Süddeutsche Zeitung

Winter in den Bergen:Fünf günstige Skigebiete für Familien

Skifahren ist ein teures Vergnügen. Zum Glück gibt es auch noch kleinere Wintersportorte, die nicht nur auf Pistenkilometer, sondern auf gute Angebote für Eltern mit Kindern setzen.

Von SZ-Autoren

Wie in Grönland

Das Kinderland heißt "Palüd", ein Restaurant heißt "Goona", das andere "Frööd". Obwohl es sich so anhört, befinden wir uns nicht in Grönland, sondern im Brandnertal, dem westlichsten Zipfel Österreichs. Goona ist ein alter Walser Ausdruck und bezeichnet einen Schöpflöffel - und Frööd bedeutet Freude. Besonders Familien und Anfänger haben ihre Frööd im Skigebiet Brand, es gibt fast nur blaue und rote Pisten. Wer es anspruchsvoller mag, kann eine der unpräparierten Skirouten wählen oder eine Skitour auf die Schesaplana machen. Auch für Familien mit Teenagern ist das Gebiet mit 55 Pistenkilometern ideal, denn an der Glattjochbahn gibt es einen Funpark. Mit 30 Sprüngen und Hindernissen wird er jedes Jahr neu aufgebaut. Das Skigebiet besteht aus den zwei Teilen Bürserberg und Brandnertal, verbunden mit einer Seilbahn, zwischen 900 und 2000 Metern. Für Nichtskifahrer ist Bürserberg besonders nett: Neben den beiden Skirouten beginnen hier einige Loipen und ein Netz an Winterwanderwegen.

Titus Arnu

Tagesskipass 46 Euro, Kinder 26,50 Euro, www.vorarlberg-alpenregion.at

Geht eh alles

Das Modell "Großfamilienskiferien" mit Großeltern, Onkels, Tanten, Cousins und Cousinen ist eigentlich perfekt: Man sieht die Verwandten, die Kinder rennen kreischend herum, man kann mal was mit dem Partner unternehmen, und die Unterkunft ist so auch noch billiger. Dumm nur, wenn jeder in der Sippe etwas anderes will: schwere Pisten, leichte Pisten, Wandern, Skitouren, Langlaufen, Schlittenfahren, Iglubauen. Das ist das Tolle am Kleinwalsertal: Da geht eh alles, so dass am Ende auch fast jeder alles ausprobiert. Klar, anderswo gibt es mehr Pistenkilometer (aber sind die Berge da so schön?), längere Loipen (aber sind die auch so einsam?), steilere Schlitten-Abfahrten (aber sind die auch so lustig?); na und? Obendrein liegt das Tal zwar eher niedrig, aber so günstig, dass doch ein Haufen Schnee herunterkommt. Was da noch fehlt, braucht kein Mensch.

Marlene Weiß

Tagesskipass: 39,50 Euro, Kinder 17,50 Euro, www.kleinwalsertal.com

Rentiere in den Dolomiten

Die Südtiroler werden gern gelobt: gutes Essen, schönes Wetter, toller Service. Hinzu kommt das Überschaubare, Authentische. Mögen sie nördlich des Brenners ein Riesenskigebiet nach dem anderen erschaffen, durch Zusammenschlüsse und neue teure Bahnen, hier im Süden war alles noch eine Nummer kleiner, auch günstiger. Das ändert sich gerade. Offensichtlich hält man Skigebietsvergrößerungen auch hier für überlebenswichtig. Was vor wenigen Jahren noch Helm, Haunold und Rotwand hieß, nach den Bergen, an deren Flanken die Lifte hinaufführten, nennt sich seit diesem Winter "Drei Zinnen Dolomites" und ist nur noch mit einem teuren Skipass benutzbar. So weit, so gut - oder schlecht.

Das Gebiet bei Sexten ist trotzdem für eine Familie mit kleineren Kindern zu empfehlen. Bis acht müssen die nämlich nichts zahlen. Und auch wenn sie noch nicht Ski fahren, lässt sich eine simple Rechnung machen: Man nimmt etwa am Rotwandlift am Eingang des hübschen Fischleintals nur eine Tageskarte und dazu eine Berg- fahrt. Der Rodel kommt mit in die Gondel. Oben an der Bergstation gibt es einen großen Spielplatz mit hölzernen Hütten und Hängebrücke. Daneben steht eine Riesenschneemannfamilie. An einer fest installierten Fotoanlage kann man einen Knopf drücken, schnell hinrennen zu den Schneekameraden und das Familienfoto später aus dem Internet ziehen.

Zudem gibt es hier ein Gatter mit Streichel-Rentieren, wo jeden Donnerstag um 14 Uhr Fütterung ist und Kinder Wissenswertes zu den nordischen Hirschen erfahren; zwei Hütten mit guter Küche stehen hier auch herum. Während also der eine Elternteil mit größerem Kind die Pisten des 93-Kilometer-Skigebiets testen und von wenigen Stellen sogar die Drei Zinnen sehen kann, gibt es für den anderen und die Kleinere genug zu tun. Am Abend geht es auf der Rodelbahn ins Tal.

Hans Gasser

Skipass: 51 Euro, Kinder von 8 bis 16 Jahre 35,50 Euro, www.dreizinnen.com

Kein Notschrei

Tief im Schwarzwald befindet sich ein kleines Widerstandsnest gegen den Après-Ski-Wahnsinn. Auf einer Piste an einem Pass mit dem schönen Namen Notschrei können Kinder das Skifahren lernen, ohne dass ihre Eltern derweil mit Party-Stampfern zugedröhnt werden, die von einer Snow-Schnapsbar herübernerven. Stattdessen bieten die feinen Loipen gleich nebenan den Erwachsenen die Möglichkeit, auf Langlaufskiern durch den stillen Wald zu gleiten, während die Kinder einen Skikurs machen. Der Hang bietet zwei Schlepplifte und eine für Anfänger perfekte Abfahrt. Gleich neben dem Lifthäuschen liegt das neu gebaute Gletscherstüble, von wo aus durch Panoramascheiben die Eltern ihre Kinder beim Skifahren beobachten können. Direkt hinter dem Gasthaus befindet sich ein Rodelhang, an dem sich ebenfalls angenehm die Zeit vertreiben lässt. Notschrei klingt bedrohlich, doch ist es hier so entspannt, dass niemand plärren muss. Nicht mal die Eltern.

Sebastian Herrmann

Tagesskipass für Erwachsene 29 Euro, für Kinder 16,50 Euro, www.notschrei-skilifte.de

Zeit messen

Wie viele Pistenkilometer brauchen Kinder? 50, 100, 200? Für den ganz jungen Nachwuchs tun es als erstes Testterrain jedenfalls schon die zwei Hektar präparierten Hanges wie in Sportis Kinderland an der Seefelder Rosshütte. Das ist vom Parkplatz mit wenigen Schritten erreichbar und kostet für drei Stunden sieben Euro. Stufe zwei der Ausbildung besteht aus Brandl-Lift mit anschließender Brandlabfahrt. Beim dritten Level wird es schon richtig hochalpin: erst den Slalomparcours inklusive Zeitnahme unterhalb des Rosshüttenexpress' testen, anschließend die sehr familiäre Familienabfahrt mit ihrer langen Ziehpassage absolvieren. Wem bei der Hochegg-Alm die Kraft ausgeht, der wird entweder mindestens ein Level zurückgestuft - oder muss einsehen, dass ihm die Kinder in Sachen Skifahren nun auch voraus sind.

Dominik Prantl

Skipass: 42 Euro, Kinder bis 15 Jahre 29 Euro, www.seefeld-sports.at

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Quelle:
SZ vom 23.02.2017
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