Wohnen:Villa mit Anschluss

Sisters Homes

Alte, aber neu designte Häuser sind gefragt. Selbst wenn sie nicht direkt am Meer liegen wie hier im Bergdorf Vidovići auf Cres.

(Foto: Petar Kurschner)

Ferienhäuser müssen heute auch an der Adria viel mehr sein als einfach nur eine Übernachtungs­möglichkeit.

Von Hans Gasser

Sagen wir es so: Fußballerisch lief es nicht so optimal für Mats Hummels in diesem Sommer. Rein urlaubsmäßig liegen der Nationalspieler und seine Frau Cathy aber voll im Trend. Über Airbnb bieten die beiden eine Ferienvilla an der kroatischen Adriaküste an, vier Schlafzimmer, Infinity-Pool und Terrasse über dem Meer. Wobei das Meer hier bei Posedarje eher wie ein See aussieht - aber geschenkt!

Denn den meisten Ferienhauskunden ist das Meer oder die Nähe zu ihm gar nicht so wichtig. Entscheidend ist der Swimmingpool - und natürlich Wlan. Laut einer Branchenumfrage des deutschen Ferienhausverbandes sind diese beiden Kriterien bei der Suche nach Ferienwohnungen mit die wichtigsten. Kroatien, wo die Hummels' ihre mit 1500 Euro pro Nacht nicht gerade preisgünstige Unterkunft anbieten, ist bei Urlaubern generell sehr beliebt. Nach den deutschen Küsten war es 2017 das beliebteste Reiseland für Ferienhaus-Urlauber, noch vor Italien. Insgesamt sind die Buchungen von Ferienwohnungen auf dem deutschen Markt 2017 um zehn Prozent gestiegen.

Und auch im laufenden Sommer zeichne sich weiteres Wachstum ab, sagt Dana Kwiotek, Sprecherin des Ferienhausvermittlers Casamundo, eines der größten Anbieter auf dem deutschen Markt. Knapp 140 000 Wohnungen und Häuser hat man allein an oder nahe der Adriaküste im Programm, einen großen Teil davon in Kroatien. "Kroatien entwickelt sich sehr stark, und auf den Inseln gibt es noch viel Potenzial für neue Ferienwohnungen." Die Gefahr, dass die Küste zugebaut werden könnte, sieht sie "noch nicht". Es gebe noch viel Raum. Generell verlangten die Kunden immer größere Wohnungen und Häuser, weil es sich oft um Familien mit drei Generationen oder um Freundesgruppen handle. "An der Adria ist der Anspruch an die Unterkunft aber nicht ganz so hoch wie etwa in der Toskana - Hauptsache, man befindet sich in Meeresnähe", sagt Kwiotek.

In Zadar sammeln sie Kräuter, in Split kann man mit dem Hund aus dem Tierheim an den Strand

Dabei verändern sich gerade manche früher als Teutonengrill verschrieene Küstenabschnitte, etwa jene zwischen Rimini und Riccione, hin zu mehr Qualität, was Hotels, Ferienwohnungen und Dienstleistungen betrifft. Wer eine weniger überfüllte Adriaküste sucht mit modernen Ferienwohnungen in historischen Gebäuden, der muss laut Britta Krämer den italienischen Stiefel ziemlich weit nach Süden fahren. "In Apulien haben sich einige Orte und Städte in Richtung hochwertigen Tourismus entwickelt", sagt sie.

Krämer arbeitet für den Ferienwohnungsvermittler Urlaubsarchitektur.de, der es sich zum Ziel gesetzt hat, möglichst viele gut designte und hochwertige Feriendomizile ausfindig zu machen. So gebe es etwa zwischen Bari und Brindisi relativ viele schöne Ferienwohnungen, die oft in kleinen Städtchen wie Ostuni oder Fassano zu finden sind. "Die sind zwar ein paar Kilometer weg von der Adriaküste, aber das macht vielen Kunden nichts aus", so Krämer. "Renovierte Stadtwohnungen mit Dachterrasse gehen dort weg wie warme Semmeln." Das Angebot wachse in dieser Gegend ständig, genauso wie in Kroatien, wo es immer mehr hochwertige Ferienhäuser gebe. Der Trend gehe eindeutig zu größeren Einheiten und zu mehr Komfort. "Was sich heute nicht mehr vermieten lässt, ist ein unrenoviertes Steinhaus mit wenig Ausstattung."

Das spiegelt sich auch im Preis wider. Laut dem Deutschen Ferienhausverband liegen die durchschnittlichen Mietausgaben in den Sommerferien bei 140 Euro pro Tag, also bei knapp 1000 Euro pro Woche. Der Grund, weshalb sich Menschen immer öfter für ein Ferienhaus statt für ein schönes Hotel entscheiden, liegt laut Casamundo-Sprecherin Dana Kwiotek vor allem an der zusätzlichen Freiheit. "Man hat mehr Platz, kann frühstücken wie und wann man möchte und ist generell ungezwungener."

Natürlich spielen auch die Kosten eine Rolle, die trotz allem meist geringer sind als in einem Hotel. Bei Airbnb, das sich von den umkämpften Großstädten längst auch an die Küsten aufgemacht hat - und in Kroatien sowie in Italien insgesamt 470 000 Unterkünfte vermittelt - sieht man noch einen anderen wichtigen Aspekt: "80 Prozent unserer Kunden sagen, dass sie ein Urlaubsziel in einer Ferienwohnung authentischer erleben können als etwa in einem Hotel", so Julian Trautwein, Sprecher von Airbnb. Ob das nun das Einkaufen auf dem Markt sei, die Lage der Wohnung an einem weniger stark besuchten Küstenabschnitt oder die Ausgehtipps der Wohnungsvermieter - eines sei klar ersichtlich: "Gastgeber, die individuell auf die Bedürfnisse der Urlauber eingehen, haben die besten Bewertungen und somit auch am meisten Buchungen."

Airbnb, das jüngst von der EU abgemahnt wurde und in vielen Großstädten bekämpft wird, weil es zum Mangel an Wohnraum beiträgt, setzt nun voll auf die Erlebnisschiene. 14 000 sogenannte Entdeckungen hat das Unternehmen im Programm, auch an den Küsten der Adria. So kann man bei Split etwa für acht Euro einen Strandspaziergang mit Hunden aus dem Tierheim machen. Oder in Zadar mit einem Apotheker Kräuter sammeln, die dann zu Biokosmetik verarbeitet werden - für 69 Euro. Wer will da schon faul am Strand rumliegen?

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