09. Mai 2009:Von Artenvielfalt und Willkommenskultur

SZ-Leser diskutieren zum falschen Eindruck von Prinz Charles, dem Aus der "prächtigen Kulturlandschaft" und dem deutschen Einbürgerungstest.

Ein Prinz mit Bürgersinn

09. Mai 2009: Ein SZ-Leser ergreift Partei für das Engagement von Prinz Charles.

Ein SZ-Leser ergreift Partei für das Engagement von Prinz Charles.

(Foto: Foto: dpa)

"Der Artikel 'Hier die Royals, dort die Royalisten' (30. April) zeugt von absoluter Unkenntnis der Person und der Leistungen des Prinzen of Wales. Ich bin Prinz Charles mehrmals persönlich begegnet, habe auch mit ihm gesprochen und darf mir daher eher ein Urteil erlauben. Anstatt sein Engagement für den Umweltschutz, für die Aussöhnung zwischen den Welt-Religionen oder für die Unterstützung junger Arbeitsloser durch den von ihm gegründeten Prince's Trust objektiv zu würdigen, schildert der Beitrag mit Häme nichtige Details über sein Privatleben, das im Zweifel niemand kennt oder über das Äußere seiner Frau, deren Aufgabe es gewiss nicht ist, als Model durch die Welt zu laufen."

Karin Heintz München

Armselige Kulturlandschaft

Armselige Kulturlandschaft

"Immer wenn Bauern um ihre Existenz fürchten, wird die 'Pflege der Kulturlandschaft' ins Feld geführt ('Neue Ideen statt hilfloser Appelle', 29. April). Doch was ist denn die 'prächtige Kulturlandschaft' anderes als das bedrückende Ergebnis einer menschgemachten Umweltkatastrophe gigantischen Ausmaßes? Über Jahrhunderte haben bei uns die Menschen das gemacht, was wir im Amazonasgebiet entrüstet kritisieren: die ursprüngliche artenreiche Flora und Fauna praktisch vollständig vernichtet.

Die prächtige Kulturlandschaft ist doch nichts anderes als ein artenarmes, ohne permanente Pflege des Menschen nicht lebensfähiges Relikt dieser Urlandschaft. Was spricht denn dagegen, landwirtschaftlich nicht mehr genutzte Gebiete kontrolliert sich selbst zu überlassen? Wir werden eine ungeahnte Artenvielfalt erleben!"

Prof. Dr. Manfred Gekeler Konstanz

Uruguay von seiner besseren Seite

Uruguay von seiner besseren Seite

"Mit Nutten geht der Bericht über Uruguay 'Ab durch die Pampa' (30. April) los. Hat der Autor gezielt danach gesucht? Ich komme aus Montevideo und dort muss man schon lange nach den Nutten suchen. Hier wird ein düsteres Bild von Montevideo und seinen Bewohner gezeichnet, das überhaupt nicht der Wahrheit entspricht. Auch das Bild mit Artigas wurde - wohl absichtlich - vom negativsten Winkel überhaupt aufgenommen. Uruguay sei eine Art DDR mit viel Sand, was für eine Unverschämtheit. In Uruguay herrschte immer Reisefreiheit. Abgesehen von der Regimezeit (1974-85), die alle Länder in Südamerika erfasst hat, hat es dort uneingeschränkte Demokratie gegeben, das heißt Meinungsfreiheit, Pressefreiheit und alles, was dazu gehört. War dies in der DDR vielleicht auch der Fall? Montevideo mit Sarajewo nach den Bombenangriffen zu vergleichen, ist an Zynismus nicht zu überbieten. 'Vorbei an der hässlichen Uferpromenade': Montevideo hat eine sehr schöne Rambla (Uferpromenade), wo der Río de la Plata bis ins Unendliche geht. Welche Absicht hat die SZ, eine Stadt so niederzumachen?"

Pablo Lübeck München

So weit die deutsche Zunge klingt

So weit die deutsche Zunge klingt

"Warum geben viele einbürgerungswillige Ausländer auf ('Abschreckendes Deutsch', 29. April)? Ist es aus Angst, es nicht zu schaffen? Dazu meint Frau Merkels Integrationsbeauftragte Maria Böhmer, die Einheimischen müssten vor allem eine 'Willkommenskultur' entwickeln. Wie die Willkommenskultur der Bundesregierung aussieht, zeigen unter anderem die 300 Fragen an Einbürgerungswillige, die das Bundesinnenministerium am 8.Dezember 2008 im Internet veröffentlicht hat.

Ein Kieler Verlag hat den Text nachgedruckt und im Januar 2009 in drei Broschüren veröffentlicht, die ich kürzlich im Bonner Haus der Geschichte gekauft habe. Ich war sprachlos. In einer der Broschüren steht unter den redaktionellen Begleittexten zum Einbürgerungstest ein Gedicht des Bonner Geschichtsprofessors Ernst Moritz Arndt, das er 1813 im Streit um die Einheit Deutschlands geschrieben hat. Für Ausländer, die 2009 deutsche Staatsbürger werden möchten, ist der 195 Jahre alt Text eher irritierend.

Schließlich definierte Arndt 'Des Deutschen Vaterland' nach Aufzählung der deutschen Länder inklusive Österreich und der Schweiz großzügig so: 'So weit die deutsche Zunge klingt und Gott im Himmel Lieder singt wo Treue hell vom Auge blitzt und Liebe warm im Herzen sitzt'. Was soll ein Ausländer damit anfangen? Wie soll er so Deutschlands Grenzen von 2009 erkennen?

Der von Frau Böhmer empfohlenen Willkommenskultur der Einheimischen widersprechen auch zahlreiche Teile des von der Bundesregierung verabschiedeten Einbürgerungstests. Was da zusammengewürfelt wurde, wäre auch für politisch unauffällige Eingeborene der BRD stellenweise nicht leicht zu beantworten. In dem Multiple Choice System werden für jede Frage drei falsche Suggestivantworten und eine richtige Antwort geboten. Das Problem beginnt schon mit Frage Nr. 1: Herrscht in Deutschland Religionsfreiheit oder Meinungsfreiheit? Darf die Regierung kritisieren, wer Steuern zahlt oder wer das Wahlrecht hat?

Und wie sinnvoll ist Frage 204: Hat die DDR die BRD 'besetzt' oder umgekehrt? War die BRD eine Besatzungsmacht in den neuen Bundesländern? Warum muss ein Ausländer laut Frage 134 wissen, was zu tun ist, um eine bedrohte Buslinie zu erhalten? Hohen Unterhaltungswert bieten auch die Suggestivantworten zu Frage 242: Was ist ein deutsches Gesetz: Nicht rauchen? Röcke tragen? Kinder schlagen? Alkohol trinken? Vielleicht fehlt da noch als fünfte Antwort: Politiker ersetzen, die so etwas drucken lassen."

Wolfgang Klerner Grafing

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