17. April 2009:High design und falsche Hugenotten

Die Frage nach den Helden: SZ-Leser diskutieren über die Trends der Modebranche, die Familie Peugeot und Jagdflieger im Zweiten Weltkrieg.

"Die Daten, die in "Schluss mit Bling" vom 11./12./13. April zitiert werden, zeigen die Krise der Modebranche. Allerdings äußert sich die Krise keineswegs, wie der Untertitel, in "schlicht und schwarz". Hier wurde lediglich ein minimaler Ausschnitt der Laufstegpräsentationen 2009/10 berücksichtigt.

17. April 2009: Von wegen schwarz: Für die SZ-Leser waren die diesjährigen Modenschauen bunt.

Von wegen schwarz: Für die SZ-Leser waren die diesjährigen Modenschauen bunt.

(Foto: Foto: dpa)

Vergleicht man 75.000 Fotos der 550 Schauen in Mailand, London, New York und Paris, so machen die Modelle in Schwarz nur 20 Prozent aus. Bei etwa 250 Schauen in New York setzen zehn Designer auf Schwarz, ebenso viele bei den 85 Schauen in Paris. Hinzu kommt, dass seit den 90er Jahren jedes zweite Jahr das Revival von Schwarz herbeizitiert wird und dennoch in einem größeren Modeumfeld, das heißt außerhalb des "high design", nicht ankommt."

Prof. Dr. Ingrid Loschek München

Woher stammen die Peugeots?</

Woher stammen die Peugeots?

"Im Bericht über den Peugeot-Konzern ("Abschied nach dem Absturz" vom 31.März) steht, bei der Familie Peugeot handele es sich um Hugenotten aus dem ostfranzösischen Städtchen Doubs. Das ist falsch.

Die Peugeots stammen nicht aus dem Dörfchen Doubs am Fluss Doubs im gleichnamigen Département, sondern aus Vandoncourt bei Sochaux nahe Montbéliard, wo sich heute noch die Firma befindet. Sie sind auch keine Hugenotten, weil das Gebiet als Grafschaft Mömpelgard bis zur französischen Revolution zu Württemberg gehörte. Württembergische Untertanen aber waren württembergische Lutheraner. Die Brüder Peugeot, die die Firma gegründet haben, sind übrigens noch als Württemberger geboren worden."

Dr. Andreas Birken Hamburg

Manager und Moral

Manager und Moral

"Es geht doch nicht um die vielen redlich bemühten Mitarbeiter von Banken und Versicherungen ("Manager als Buhmänner der Nation" vom 27. März). Es geht vielmehr um einige Spitzenmanager, die nach ihrem folgenschweren Versagen mit ihrem Verhalten jedes Gefühl für Moral und Gerechtigkeit vermissen lassen.

Meines Erachtens kommt der Unmut vor allem daher, dass bis dato mangels ausreichender Wirtschafts-Gesetzgebung keiner der Spitzenmanager etwa wegen Untreue oder Verletzung der Sorgfaltspflichten angeklagt wurde, während die Bürger und Arbeitnehmer großen Schaden davontragen. Warum sollten diese Manager nicht ähnlich wie versagende Politiker oder Sporttrainer gescholten werden?"

Dietmar A. Angerer München

Humane Heldentat

Humane Heldentat

"Im Interview "Helden" vom 4./5. April wird das Ruhmesblatt des Jagdfliegers Günther Rall herausgestellt. Man könnte meinen, dass das Außergewöhnliche eines Fliegers im Kriege mit 250 Abschüssen besonders erwähnenswert wäre. Dagegen möchte ich ein Erlebnis darstellen, das ich (geboren im März 1919) hatte: Ich war 1943 als Jagdflieger in Villacoublay bei Paris stationiert.

In der Zeit hatten die Alliierten den Flugplatz stark zerbombt und vor allem unsere Einsatzmaschinen zerstört. Wir hatten schließlich nur noch das veraltete französische Jagdflugzeug Devoitine. Wenn wir dann bei Anflug der alliierten Bomber mit Jagdschutz angreifen wollten, waren wir aufgrund unserer veralteten Maschinen völlig chancenlos. In dieser Situation war ich von unserer Staffel der letzte, der noch flog.

Während eines Einsatzes erschien plötzlich neben mir eine Jagdmaschine vom Typ Spitfire. Und bei näherem Hinsehen erkannte ich, dass es ein Engländer war. Damit war eigentlich mein Schicksal besiegelt, aber wir flogen noch eine ganze Weile nebeneinander und blieben in Blickkontakt. Plötzlich nahm der englische Pilot die rechte Hand hoch, winkte mir zu und drehte ab. Das war keine besondere Heldentat, aber eine außergewöhnliche, humane Reaktion."

Horst-Peter Naumann Oldenburg

Schuld bis zum Tod

"Mich schaudert es bei Ihrem Interview mit Günther Rall, dem "erfolgreichsten Jagdflieger des Zweiten Weltkriegs". Muss es nicht "einer der größten Mörder des 2. Weltkriegs" heißen? Ihre Beschönigung ist brutal. Einer Person, die so viel Gräuel als Nazi angerichtet hat, ein solches Forum zu geben, erzürnt mich.

Seine Frau Hertha als Helferin der Juden vorzuschicken, um das eigene gute Gewissen zu erhalten, ist beleidigend. Hätte doch er, statt in seiner Freizeit in den Wiener Wald zu gehen, auch etwas für die Menschlichkeit getan. Er träume nicht mehr jeden Tag vom Töten sagt er. Ich meine, die Schuld reicht bis zu seinem Tod, die kann er nicht einfach vergessen.

Ein Forum wie dieses hat Rall, auch wenn er nach dem Krieg ehrenvolle Aufgaben wahrgenommen hat, nicht verdient. Der gute Opa hat eben mindestens 275fach getötet."

Lisa Schmidt Essen

Elektroautos – eine technische Fehlinvestition

Elektroautos - eine technische Fehlinvestition

"Elektroautos emittieren keine Schadstoffe und mit diesem Argument betreibt die Autoindustrie reine Augenwischerei; selber steht sie zwar da als umweltpolitischer Saubermann, hat aber den Schwarzen Peter nur verschoben. Die erforderliche elektrische Energie kommt zwar sauber aus der Steckdose aber hinter jeder Steckdose steht ein (schmutziges) Kraftwerk mit einem miserablen Wirkungsgrad.

Wegen dieser Energieverschwendung bei der Stromerzeugung sollen zwar elektrisch betriebene Nachtspeicheröfen aus dem Verkehr gezogen werden, Elektroautos aber trotzdem in den Verkehr gebracht werden, obwohl die Energiebilanz keinen Deut besser ist. Betrachten wir folgenden Fall: In einem mit Erdgas betriebenen Gaskraftwerk wird Strom mit einem Wirkungsgras von (bestenfalls) 40 % erzeugt, der zum Aufladen der Autobatterie verwendet wird, d.h. ein Elektroauto emittiert dann mehr als das Doppelte an klimaschädlichen Kohlendioxid, als wenn Erdgas direkt als Kraftstoff im Auto eingesetzt würde.

Erdgas-betriebene Kraftfahrzeuge sind praktisch erprobt und die Infrastruktur ist vorhanden. Selbst vorhandene Kraftfahrzeuge könnten mit einem minimalen Aufwand für den Erdgasbetrieb umgerüstet werden. Erdgas ist umweltfreundlich: Der Ausstoß von Schwefeldioxid, Ruß- und anderen Partikeln wird nahezu vollständig vermieden, der Kohlendioxid-Ausstoß ist um ca. 25 % geringer als bei den herkömmlichen Antriebsarten und es ist zur Zeit um die Hälfte billiger als Benzin.

Mit Erdgas ließe sich die politische Forderung, den Kohlendioxid-Ausstoß um 20 % zu verringern sofort durchführen. Der Betrag von 500 Millionen Euro, der von der Regierung zur Förderung von Elektroautos bereitgestellt wird, ist eine gigantische Fehlinvestition in eine aussichtlose Technologie, vergleichbar mit der Verschwendung von Steuergeldern bei der Förderung des inzwischen aufgegebenen Transrapids."

Dr.Bruno Kolb Owingen

Nato leugnet Völkerrecht

Nato leugnet Völkerrecht

"In der SZ vom 11./13. April wurde von der Planungseinheit der Nato Inhalt, Sinn und Geltung des völkerrechtlich verbindlichen Nichtverbreitungsvertrags (NVV) widersprochen.

Nachdem sich die Mehrheit der Deutschen über die Absicht des neuen amerikanischen Präsidenten freute, eine atomwaffenfreie Welt zu planen und die Pläne von George W. Bush zur Schaffung ganz neuer Atomwaffen zu streichen, erklärte der stellvertretende Leiter der Planungsabteilung der Nato, der Deutsche Michael Rühle, diese Worte des amerikanischen Präsidenten als "bombastische Rhetorik" und legte dar, es sei "nichts in Sicht, was auch nur entfernt die Realität einer nuklearwaffenfreien Welt andeuten könnte." Er erklärte seine Missbilligung dessen, dass "die Interessen Deutschlands nur noch auf ein Ziel reduziert würden: nukleare Abrüstung."

Es erscheint völlig inakzeptabel, dass ein deutscher Staatsbürger, der leitende Funktionen in der Planungseinheit der Nato wahrnimmt, solche Auffassungen publiziert ohne auch nur mit einem Wort dies als seine persönlichen Ansichten zu kennzeichnen. Dadurch werden seine Worte Bestandteil der offiziellen Nato Politik und Planung. Er missachtet auch Entwicklungen in der deutschen Politik wenn er missbilligend sagt, "manche verlangen sogar den Abzug der in Deutschland stationierten amerikanischen Atomwaffen."

Tatsächlich fordern im Bundestag alle Oppositionsparteien dies von der deutschen Regierung und es erscheint nicht ausgeschlossen, dass diese sich der Forderung anschließt. Deutschland ist Unterzeichner des Nichtverbreitungsvertrages, womit sich Deutschland nicht nur vom Besitz und Gebrauch atomarer Waffen distanziert, sondern sich entsprechend dem Sinn dieses Vertrages zu einer atomwaffenfreie Welt bekennt. Es wäre zu wünschen dass ein von Deutschland entsandter Beamter in den Diensten der Nato an seine Pflichten erinnert wird, solche Äußerungen entweder als persönliche Ansichten zu kennzeichnen oder seinen Dienst quittieren."

Dr.Wolfram Rohde-Liebenau München

Grausame Aussichten für Kinder von Last-Minute-Eltern

Grausame Aussichten für Kinder von Last-Minute-Eltern

"Sehr geehrte Redaktion, die armen Kinder! Wenn sie endlich (rein rechnerisch) mit ca. 30 Jahren eine eigene Familie gründen wollten, dürfen sie sich gleich auch noch um ihre langsam hinfällig werdenden, kränkelnden Eltern kümmern (falls sich der Egoismus der Erzeuger auch mitvererbt, wären sie allerdings aus dem Schneider).

Dieser Nachwuchs bekommt doch nie eine Chance für einen Zeitabschnitt seines Lebens, eine selbstbestimmte Phase zu durchleben. Nachdem die Kinder so teuer und mühsam erzeugt wurden, werden die Eltern sie doch nicht aus den Augen lassen. Von heute an gerechnet wird die Medizin sicher auch nicht so weit sein, dass alle Alters-Demenzbeschwerden aus dem Weg geräumt sein werden, auch wenn die Werbung mit fitten Grauhaarigen auf Welterkundungsfahrten Anderes vorgaukelt.

Die Realität wird bös aussehen. Die Pflegeversicherung wird (auch von heute aus gesehen) garantiert nicht die Fürsorge für all die ab-75-jährigen übernehmen können. (Die Väter sind in der Regel auch nicht jünger als die Mütter, im Gegenteil).Die Aussichten der Kinder der Last-Minute-Eltern: Von der Jugend katapultiert in die Verantwortung für die Alten. Grausam, die tun mir echt leid!"

Dr. Veronika Six Hamburg

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