10. April 2009:Es braucht globale Reisefreiheit

"Manager sind keine Hexen": SZ-Leser über Sanktionen gegen die Verursacher der Finanzkrise, die Flüchtlingsproblematik und Kohlendioxid unter der Erde.

Wege gegen Flüchtlingsströme

10. April 2009: Afrikanische Flüchtlinge versuchen oft mit völlig überladenen Booten das europäische Festland zu erreichen. Im Bild: Die spanische Küstenwache nimmt afrikanische Migranten auf.

Afrikanische Flüchtlinge versuchen oft mit völlig überladenen Booten das europäische Festland zu erreichen. Im Bild: Die spanische Küstenwache nimmt afrikanische Migranten auf.

(Foto: Foto: dpa)

"Der Leitartikel 'Tödliche Sehnsucht' vom 1. April von Michael Bitala trifft den Kern. Wenn Europa versucht, mit bilateralen Abkommen Flüchtlingsströme aufzugreifen und einzudämmen, dann mag vielleicht ein Massensterben verhindert werden, aber die Probleme würden bleiben.

Amerika wurde von europäischen Migranten besiedelt, Australien war das 'Guantanamo' der Engländer. In der gegenwärtigen Krise schotten sich die reichen Länder ab, pachten und kaufen Land in unterentwickelten Ländern, um Nahrung für die eigene Bevölkerung zu produzieren; sie legen Konjunktur- und Bankenrettungspakete auf.

All das sind Instrumente, von denen die meisten Staaten in Afrika nur träumen können. Was bleibt ist die Migration, koste es was es wolle, notfalls das Leben. Damit wird globale Ungerechtigkeit geschürt: Der Geburtsort entscheidet wer reisen darf und wer nicht. Was wäre denn gewonnen oder verloren, wenn die Visumspflicht aufgehoben würde?

Diejenigen, die bis zu 3000 Euro an dubiose Schlepper bezahlen, könnten dann legal nach Europa reisen und hätten vielleicht sogar ein Startkapital, um sich eventuell eine neue Existenz aufzubauen oder aber zu erkennen, dass hierzulande auch nicht alles Gold ist, was glänzt.

Eine auf globale Gerechtigkeit orientierte Politik darf sich globaler Reisefreiheit nicht verschließen, sondern sollte die Chancen überprüfen, die eine Aufhebung des Visumszwanges bieten könnte."

Rainer Kunze, Köln

Speichertechnik mit Risiko

"Die im Bericht 'Kohlendioxid soll unter die Erde' vom 2. April getroffene Aussage, dass von austretendem Kohlendioxid für den Menschen keine Lebensgefahr ausginge, ist falsch. Zwar ist das Gas im Gegensatz zu Kohlenmonoxid weder brennbar noch giftig, weshalb es immer wieder gerne als ungefährlich dargestellt wird. Doch ist Kohlendioxid schwerer als Luft und 'fließt' daher zu tiefen Stellen. Dort sammelt es sich und verdrängt die Umgebungsluft und mit ihr den lebensnotwendigen Sauerstoff.

Träte also Kohlendioxid aus einer Lagerstätte im Boden aus, wären die in benachbarten Senken oder Tälern wohnenden Menschen sehr wohl in Lebensgefahr. Nicht einmal die Flucht mit dem Auto wäre ihnen möglich, denn auch der Verbrennungsmotor der Fahrzeuge benötigt Sauerstoff.

Bei einem unkontrollierten Austritt von Kohlendioxid aus einer automatischen Löschanlage in Folge eines Defekts kam es so am 16. August 2008 in Mönchengladbach zu einem dramatischen Unfall mit mehr als einhundert Verletzten. Hubschrauber mussten eingesetzt werden, um das Gas aufzuwirbeln und dessen Konzentration herabzusetzen.

Die Abscheidung und 'Endlagerung' von Kohlendioxid (CCS-Technik) - als Zeithorizont werden im Bericht 'Jahrzehnte' genannt - und der Transport solch großer Gasmengen bis zur Lagerstelle bergen also auch für den Menschen direkte Risiken. Zudem wird das Problem so auch nur aufgeschoben. Eine Lösung ist die CCS-Technologie also nicht."

Dr. Markus Treml, Unterföhring

Von Managern und Hexen

"Kaum jemand versucht ernsthaft, diejenigen zur Rechenschaft zu ziehen, die mit tolldreisten Risiko-Spekulationen die Wirtschaftskrise herbeigeführt haben; Thomas Steinfeld aber meint ('Inquisition', 31. März), die 'Geldhändler und Manager' vor einer neuen 'Inquisition' und 'Hexenjagd' in Schutz nehmen zu müssen.

Weder die Stimmungslage in der Öffentlichkeit noch die heute möglichen rechtlichen Sanktionen rechtfertigen auch nur im entferntesten einen solchen Vergleich. 'So und nicht anders funktioniert der Kapitalismus' schreibt Steinfeld und meint: nach dem Prinzip 'Nehmt, was ihr kriegen könnt.' Selbst wenn dies uneingeschränkt richtig wäre, hülfe kein Vergleich mit der Glaubenskrise des Spätmittelalters und der daraus gespeisten Dämonologie, sondern nur gründliches Nachdenken über Alternativen zum Kapitalismus. Der Satz ist aber bestenfalls eine Halbwahrheit, denn auch innerhalb des Kapitalismus gibt es Möglichkeiten regulatorischer Risikobegrenzung.

Zur Rechenschaft zu ziehen wären freilich nicht nur die 'Geldhändler und Manager', die für ihre ruinösen Geschäftsmanöver auch zusätzlich noch mit millionenschweren Boni belohnt werden, sondern auch die Politiker, die das ökonomische Raubrittertum gesetzgeberisch - dabei vor allem steuerrechtlich - gefördert haben, und das Heer der sogenannten Experten, die seit vielen Jahren erfolgreich gepredigt haben, hemmungslose 'Deregulierung' diene dem allgemeinen Wohlstand."

Hans Krieger, München

Leicht und elegant statt schwer und prunkvoll

"Der Salon von Mae West ('Die Besucher, Folge 12', vom 4./5. April) ist nicht im Louis-quartorze Stil eingerichtet. Es handelt sich dabei vielmehr um den Louis-quinze Stil. Nicht um den schweren, prunkvollen Barockstil zur Zeit Ludwig XIV., des sogenannten Sonnenkönigs, sondern um den leichten, eleganten Stil seines Nachfolgers."

Dr. Christian Gramatzki, Köln

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