06. Mai 2009:Frage zur Schweinegrippe

Lesezeit: 2 min

Die Schweinegrippe geht um die Welt. Sind die deutschen Behörden gut auf die Epidemie vorbereitet oder müsste eindringlicher gewarnt werden? SZ-Leser diskutieren mit.

Die Schweinegrippe hat den Globus fest im Griff. Auch in Deutschland stellt sich nach ersten Verdachtsfällen die Frage nach dem richtigen Umgang mit dem neuen Virus. Sind die Behörden gut vorbereitet und wie steht es um die öffentliche Diskussion? Leser kritisieren vor allem die Panikmache in Politik und Medien, auch in der SZ:

Wie gefährlich ist die Schweinegrippe? Leser sorgen sich mehr um den öffentlichen Umgang als die Krankheit. (Foto: Foto: dpa)

"Kann bei der jetzigen Schweinegrippe, ebenso wie bei den 'Epidemien' der letzten Jahre (Vogelgrippe, BSE) vielleicht auch unterstellt werden, dass die Auslastung einer nach der Vogelgrippe deutlich ausgeweiteten Produktion von Virustatika im Hintergrund eine Rolle spielen könnte? Zu kritisieren wären hierbei nicht so sehr die auf ihr Geschäft ausgerichteten Pharmafirmen, sondern die Logik einer Medizin, die Menschen und Regierungen unter Druck setzen kann, etwas gegen eine angenommene Gefahr einer 'weltweiten Pandemie' zu tun. Medikamente werden nach deren Verfallsdatum entsorgt. Je mehr Katastrophen medial aufbereitet werden, umso zwingender wird die prophylaktische Versorgung mit Medikamenten. Nach kurzem medialem Hype verschwindet das Thema wieder von der Bildfläche. Umsatzsteigerung: ein paar Milliarden Euro."

Dr.Tigris Seyfarth München

"Sie schreiben am 28. April: 'Schweinegrippe erreicht Europa - Spanien und GB bestätigen Ansteckung' und am Mittwoch 29. April: 'Der Verdacht ist überall'. Dazu ein Lichtbild mit einer Mexikanerin mit Mundschutz und schreckensgeweiteten Augen, und das Horrorszenario ist perfekt! Liest man dann allerdings weiter, wird man ausführlich von Ihnen darüber informiert, wo all die Deutschen wohnen, bei denen sich ein Verdacht bis jetzt nicht bestätigt hat; dass es allen nicht bestätigten Schweinegrippenpatienten gutgeht; dass der Virus sehr gut auf die üblichen Grippemittel anspricht. Mit solchen Schlagzeilen beteiligen Sie sich an der allgemeinen unseriösen Panikmache. Nehmen Sie ein paar Verkaufszahlen weniger in Kauf - gönnen Sie sie Bild."

Isabel Schupp Icking

"Gott sei Dank haben wir wieder so einen Mutanten von Virus. Er nützt uns allen, denn die Wichtigmacher, Simulanten, Politiker, Sophisten und viele andere Proleten haben jetzt genügend Beschäftigung. Finanziell sind solche Viren auch hervorragend, bei Pharmakonzernen wahrscheinlich hochbeliebt."

Peter Poisl Neuburg an der Donau

"Die Panikmache rund um Sars, Vogelgrippe und jetzt Schweinegrippe wird ein Eigentor sein, wenn in Zukunft wirklich eine Pandemie auftritt. Mittlerweile ist vielen Menschen schon klar, wer die Profiteure dieser Angst sind. Das wird dazu führen, dass solche Meldungen in Zukunft kaum noch ernst genommen werden - wie auch die Bundesregierung und selbst die Weltgesundheitsorganisation an Glaubwürdigkeit verlieren."

Dr. Sybille Freund Dreieich

"Ich lese ständig, dass ausreichend Impfstoff eingelagert sei, etwa in der SZ vom 29. April. In derselben Ausgabe berichtet ein Virologe, dass - wenn ein Startsignal käme - die Hersteller dann noch zehn bis zwölf Wochen bräuchten, um erstmalig Impfstoff auszuliefern. Was soll man da noch verstehen und glauben?"

Michael Bechtold Darmstadt

"Es entsteht der Verdacht, dass mit der Verbreitung der Hysterie durch Politik und Presse wieder einmal von den tatsächlichen Problemen abgelenkt werden soll. Wer nimmt bei dieser 'Bedrohung' durch ein 'heimtückisches Virus' noch wahr, dass etwa die Aktienkurse der einschlägigen Pharmakonzerne massiv gestiegen sind, dass die Verursacher der Bankenkrise sich mit satten Prämien bedienen und dass alle drei Sekunden ein Kind an Hunger, Durst und primitiven Krankheiten stirbt. Und wer nimmt noch wahr, dass Schweinegrippe, Vogelgrippe und Rinderwahn durch die Massentierhaltung hervorgerufen werden und dass diese Massentierhaltung von der EU zu Gunsten von Großbetrieben massiv subventioniert werden?"

Carlo Goetz Schleedorf/Österreich

© SZ vom 29.04.2009/brei/dab - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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