19. Februar 2009:Sündenböcke und Konsum

SZ-Leser über sinnlose Waren, die wahren Probleme des Finanzmarktes und den Frieden im Nahen Osten.

"Darf ich Ihnen das Einwohnerverzeichnis anbieten?", 17. Februar

19. Februar 2009: Die Finanzkrise ruft ganz unterschiedliche Reaktionen hervor.

Die Finanzkrise ruft ganz unterschiedliche Reaktionen hervor.

(Foto: Foto: ddp)

"Mein Vater zitierte gerne das Märchen von 'des Kaisers neuen Kleidern' um festzustellen, dass die Welt in seinen Augen immer verrückter wurde: nur das Kind wagt es, dem Kaiser zu sagen, dass er nackt ist, während alle Anderen ihm schmeicheln für seine prächtige Robe.

Daran hat mich dieser Artikel wieder erinnert. Die Finanzkrise ist doch nur die logische Folge dieser Verhaltensweise. Wir fragen nicht mehr, warum es möglich ist, mit Klingeltönen ein Vermögen zu verdienen, während absolut notwendige Dienstleistungen wie Kinderbetreuung und Altenpflege nicht kostendeckend verkauft werden können.

Wer es schafft, sinnlose Ware zu verkaufen, wird reich, wer versucht, Kleinkindern Bildung zu vermitteln und alten Menschen Fürsorge zu geben, kann von seinem Einkommen kaum leben.

Es gibt natürlich Menschen, die anders denken, aber es ist schwer, mit solchen Meinungen Anerkennung zu finden in einer Spaßgesellschaft, die jetzt bedenkenlos weiter konsumieren kann, sie muss ja die Wirtschaft ankurbeln. Denn wie Einar Mar Gudmundsson schreibt, will natürlich keiner als 'neidisch, dumm oder veraltet abgestempelt' werden.

Was wir deshalb brauchen sind 'Mutmacher', die einem zeigen, dass man als unbequemer Denker nicht alleine ist, und dass es sich lohnt, die eingetretenen Pfade zu verlassen.

Solche Berichte von Querdenkern, von erfolgreichen Unternehmern, die einen anderen Weg gehen und trotzdem oder gerade deshalb erfolgreich sind, kann man ja glücklicherweise immer häufiger in der SZ lesen."

Maria Maak, Winterhausen

"Sündenböcke des Systems", 16. Februar

Sünden und Redlichkeit

"Der falsche Bischof (Hirte) Williams bei den Pius Brüdern hat jede intelligente Redlichkeit mit seinen haltlosen Behauptungen zur Schoa verweigert. Die lauten Neonazi Demonstranten am 64. Jahrestages der Bombenangriffe auf die Kulturstadt Dresden stellen sich mit ihren dumpfen Parolen ins Abseits von jeder Redlichkeit, und noch viel mehr von jeglicher intellektuellen Reife.

Der Kolumnenautor der SZ vom 16. Februar 2009 Thomas Steinberg lässt leider ebenfalls Redlichkeit und Intelligenz vermissen, wenn er uns einreden will, dass doch das System und vermeintliche Dämonen in natürlichen Zyklen zu solchen Einbrüchen führen, wie sie derzeit im von der Realität gelösten Finanzsystem herumtoben.

Hat nicht auch Herr Steinberg in den letzten Jahren einen bitteren Geschmack gespürt, wenn uns selbst Bankberater der kundennahen Dresdner Bank oder Raiffeisenbank Finanzprodukte schmackhaft machen mussten, die auf Wetten an ominösen Märkten und Renditen auf Kosten von Arbeitskräften in der ganzen Welt zielten?

Jeder realisierte Gewinn, jede Dividende und jeder Managerbonus muss seit eh und je mit harter Knochenarbeit in der Realwirtschaft geschaffen werden, in Rüsselsheim und in Neftjannye Gory, in Dubai und in Botswana, in Silikon Valley und in Detroit.

Jedes Versprechen auf rasche höhere Renditen beruht auf einem Raub an Naturschätzen und Raub an der Wertschöpfung durch die arbeitenden Menschen in aller Welt.

Natürlich darf man nicht der Chinesentheorie verfallen (alle Chinesen ...) und die wichtige Arbeit vieler anständiger Finanzmanager in den gleichen Topf werfen. Aber viel zu viele von ihnen und von den bestellten Aufsichtsorganen sind der Gier, der Eitelkeit und der Fahrlässigkeit verfallen und damit nicht mehr ohne Schuld, i.S.d.G.

Warum bringt Herr Steinfeld nicht Intellekt und Redlichkeit mit, uns über die wahren Probleme des Finanzmarktes aufzuklären, wenn das schon die Schule nicht leistet? Wir Steuerzahler müssen die Zeche zahlen, vestigia terrent!"

Wolfgang Beyer, München

Sündenböcke und Konsum

"Unser Frieden - oder gar kein Frieden", 3. Februar

Kein wirklicher Friede

"Wenn dieser Titel als Frage gemeint ist, dann ist die Antwort relativ einfach, nämlich gar kein Frieden. Alle israelischen Regierungen haben seit Anfang ihres Bestehens keinen wirklichen Frieden mit den Palästi­nensern gewollt.

Das begann mit der völkerrechtswidrigen und brutalen Vertreibung von über 800.000 palästinensischen Siedlern aus dem Westjor-danland und endete mit den obskuren Friedensverhandlungen in Annapolis im vorigen Jahr. Israel hat von Beginn an alle diesbezüglichen UN-Resolu­tionen (mit US-Hilfe) sowie arabische durchaus moderatern Friedensangebo­te mit Bestandsgarantie für Israel abgelehnt.

Der einzige israelische Mi­nisterpräsident, der ernsthaft eine moderate friedliche Lösung versucht hat, war Yizhak Rabin, der dafür auch erschossen wurde. Der Grund für die Ablehnung von echten Friedensverhandlungen ist leicht zu verstehen.

In einem Friedensprozess müssen widerrechtlich besetzte Gebiete resp. Sied­lungen an die früheren Besitzer zurückgegeben werden. Ein Friede garantiert einen Besitzstand. An beiden ist Israel nicht interessiert. Ty­pisch fürdiese Haltung ist der Auftritt von Scharon auf dem Tempelberg vor 6 Jahren.

Israel will sich räumlich auf Kosten der Palestinensern und anderen Nachbarstaaten immer weiter ausdehnen und glaubt, dies nur mit Militärischen Mitteln erreichen zu können, nicht durch einen Frieden mit verbindlichen Vereinbarungen. Das sind die wahren Gründe für die 6 Folgekriege, der erste Krieg mit Jordanien ausgenommen.

Einen Frieden nach israelischen Vorstellungen, nämlich 'Unser Friede' hat Arafat nach Camp David wegen nicht durchsetzbarer Forderungen der israelischen Re­gierung abgelehnt, bzw ablehnen müssen.

Die sog. Friedensgespräche im vorigen Jahr in Annapolis haben nur eine Alibi-Funktion für George W. Bush. Sie wurden im Laufe des vorigen Jahres von der israelischen Re­gierung gründlich zerredet.

Ob es Obama gelingen wird, sich von dem starken Einfluss der jüdischen Lobby in den USA etwas mehr als sein Vorgänger zu distanzieren und sich ernsthaft für einen echten Frieden einzusetzen, muss abgewartet werden."

Dr. Herbert Hosse, Münster

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