal

Eine Entscheidung der Bürger

"Die Stadt Dresden wurde durch einen Beschluss des Sächsischen Oberverwaltungsgerichts vom März 2007 zur Umsetzung des Bürgerentscheids zur Dresdner Waldschlößchenbrücke gezwungen. In diesem Bürgerentscheid hatte sich eine Mehrheit von 67,9 Prozent für den Bau ausgesprochen. Es handelte sich also bei den im Herbst 2007 vorgenommenen Arbeiten nicht um eine, wie der Artikel vermitteln will, brutale, gegen den Bürgerwillen gerichtete Machtdemonstration, sondern um eine Reaktion auf diesen rechtskräftigen Beschluss.

Auch wurde lange Zeit mit der Unesco über eine Vereinbarkeit von Brücke und Welterbe verhandelt. Das Scheitern der Verhandlungen sollte aber nicht ausschließlich der Politik angelastet werden. Eine solche Darstellung entspricht nach meinem Geschmack zu sehr einer Kategorisierung vom Schlage 'gute Unesco, böse Politik'. Ob es insgesamt gerechtfertigt ist, eine 'fanatische Arbeit der Politik gegen den erklärten Willen der Bevölkerung' zu konstatieren, erscheint für mich fraglich."

Georg Pöhle Weinböhla

Und unten regt sich das Leben

"Wer sich in Dresden selbst ein Bild von dem Projekt macht, der wird sehen, dass die Brücke erstens dringend nötig ist und zweitens die Baustelle und der Bauablauf sehr wohl behutsam mit der Landschaft umgehen. Der geplante Bogen trägt einen weichen und verbindenden Charakter. Über Schönheit kann man sicher trefflich streiten.

In Ihrem Artikel wird der Bau als eine Art Kriegszustand dargestellt. Da 'rückten die Baumaschinen an und verwüsteten den Talhang, der bislang als Aussichtsbalkon in Richtung Innenstadt gedient hatte….Unter dieser Brücke wird nie mehr etwas Lebendiges keimen.' Eindrucksvoller kann der Schreiberling seine Wut und Unkenntnis gar nicht darstellen. Denn wenn man sich auf diesen Aussichtsbalkon stellt, bemerkt man sofort, dass die Brücke gar nicht im Blickfeld Richtung Innenstadt liegt! Sie liegt weit daneben! Und unter der späteren Brücke herrscht reges Leben.

Der Elberadweg ist komplett nutzbar. Hinzu kommt, dass die Planungsexperten eindeutig belegt haben, dass ein alternativer Straßentunnel unter der Elbe viel tiefere ökologische Einschnitte zur Folge hätte als die Brücke. Aber das ist schon wieder eine andere Geschichte. Ich freue mich auf diese schöne Brücke, unter der das Leben toben wird."

Ulrich Deike Dresden

Eine Stadt ist kein Museum

"Erst als einige der sogenannten Landschafts-, Denkmal- und Naturschützer meinten, sich hier profilieren zu müssen, wurde die Unesco instrumentalisiert, und die drohte auch gleich arrogant mit dem Entzug des Welterbe-Titels. Die Stadt Dresden ist kein starres Museum, sondern höchst lebendig und hat ein Recht, sich wie jede andere Stadt zu entwickeln.

Die Waldschlößchenbrücke ist dringend erforderlich, um auch den Verkehr in der Zukunft zu bewältigen, zumal das technische Denkmal 'Blaues Wunder' entlastet werden muss. Brücken schaden nicht dem Landschaftsbild, sie verbinden. Und dass die örtlich sehr begrenzte Baustelle - 'Aussichtsbalkon' ist eine maßlose Übertreibung - vorübergehend nicht sehr schön ist, liegt in der Natur der Sache; das gilt ja wohl für alle Baustellen."

Volker Ziess Haan

Die Unesco hat zugeschaut

"Seit über zwölf Jahren laufen die Planungen und dennoch wurde Dresden im Juli 2004 der Welterbetitel verliehen. Auch als der Direktor des Pariser Welterbezentrums, Francesco Bandarin, Dresden die Urkunde überreichte, war noch nicht die Rede von einer Gefährdung des Titels.

Erst als die Medien über eine mögliche Beeinträchtigung des Blickes im Elbtal berichteten, hat die Unesco Dresden 2006 auf die Rote Liste für bedrohte Welterbestätten gesetzt. Warum hat sie ihr Veto gegen diese Brücke nicht schon früher ausgedrückt? Möglicherweise wäre dann noch eine einvernehmliche Lösung gefunden worden. Nun aber sind durch den Bürgerentscheid den Gerichten und der Regierung die Hände gebunden. Eine Nichtumsetzung wäre eine Verletzung einer unserer demokratischen Grundfeste. Und was die Verschandelung der Landschaft durch die Baustelle angeht: Welche Baustelle sieht schon ansehnlich aus? Der Autor sollte den fertigen Bau abwarten, bevor er feststellt, dass 'darunter nie wieder etwas Lebendiges keimen kann.'"

Cornelia Mölke und Jens Weller Dresden

Anmaßung und Arroganz

"Ich bin alter Dresdener und langjähriger Abonnent der SZ. In Dresden haben die Bürger vor etwa 4 Jahren in einem Bürgerentscheid mit über 2/3-Mehrheit für den Bau der Waldschlößchenbrücke gestimmt. Seitdem gibt es Personen, die mit allen Mitteln versuchen, diesen Bürgerentscheid zu unterlaufen. Diese lautstarke Gruppe der Brückengegner - zu der auch etliche Prominenz gehört - kann und will aber nicht verlieren.

Anfangs wurden alle juristischen Mittel genutzt, um sich gegen die Mehrheit der Dresdener Bürger durchzusetzen. Auch der mehrmalige Durchlauf durch aller Gerichtsinstanzen konnte diesen demokratischen Entscheid nicht verhindern. Danach wurden alle erdenklichen Möglichkeiten genutzt, um den Brückenbau zu diffamieren (Blobel - UNESCO, Hufeisennase, Eichenallee...). Nach vielen bösartigen und unsachlichen Artikeln von Frau Christiane Kohl zu diesem Thema (Zitate: 'Gestapo-Methoden', 'Zerstörungswut', 'Betonköpfigkeit', 'unmäßige erschwendungssucht' usw.) folgt nun dieser Artikel von 'G.K.'.

Es ist wieder der gleiche Stil der Anmaßung und Arroganz, wie in den früheren Artikeln. 'Armes Sachsen! Nirgendwo arbeitet die Politik in Kulturfragen fanatischer gegen den erklärten Willen der Bevölkerung.' Zur Erinnerung: Die Abstimmung über den Bau der Elbbrücke erfolgte mit 2/3-Mehrheit für die Brücke. Herr/Frau G.K. ist nicht die Bevölkerung! Auch die weitere Wortwahl wie z.B. 'Verwüstung', 'Wahnsinnsverfahren', 'brutal' lässt auf die Erregtheit des/der Journalisten schließen. Die Grenzen einer feuilletonistischen Betrachtung sind weit überschritten.

Über die Schönheit und Zweckmäßigkeit einer Brücke soll man diskutieren. Doch wenn man Jahre diskutiert hat, die Bürger sich demokratisch entschieden haben und die gegnerische Minderheit alle Gerichtsinstanzen durchlaufen hat, dann sollte man das auch eines Tages respektieren.

Gerhard Schmidt Unterhaching

Mehrheit steht hinter dem Brückenbau

"Mit Vergnügen lese ich die SZ, die mit Ihrer Vielfalt sehr zu meiner Entspannung am Tag beiträgt. Vielen Dank im Voraus für viele gelungene Beiträge ob in Kultur, Sport oder Politik. Zur Abteilung des investigativen Journalismus mit Hans Leyendecker an der Spitze kann ich Sie nur Beglückwünschen. So ein Mann tut jeder Zeitung gut. Für Ihren Artikel aus der SZ Nr. 112/ Seite 13 vom 16./17.Mai hätte ich mir im Vorfeld genau diese vorgenannte Abteilung mit Hans Leyendecker zur Recherche gewünscht, bevor Sie Ihre Meinung über den Bau der Waldschlösschenbrücke und in diesem Zusammenhang die Unesco ausführen.

Warum wird in Ihrem Artikel nicht erwähnt, daß vor Auftragsvergabe die Unesco mit 2 hochrangigen Mitarbeitern vor Ort waren und die Unesco daraufhin die Brücke im Einklang mit dem Titel Weltkulturerbe Dresdner Elbtal befand? Warum wird erwähnt, daß die Politiker gegen die Dresdner Bürger agieren? In Dresden gibt es eine grosse Mehrheit, die zwischen 70-80% liegt, die für den Brückenbau ist. Die Planung der Brücke wurde nach Einsprüchen der Unesco, die vor Vergabe und vor Baubeginn noch ohne Vorbehalte zugestimmt hatte!, u. a. mit Hilfe des ehemaligen Baudirektors der Frauenkirche, Herrn Dr. E. Burger, verschlankt und passt nun noch besser ins Elbtal.

Im Übrigen kann man auch nach Fertigstellung der Brücke noch wunderbar die Stadtsiluette bewundern - die Brücke liegt unter der Blickachse in Richtung Stadt. Meinungen sind schnell gemacht und von Anderen übernommen, man sollte sich die Mühe aber machen und genau vor Ort recherchieren. Im Übrigen ist es einer Interessengemeinschaft um den Nobelpreisträger Dr. Blobel zu verdanken, daß die Unesco Ihre Meinung so verändert hat. Sein Freund, Dr. Bandarin - Leiter der Unesco in Paris - , hat nach o. g. Zustimmung eine Kehrtwendung gemacht nach diversen Treffen mit Herrn Dr. Blobel.

Dies zu beleuchten, dieses Beziehungsgeflecht , wäre ganz sicher eine interessante Aufgabe für Ihre neue Abteilung um Hans Leyendecker. Als ehemaliger Dresdner ist es mir ein Bedürfnis mich für meine Stadt einzusetzen. Es kann nicht sein, daß Beziehungsgeflechte und Geld die gesamte Welt regieren. Am Rande sei noch erwähnt, daß ein Bürgerentscheid pro Brücke ein demokratischer Akt ist und von den entsprechenden Gerichten bestätigt wurde.

L. Michael Offenburg

Zehn Jahre Für und Wider

"Der Artikel beginnt mit 'Zynischer geht's nicht'... Dies stimmt, aber in Bezug auf den Artikel insgesamt! Denn hier wird den Lesern zur im Bau befindlichen Dresdner Waldschlößchenbrücke gezielte und hochgradig polemische Des­information vorgesetzt. 'Nirgendwo arbeitet die Politik in Kulturfragen fanatischer gegen den erklärten Willen der Bevöl­kerung ... Die Bürger Dresdens haben die 'Verantwortung für die Kultur' in imponierender Weise wahrgenommen, als sie gegen den Bau der Waldschlößchenbrücke protestierten. Die Antwort der Politik hätte nicht brutaler ausfallen können: Im Herbst 2007 rückten die Baumaschinen an ...'

Tatsache ist, daß in Dresden mehr als 10 Jahre ausführlichst über das Für und Wider des Brückenbaus unter Einbeziehung eines Großteils der Einwohner diskutiert und gestritten worden ist. Der Stadtrat hat schließlich die Einwohner zu einem Volksent­scheid aufgerufen, der in Sachsen geltendes Recht schafft. Bei hoher Wahlbeteiligung haben sich ca. 65 % für den Brückenbau entschieden. Nachfolgende Klagen der unterlegenen Seite sind durch alle Instanzen abgewiesen worden.

Als parteipolitisch nicht gebundener Bürger meine ich, daß die angesprochenen 'Politiker von CDU und FDP', wenn sie sich an Recht und Gesetz halten und die Brücke bauen lassen nicht die 'Schuldigen in Dresden' sind, sondern daß sie damit ihre Schuldigkeit tun."

Dr. Roland Schmerler Dresden

Ich gebe die Hoffnung nicht auf!

"Seit langem beobachte ich den heftigen und voller Emotionen geführten verbalen Schlagabtausch. Keiner der beiden Parteien ist schuldfrei. Die UNESCO hat eventuell nicht gründlich genug recherchiert oder hat sich durch pers. Freunde umstimmen lassen? Die Stadt hat die angeforderten Änderungen an der Bücke nur halbherzig ausgeführt, eigentlich sind sie nur eine Farce und fallen nicht in Betracht.

Der Bürgerentscheid ist längst nicht mehr bindend und war nicht korrekt, da darin die Gefahr der Aberkennung des Welterbetitels nicht erwähnt wurde. Es ist Polemik, wenn mann sich ständig darauf und die Demokrtie bezieht.

Fact ist: Die ganze Diskussion ist peinlich für Dresden, das Land. Fakt ist auch: Die Brücke zerstört zwar nicht den in diesem Streit oft strapazierten 'Cannaletto-Blick' aber Sie zerstört an einer wunderbaren Stelle die wunderbare Weite des Flusses und die wunderbaren naturbelassenen Elbwiesen. Ich bin oft unterwegs auf diesen wunderschönen Elbwiesen, per pedes und mit dem Fahrrad. Schon vor dem Streit und dem Wiederaufbau nach der Wende war mir und vielen Dresdnern die Einzigartigkeit dieser Landschaft inmitten einer Stadt bewusst. Nach der neuen Reisetätigkeit und den damit verbunden Reiseimpressionen, hat sich dieser Eindruck noch verstärkt. Es ist einer weniger nachhaltig denkender und handelnder (!) Menschen (wie u.a. dem ehemalige Landeskonservator Glaser) zu verdanken, dass die Elbwiesen erhalten blieben und nicht von Immobilienmakler meistbietend verschachert wurden.

Ein Tunnel wäre tatsächlich eine Alternative, dem das Naturschutzrecht in keiner Weise entgegensteht - dazu gibt es eine Stellungnahme von einem rennomierten Verwaltungsrechtler Prof. Gellermann. Damit wäre das Verkehrsproblem für den Autoverkehr gelöst und beide Seiten hätten einen Kompromiss und ein Unesco-Welterbetitel. Ich gebe die Hoffnung nicht auf!"

Birgit Steinfelder Dresden

Auch auf die Leserbriefe zum Thema Weltkulturerbe folgten wieder Reaktionen. Lesen Sie auf der nächsten Seite weitere Reaktionen von SZ-Lesern.

Zerstörung von Werten von Weltbedeutung

Zerstörung von Werten von Weltbedeutung

"Zu den Leserbriefen am 23.5.veröffentlicht: im Leserbrief angesprochener Prof. Blobel, Nobelpreisträger für Medizin hat seinen gesamten Nobelpreis, 1 Million Euro, für den Aufbau der Frauenkirche gespendet, es empört einen wie undankbar die Stadt damit umgeht, aber sich bei jeder Gelegenheit mit der Frauenkirche schmücken, diejenigen die den Verlust des Welterbes zu verantworten haben haben keinen privaten Pfennig zum Wiederaufbau gespendet, man kann sich darüber nur schämen, diese Stadtoberen schmücken sich genau mit diesen Historischen was sie jetzt als Museum bezeichnen, diese Brücke ist grottenschlecht und ist keinesfalls mit dem Welterbe vereinbar! Diese weiträumige Störung der Landschaft durch die Brücke am Scheitel des großen Elbbogens ist objektiv durch Zerschneidung und Verdeckung sichtbar. Da diese Landschaft ein besonders schützenswertes Gebiet ist, weil der Ausstrahlung und Wirkung dieser harmonischen Landschaft vor dem Bau dieser Brücke weltweit ein positiver Wert zugesprochen wurde, was in der Verleihung des Welterbestatus zum Ausdruck kommt.

Es ist nur tragisch, dass es Leuten mit Ihrem schlechten Geschmack offenbar gelingt, Werte von Weltbedeutung zu zerstören - das allerdings sicher nicht ungestraft."

Frau Herbst Dresden

Nicht zu spät für einen Baustopp

"Es sollte klar sein, wer verantwortlich ist für den Verlust des Welterbes - die Folgen sind momentan nicht absehbar, nur die Richtung ist eindeutig negativ für Dresden. Noch ist es nicht zu spät für den Baustopp der Brücke und das Nachholen der Untersuchungen für den Elbtunnel als eindeutiges Zeichen, dass es noch Sinn hat, Dresden eine weitere Chance zu geben.

Die Brücke ist bisher ständig durchgefallen, und das schon, als noch fast nichts von ihr zu sehen war. Jetzt werden die Beeinträchtigungen schon deutlich absehbar und das Gutachten der Aachener damit praktisch bestätigt. Warum sollte eine fertige Brücke plötzlich welterbeverträglich sein? Es geht nicht um die Zerstörung von 19 km Elbtal und nicht um einzelne Bauwerke in diesem Gebiet.

Was mit der Brücke zerstört wird, ist die Harmonie zwischen den Komponenten im besonders sensiblen Bereich des großen Elbbogens. Der ist deshalb besonders sensibel, weil die Anordnung der Brücke im Scheitel eine besonders weiträumige Störwirkung auf den bisher als unendlich empfindbaren zusammenhängenden Landschaftsraum hat. Und eben in der Harmonie dieser Landschaftskomponenten und der Unendlichkeit der Landschaftsempfindung in der Großstadt besteht das Einmalige, für die Welt vorbildliche, was Dresden berechtigt, den Welterbetitel zu tragen.

Mit der Zerstörung dieser Eigenschaften entscheiden Dresden und Sachsen, dass sie nicht bereit sind, der Welterbekonvention folgend alles zu tun, um den aussergewöhnlichen universellen Wert des Welterbegebietes zu schützen. Das beweist die Stellungnahme von Prof. Gellermann. Die vertreibt den Nebel, den die Brückenfans mit der falschen Auslegung des Gerichtsurteils zu erzeugen versuchten. Auch das ist ein Grund, dass Dresden den Welterbestatus verliert - der eindeutige Verstoß gegen die Welterbekonvention."

Karin Volkers Dresden

Der Wert des Elbtals

"Die Fraktion der Brückenbauer verstand damals nicht und versteht bis heute nicht, was den Wert des Welterbe Dresdner Elbtal ausmacht(e):

Es ist der wundervolle Landschaftsraum inmitten einer Großstadt mit seinen ungestörten Blickbeziehungen. Der Verlust dieses Wertes bedrückt und bewegt alle, die sich gegen einen Brückenbau engagieren, und er bedeutet die Zerstörung eines Teils des Welterbe der Menschheit - denn dieser Wert war es, welcher die UNESCO zu der außergewöhnlichen Auszeichnung für das Dresdner Elbtal veranlasste. Es ist ein abgekartetes Spiel wie der Brückenbau in Dresden abgelaufen ist!"

Michael Schuster Dresden

Die Bevölkerung für dumm verkaufen

"Wenn man diese Leserbriefe ließt kann man sich für Dresden nur schämen. Oh, ihr armen Unwissenden, habt keine Ahnung von der Bedeutung eines Welterbes und auch nicht vom Schaden der Zerstörung und einer Aberkennung. Werdet mit Eurer Starrsinnsmonsterbrücke und der damit verbundenen Blamage glücklich... , ich schäme mich für solche Mitbürger Dresdens. Genau das war ja das Ziel der CDU/FDP - Bevölkerung hinters Licht führen und für dumm verkaufen (Helma Orosz: 'Brücke und Welterbe sind vereinbar'). Die Gefahr, die von solcher Politik ausgeht, gibt es nicht zum ersten mal in der deutschen Geschichte..."

Luise Göring Dresden

Die helfende Hand

"Nicht mehr lange und die Elbwiesen werden zubetoniert. Die Brücke war nur der Anfang vom Ende. Die Baulobbyisten stehen schon Schlange. Da man den Titel nicht ablegen kann wie ein aus der Mode gekommenes Kleidungsstück, ist jetzt Aussitzen die aktuelle Politik. Jetzt sind die Lobbyisten am Drücker!

Die Unesco hat nur eine helfende Hand gereicht!"

Lennard Lose Dresden

Harmlose Brücke oder schwerer Eingriff

"Was für die einen nur eine harmlose Brücke inmitten ungenutzter Wiesen ist, bedeutet für andere einen schweren Eingriff in den verbliebenen Torso landschaftlich-kultureller Identität. Mit der nun zu erwartenden Streichung geschieht zugleich etwas paradoxes. Die in sich geschlossene Propaganda der Union fußte vor allem auf der Annahme, die UNESCO wolle das Elbtal gar nicht aufgeben, weil es damit zugleich das einzige Druckmittel auf die geknechtete Elbestadt verlöre.

Die tatsächliche Streichung rückt diese Perspektive zurecht. Die verzerrende Darstellung, mit der Frau Orosz in letzter Minute ihre Verdummungs- und Hinhaltetaktik zu retten sucht, der Tunnel sei vom Verwaltungsgericht abgelehnt worden, bleibt damit genauso wirkungslos wie das Festklammern an einem Bürgerentscheid, dessen Bindungswirkung längst abgelaufen ist.

Der Hinweis der Presse, die Oberbürgermeisterin tue noch einmal alles in ihren Kräften stehende, um den Titel zu halten, lässt dennoch das Schlimmste befürc hten. Wie weit wäre sie wohl dabei imstande zu gehen? Im Grunde aber verliert Frau Orosz am Tage der Streichung jenes Ansehen, das mit ihrem Amt untrennbar verbunden ist. Dass sie die gebotenen Konsequenzen zieht, ist allerdings kaum zu erwarten.

Besonders interessant aber ist: Mit dem Ende der jahrelang vorgetragenen Lügen verlieren die beteiligten Politiker genau die Souveränität, die sie mit aller Macht erhalten wollten. Sie werden zwar weiter den zu lauten Ton angeben, aber es nimmt sie niemand mehr ernst. Insofern stellt die Aberkennung wirklich eine Befreiung dar, wenn auch in anderer Weise, als es Vaatz und Wagner gehofft hatten."

Holger Aue Dresden

Nie wieder

"Wir Dresdner sind bald unsere Welterbelandschaft los. Nie wieder müssen wir uns dafür rechtfertigen, irgendwelchen Werten nachzuhängen, die man eh nicht monetarisieren kann. Nie wieder muss man mit dem Herzgefühl argumentieren. Nie wieder muss man sich als Antidemokrat beschimpfen lassen, nur weil man selber am demokratischen Prozess mitwirkt.

Nie wieder muss man sich von der Politik zum Thema Welterbe verhöhnen lassen. Jawohl, Fakten haben wir dann. Graue und harte Stahlbetonfakten. Damit der Blechdresdner fleissig seine vier Gummireifen drehen lassen kann, um sie im Wohngebiet der Johannstadt dann umso schneller wieder abzubremsen. Und damit das so weiter geht betonieren wir die Elbe demnächst ganz zu und nutzen die Betondecke gleich als Schnellstraße in die Petroleum-Hölle."

Karin Jundhanns Dresden

Fehlplanungen als Zeichen des Fortschritts

"Wenn sich traditionsreiche Städte an die Bauwirtschaft verkaufen wollen, verhallen die Stimmen der Denkmalpfleger ungehört. Oft hilft nur noch ein Veto der Unesco. Was treibt die in Dresden dafür Verantwortlichen, offensichtliche Fehlplanungen als Zeichen des Fortschritts zu verteidigen?"

Lilo Vetter Radebeul

Das monströse Bauwerk

"Es geht nicht um den Verlust eines Titels. Es geht um den Verlust einer weltweit einmaligen Stadt-Landschaft, um den Verlust von Weltkultur, nach Bekanntwerden dieser "bitteren Pille" hat ein Umschwung der öffentlichen Meinung stattgefunden, es ist an der Zeit für die Demokratie, für die Politik, auch für die Bundespolitik, zu handeln. Es kann nicht hingenommen werden, dass dieses monströse Bauwerk gegen eine weltweit öffentliche Meinung gebaut wird, mit der Begründung, die öffentliche Meinung wolle diese Brücke. Die meisten Dresdner Bürger wollen das Weltkulturerbe erhalten."

Susanne Keller Dresden

Ikone für Völkerverständigung

"Wie es Prof. martin Roth, Generaldirektor der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden sagt: Dresden ist - und war bis 1933 - eine international sehr bedeutsame Stadt. Weshalb will man sich unbedingt vor der Weltöffentlichkeit blamieren? Außerdem muss man schon auf beiden Augen und auf der Seele eine Hornhaut haben, wenn man die Schönheit des Elbtals vorsätzlich ruinieren möchte.... dem ist wirklich nichts mehr hinzuzufügen. Gerade Dresden die ehemalige Ikone für Völkerverständigung gerade auch wegen der Frauenkirche. Es verbittert und es wird auf Jahre hinaus das Bild der Stadt in der Erinnerung der Völker beeinträchtigen, das Welterbe für ein plumpes Brückenbauwerk opfern. Dresden - Stadt der Kulturbanausen und Sturköpfe von CDU, FDP und ADAC."

Jens Mulack Dresden

Elbtunnel für den Naturerhalt

"Das Elbtal muss beschützt werden müssen, weil es sich nicht selbst helfen kann. Die Natur und wunderschöne zusammenhängende bisher endlos erscheinende Landschaft am Waldschlösschen muss geschützt werden! Wenn es einen wirklich zwingenden Grund gäbe, dort oberirdisch die Landschaft zu zerteilen in zwei Landschaftsräume - dann könnte man die Notwendigkeit einsehen.

Aber diese Notwendigkeiten gibt es nicht. Den zusätzlichen Verkehr kann man auch unterirdisch erzeugen, mit dem Elbtunnel - das Umweltrecht steht den 'übergeordneten Notwendigkeiten' ja nicht entgegen, wie man dem Gerichtsurteil entnehmen kann oder der Stellungnahme von Prof. Gellermann.

Mit mangelnder Finanzierung des Elbtunnels kann man das solange nicht plausibel erklären, wie man die Klärung der Finanzierungsprobleme dadurch verhindert, dass man eine belastbare Kostenschätzungs-Erstellung verhindert und entsprechend einen Antrag auf Fördermittel beim Bund nicht stellt, was Voraussetzung für die Fördermittelbereitstellung wäre.

Dass man das Geld für die Erstellung einer belastbaren Kostenschätzung nicht aufbringen könnte, glaube ich nicht. Geld für Gutachten zum Zweck der Erweiterung von Straßen entgegen anderslautender Stadtratsbeschlüsse gibt es ja auch - und die bestätigen dann auch noch die Stadtratsbeschlüsse."

Claudia Willert Dresden/Radebeul

Zerstört nicht die Einmaligkeit dieser Stadt!

"Ich bin Landschaftsarchitektin. Wenn mich jemand hier nach meiner Stadt fragt, dann erzähle ich, wie schön sie ist und daß sie etwas ganz Besonderes, Einmaliges hat, daß sie von anderen Städten abhebt: Die Elbwiesen, in einer Ausdehnung, die einem mitten in der Stadt das Gefühl gibt einen Spaziergang auf dem Lande zu machen. Das ist eine Lebensqualität, die man kaum anderswo wiedertrifft, da fast alle Städte, die ich bisher gesehen habe ihre Flußauen im Stadtzentrum bis an die 'Wasserkante' bebaut haben... und dies ist nicht wieder rückgängig zu machen!!! Die Elbwiesen zerstören heisst-die Einmaligkeit dieser Stadt zu zerstören!

Es muß eine andere Lösung für ein Verkehrsproblem geben! Nachtrag: Mir scheint noch wichtig zu sagen, daß es sich hier nicht nur um den Verlust eines Platzes auf einer Liste (Welterbe) handelt (was für mich eher eine Nebenwirkung ist), sondern daß die Tatsache, daß sich das Elbtal in Dresden auf dieser Liste befindet ja etwas ganz Konkretes ausdrückt: Lebensqualität, Einmaligkeit, Unberührtheit der Natur mitten in der StadtA die man durch keine Art von Baumaßnahmen zerstören darf."

Winnifried Schön Dresden

Die Schande der Aberkennung

"Mich macht es tief betroffen, dass ich nun offenbar nie mehr die Unberührtheit der Elbauen bewundern darf. Es macht mich sprachlos und traurig, dass ein arroganter Apparat kompromisslos alles hinwegwalzt, was den Charakter dieser Stadt bestimmt. Für mich stellt sich die Frage, was wir nun noch tun können.

Höchstwahrscheinlich hat sich das Regierungspräsidium bei der Vergabe von Aufträgen viel zu weit aus dem Fenster gelehnt, wer weiß ob bei den Ausschreibungen und Vergabe alles koscher abgelaufen ist. Nicht umsonst sind viele Akten verschwunden, wahrscheinlich müssten dann einige Günstlinge ihre Geschenke zurückgeben, anders kann man diese Blockadehaltung wohl nicht erklären.

Denn nicht umsonst versteifen sich bestimmte Personen, 'nur auf die einzig mögliche Brückenvariante'. Das dieses Projekt auch technisch überaltert ist, interessiert eben diese Herren wenig. Genauso die sogenannte 'Volksabstimmung' überholt, wenn schon damals klar gewesen wäre, das diese Brücke nur unter der Aberkennung des UNESCO- Welterbes zu bauen ist und damit auch ein Völkerechtsbruch initiert wird, wäre wohl nie eine Mehrheit dafür zustande gekommen.

Auch wurde den Leuten damals vorgejubelt 'nur diese eine Variante ist möglich', damit von vorn herein Falschaussagen gemacht. Das Dresden Fehler bei der Einreichung gemacht hat bzw. Falschangaben oder Verschwiegen wird von der sächsischen Staatsregierung nicht erwähnt, sondern versucht ohne ausreichende Begründung die Umkehrunterstellung.

Deutschland, Sachsen und Dresden bliebe dann in Zukunft einiges Übel erspart und die Schande der Aberkennung des Titel und ein Völkerrechtsbruch bleiben uns erspart."

Karin Schröder Dresden

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