Süddeutsche Zeitung

Argentinien:Land der verkleideten Italiener

Palermo liegt in Buenos Aires, Maradona ist hier ein Halbgott und ein Zug fährt in die Wolken - Tipps für die Reise nach Argentinien. In Bildern.

Berit Uhlmann

Palermo liegt in Buenos Aires, Maradona ist hier ein Halbgott und ein Zug fährt in die Wolken - Tipps für die Reise nach Argentinien. Von Berit Uhlmann. Palermo - Szeneviertel in Buenos Aires "Ein Argentinier ist ein Italiener, der Spanisch spricht, Engländer sein will und sich wie ein Franzose benimmt" sagen die Einheimischen über sich selbst. Passend dazu heißt das angesagteste Viertel in Buenos Aires zwar Palermo, unterteilt sich aber unter anderem noch in Palermo Soho und Palermo Hollywood. Aus dem kosmopolitischen Mix erwächst eine hippe Kneipenszene: Die angesagtesten Restaurants, Bars und Klubs der Stadt findet man hier, ebenso die beliebtesten Boutiquen. Wer nach so viel Trubel Ruhe sucht, kann sich in einem der vielen Parks oder im Botanischen Garten von Palermo entspannen.

La Boca in Buenos Aires - Fußball und Kunst Gerade in Zeiten von Fußballfesten ein Muss: Buenos Aires' Stadtteil La Boca. Er ist Heimat der Boca Juniors, bei denen Maradona spielte - hier wird ein regelrechter Maradona-Kult betrieben. Zwischen unzähligen Souvenirshops laufen Maradona-Doubles herum und bieten Touristen ein gemeinsames Foto an. Auch als Künstlersiedlung hat sich das Viertel einen Ruf gemacht. Bei Touristen besonders beliebt ist der kunterbunte Caminito (Foto), auf dem Maler ihre Werke ausstellen. Allerdings gehört La Boca zu den ärmsten Vierteln der Stadt, Besucher sollten also vorsichtig sein und besser nicht in leere Seitengassen abbiegen.

Tango Der Tango ist ein trauriger Gedanke, den man tanzen kann, lautet eine seiner frühen Definitionen. Rund 100 Jahre nach seiner Entstehung erhob die Unesco den wehmütigen Tanz zum Kulturerbe der Menschheit. Noch heute ist Buenos Aires seine Hochburg. Hier wird er noch auf der Straße getanzt: Im Stadtteil San Telmo sind die sinnlichen Bewegungen jeden Sonntag auf dem Antiquitätenmarkt zu bewundern - und das kostenlos. Auch in manchen Restaurants dieses Viertels treten Tangotänzer auf, ohne dass ein Extrapreis verlangt wird. Glanzvoller, wenn auch weniger ursprünglich, sind die großen Tangoshows, wie sie beispielsweise das Restaurant "Casa Blanca" anbietet.

Gigantische Gräber - Friedhof Recoleta in Buenos Aires Dies ist kein einfaches Gräberfeld, sondern eine Stadt in der Stadt. Auf dem Friedhof Recoleta in Buenos Aires lässt Argentiniens Oberschicht ihre verstorbenen Angehörigen begraben: Patriarchen, Präsidenten und Poeten finden hier eine nicht gerade bescheidene Ruhe. Statuen, marmorne Mausoleen und verschnörkelte Sarkophage, wohin man schaut. Am berühmtesten aber ist die Begräbnisstätte von Evita Perón. Wer mehr über die legendäre Primera Dama erfahren will, besucht das "Museo Evita" im Stadtteil Palermo.

Gauchos Einmal im Jahr feiern die argentinischen Cowboys sich selbst. Die Fiestas de la Tradición finden im November und Dezember im ganzen Land statt. Eines der schönsten Gaucho-Festivals bietet San Antonio de Areco, rund 100 Kilometer von Buenos Aires entfernt. Originalgetreue Kostüme, wilde Reitkunststücke und Gesänge gehören dazu, ebenso wie zum Abschluss das Asado, das urige Grillfest, bei dem der Gaucho sein Rindfleisch traditionell hängend über glühenden Kohlen gar werden lässt.

Iguazú-Fälle Die Cataratas del Iguazú sind breiter als die Victoria-Fälle in Afrika und höher als die Niagara-Fälle in Nordamerika. Und sicher gehören sie mit ihrer Urwaldszenerie zu den schönsten Wasserschauspielen der Welt. An der nördöstlichen Grenze zwischen Argentinien und Brasilien gelegen, bestehen sie aus über 250 einzelnen Fällen. Die meisten Besucher bestaunen die tosenden Wassermassen von Laufstegen und Plattformen aus, für Mutigere werden mittlerweile aber auch Abseil-Abenteuer, Schnellbootfahrten und Rafting-Touren angeboten. Beeindruckend ist auch der Weg durch den Urwald, der gesäumt ist von riesigen Bäumen, Lianen, Farnen und bunten Orchideen. Hier leben Tukane, Papageien und Kolibris, auch Affen und Tapire sind hier zu Hause.

Zug zu den Wolken In diesem Zug gehören Sauerstoffflaschen zur Ausstattung: Tren a las Nubes, der "Zug zu den Wolken", ist eine der höchstgelegenen Bahnstrecken der Welt. Ihren Ausgangspunkt nimmt sie in Salta im Nordwesten Argentiniens und fährt etwa 15 Stunden lang in die Anden und zurück. Dabei bietet sie spektakuläre Ausblicke auf die karge Schönheit der Andenlandschaft, präkolumbianische Ruinen und bewohnten Siedlungen, die aus einer anderen Zeit zu stammen scheinen.

Halbinsel Valdés Seelöwen und -elefanten dösen auf den Steinen, Pinguine watscheln vorbei und Delphine schießen durch das Wasser: Die Península Valdés in Patagonien ist ein Tierparadies. Erstaunlich sind die Magellan-Pinguine, denen die Scheu vor dem Menschen weitgehend fehlt. Auch Wale lassen sich hier gut beobachten, mit viel Glück entdeckt man auch Orcas, die berühmten Schwertwale. Obgleich eher karg, bietet auch die Landschaft des Naturreservats eine Besonderheit. Hier befindet sich der tiefste Punkt Argentiniens: Es ist ein Salzsee, der 35 Meter unter dem Meeresspiegel liegt.

Ushuaia Dieser Ort preist sich selbst als das Ende der Welt. Ushuaia ist die am südlichsten gelegene Stadt der Welt. Früher verbannte Argentinien seine Sträflinge hierher, heute ist das Gefängnis ein Touristenschlager. In dem Städtchen Ushuaia zieht man durch pittoreske Kopfsteingassen von Bar zu Bar. Die Gäste dieses abgelegenen Ortes sind eine Attraktion für sich: Abenteurer, Antarktisforscher und Globetrotter mischen sich hier unter Kreuzfahrttouristen.

Los Glaciares Etwa 300 Gletscher gehören zu dem atemberaubend schönen Nationalpark Los Glaciares. Sein Prunkstück ist der Perito-Moreno-Gletscher. Etwa 60 Kilometer lang und fünf Kilometer breit ist er, 60 Meter hoch seine Zunge. Tag für Tag bewegt sich der Gletscher etwa einen Meter vorwärts. Und dabei kann man ihm zuhören: Knarrend, quietschend und krachend verschieben sich die weißen Massen. Gleichzeitig stemmt sich der Perito Moreno gegen den Trend: Er ist einer der wenigen Gletscher weltweit, die sich trotz des Klimawandels nicht zurückziehen, sondern weiter wachsen. Besichtigt werden kann er mit dem Boot oder von erfahrenen Wanderern zu Fuß. Ausgangspunkt ist der Ferienort El Calafate.

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