Wutachschlucht:Im "Grand Canyon" des Schwarzwaldes

Haushohe Felsen, schmale Pfade, seltene Pflanzen, Forellen im Bach: Eine Wanderung durch die Wutachschlucht ist ein Naturerlebnis - und Abenteuer.

Auf der klobigen Holzbrücke kurz vor der Wutachmühle gleiten die Blicke der Wanderer hinunter in die Fluten der Wutach im Naturpark Südschwarzwald. Wutachranger und Förster Martin Schwenninger zeigt auf die Bachforellen, die im Wildwasser stehen.

Wutach; dpa

Eine Wanderung durch die Wutachschlucht führt über hölzerne Stege und schmale Pfade.

(Foto: Foto: dpa)

Der wilde Wutachfluss hat sich in den vergangenen 20.000 Jahren tief in den Untergrund gefressen. Wanderer durchstreifen das Naturschutzgebiet auf schmalen Pfaden.

In der Nähe von haushohen Felsen kann man seltene Pflanzen und Tiere in dem 30 Kilometer langen "Grand Canyon" des südlichen Schwarzwaldes erleben.

Seit 1939 ist die Wutachschlucht als Naturschutzgebiet ausgewiesen, heute umfasst die Schutzzone 950 Hektar. "Die Natur ist an den meisten Stellen sich selbst überlassen", sagt Martin Schwenninger.

Türkenbund und Blasenfarm

Botaniker haben entlang des Gewässers mittlerweile 500 Schmetterlingsarten und rund 2800 Pflanzen wie Blasen- und Streifenfarn, Türkenbund und Silberblatt entdeckt.

Während der Wandersaison von Ende März bis Oktober kommen Jahr für Jahr 100.000 Wanderer in die Wutachschlucht. Wutachranger Martin Schwenninger rät allen Besuchern eindringlich: "Festes Schuhwerk, am besten knöchelhohe Wanderstiefel mit dicker Profilsohle, sind die Voraussetzung für die Schlucht. Dazu kommt noch der Rucksack mit Verpflegung und Getränken."

Nach der letzten Eiszeit strömte die Wutach vom höchsten Gipfel des Schwarzwaldes kommend als so genannte Feldbergdonau nach Osten ins heutige Donautal und weiter in Richtung Ulm.

"Doch irgendwann, wahrscheinlich bei einem Hochwasser, änderte der Fluss einfach seinen Weg", erläutert Schwenninger. Kurz vor Blumberg schwappte er über, knickte nach Süden ab und strömt seitdem bei Waldshut-Tiengen in den Hochrhein. Seit jener Zeit gräbt die Wutach ihr Bett ins Gestein.

Britische Fliegenfischer

"Die Schlucht sieht jedes Mal anders aus", sagt Ranger Schwenninger. Bei der Schneeschmelze im März steigt die Wutach bis auf zwei Meter an und wird zum gefährlichen Wildwasser, das Steine, Äste und selbst alte Bäume mitreißt. Dagegen sinkt der Wasserstand in den Sommermonaten auf 20 bis 30 Zentimeter ab.

Die ersten Fremden in der über viele Jahrhunderte unwegsamen Schlucht waren vor dem Jahr 1900 Gäste des ehemaligen Kurortes Bad Boll. Schon 1894 wurde das Kurbad vom Londoner "Fishing Club" übernommen. Der noblen Vereinigung von Fliegenfischern war der reiche Forellenbestand in der Wutach zu Ohren gekommen, fortan fischten die Londoner im Südschwarzwald.

Ganz nebenbei erschlossen die Briten von 1904 an auch weite Teile der Wutachschlucht durch hölzerne Stege und schmale Pfade. Heute sind von dem ehemaligen Kurbad nur steinerne Zeugen zu erahnen - die Ruinen sind überwuchert.

Informationen: Ferienregion Wutachschlucht, Petra Kaiser, Schlossstraße 1, 79848 Bonndorf (Tel.: 07703/76 07, Fax: 07703/75 07); Internet: www.wutachschlucht.de.

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