23. Januar 2009:Frage zur Aufnahme der Guantanamo-Häftlinge

"Soll Deutschland die unschuldigen Guantanamo-Häftlinge aufnehmen?" So lautete die Frage der vergangenen Woche. Die SZ-Leser sind so gespalten wie die Bundesregierung.

"Soll Deutschland die nachweislich unschuldigen Häftlinge aus dem US-Lager Guantanamo aufnehmen?", lautete die Frage der Woche. So gespalten wie die Bundesregierung in dieser Angelegenheit ist, sind es auch unsere Leser. Hier einige Antworten:

23. Januar 2009: 50 Terrorverdächtige in Guantanamo sind nachweislich unschuldig.

50 Terrorverdächtige in Guantanamo sind nachweislich unschuldig.

(Foto: Foto: dpa)

PRO

"Außenminister Frank-Walter Steinmeier hat wohl nicht umsonst seine Bereitschaft erklärt, freigelassenen Guantanamo-Häftlingen Asyl zu gewähren. Er war es schließlich auch, der den unschuldigen Murat Kurnatz in Guantanamo fünf lange Jahre hat schmoren lassen, obwohl von amerikanischer Seite schon kurz nach seiner Festnahme die Bitte kam, Herrn Kurnatz hier aufzunehmen. Es ist beschämend für unser Land, die Aufnahme überhaupt in Frage zu stellen. Mir fällt das christliche Gleichnis ein, dass es besser ist, 100 Schuldige freizulassen, als einen Unschuldigen einzusperren."

Michael Mohr, Köln

"Bush ist endlich weg, und der neue Präsident will mit der internationalen Gemeinschaft zusammenarbeiten - dann sollte man dies auch tun. Die Auflösung von Guantanamo wäre eine erste solche Aktion, die man gemeinsam betreiben könnte, ein Zeichen für Kooperation. Was hat der neue Präsident von all den Sympathiekundgebungen, wenn man nicht einmal bereit ist, ihn bei diesem unbestreitbar positiven Vorhaben zu unterstützen?"

Dr. Ulla Schacht, Bremen

"Wo bleibt die Humanität, das hohe 'C' unserer christlichen Politiker? Jahrelang wurden hier zu Lande verbale Empörungen über die unmenschlichen Verhältnisse in Guantanamo abgesondert. Jetzt werden wir wieder einmal von einer immer mehr um sich greifenden Kleingeisterei eingeholt. Gestern noch euphorisch bei der Einführung des Präsidenten und voller Erwartungshaltungen an den schwarzen Messias, wollen wir uns heute in unser Wolkenkuckusheim zurückziehen. Amerika soll zwar wieder - auch moralisch - führen und uns alle dabei mitnehmen. Mitwirken? Fehlanzeige!"

Hans-Jürgen Schulz, Fürstenfeldbruck

CONTRA

"Wer von den Häftlingen nach allen Erkenntnissen unschuldig ist, sollte auch in den USA bleiben können, denn schließlich haben ihn die Amerikaner dorthin verfrachtet. Wer aber nach gründlichen Recherchen nach wie vor als Sicherheitsrisiko gilt, der hat auch in Deutschland nichts zu suchen. Wir sollten nicht nach dem abgewandelten Motto verfahren: Nur die allergrößten Kälber wählen ihre Terroristen selber."

Bruno Mellinger, Prien am Chiemsee

"Worin liegt das Problem für ein Einwanderungsland USA , nachweislich unschuldig Inhaftierte im eigenen Lande anzusiedeln? Der Rest der Welt hat die nächsten Jahre genug damit zu tun, die USA unfreiwillig bei der Entsorgung ihrer faulen Immobilienkredite zu unterstützen. Die Folgen der Rüpelpolitik Bushs zu beseitigen ist Sache der Amerikaner, für uns Europäer gibt es bessere Gelegenheiten, Solidarität mit den USA zu zeigen."

Heinz Bittl, Feldkirchen-Westerham

"Manche dieser Häftlinge sind durch die langjährige Haft unter unmenschlichen Bedingungen möglicherweise gefährlich geworden. Wenn Unschuldige so lange in einem Gefängnis festgehalten worden sind, das man nur als 'Hölle auf Erden' bezeichnen kann, wäre es doch verständlich, dass sie diejenigen hassen, die ihnen diese Qualen verursacht haben. Eir sind weder rechtlich noch moralisch verpflichtet, den Amerikanern zu helfen, dieses Problem loszuwerden. Zumal durch die Aufnahme dieser Häftlinge wahrscheinlich unser Verhältnis zu ihren Heimatländern, in denen ihnen Strafverfolgung droht, erheblich belastet würde - etwa mit China bei einer Aufnahme der Uiguren."

Wolfgang Pfeifer, Waldfeucht

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