Wetter-Prognosen:Buchung mit Unbekannten

Tagelanges Ausharren in Notunterkünften oder Flughäfen - Karibik-Reisende brauchten im Hurrikanjahr 2005 gute Nerven und viel Geduld. Auch wenn es keine sicheren Prognosen für das nächste Jahr gibt, setzen Reiseveranstalter weiter auf die Region - noch.

Die Hurrikan-Saison 2005 war eine der schlimmsten seit langem. So mancher Urlauber fragt sich, ob er um die Karibik nicht besser einen weiten Bogen machen sollte.

Wetter-Prognosen: Seinen Urlaub stellt man sich anders vor: "Wilma" wütete auch über dem mexikanischen Cancun.

Seinen Urlaub stellt man sich anders vor: "Wilma" wütete auch über dem mexikanischen Cancun.

(Foto: Foto: dpa)

Die Häufigkeit der Tropenstürme in diesem Jahr sei tatsächlich rekordverdächtig, sagt Andreas Friedrich, Wirbelsturm-Experte beim Deutschen Wetterdienst (DWD) in Offenbach. "Wilma" gilt sogar als der stärkste Hurrikan, der über dem Atlantik je gemessen wurde. "Hurrikans in dieser Kategorie gab es aber auch schon in den dreißiger oder sechziger Jahren. Und es gab immer auch Schwankungen von heftigen und ruhigeren Jahren", sagt Friedrich.

Keine langfristigen Vorhersagen

Doch selbst wenn die Zahl der tropischen Wirbelstürme zunehmen sollte - niemand kann sagen, ob deshalb die touristischen Zentren häufiger bedroht sind. "Die Bahn, die ein Hurrikan nimmt, lässt sich nicht langfristig vorhersagen", erklärt der Meterologe.

Zumindest aber ist in der Regel abzuschätzen, welche Regionen sie treffen könnten. "Anders als Terroranschläge sind sie vorhersehbar", sagt Prof. Torsten Kirstges, Tourismusexperte an der Fachhochschule Wilhelmshaven. "Urlauber können rechtzeitig davon erfahren und ihre Reise stornieren." Hinzu komme, dass Touristen bisher nur in Ausnahmefällen zu den Opfern von Wirbelstürmen zählten, ergänzt Prof. Karl Born, Tourismusexperte an der Hochschule Harz in Wernigerode.

Große Auswirkungen auf das Buchungsverhalten seien daher nicht zu erwarten. Davon geht auch Anke Dannler, Sprecherin der Veranstalter Dertour und Meier's Weltreisen, aus: "Vielleicht wird die Wintersaison in Yucatán etwas schwächer." Folgen darüber hinaus seien aber noch nicht abzusehen.

Buchung mit Unbekannten

Kuba, Yucatán, Florida und die US-Südstaaten werden daher nach Überzeugung der Branchenexperten in den Reisekatalogen bleiben: "Die Karibik ist einfach ein ausgesprochen populäres Ziel", sagt Tobias Jüngert, Geschäftsführer des Deutschen Reisebüro und Reiseveranstalter Verbandes (DRV) in Berlin.

Wiederholen sich schlimme Hurrikan-Jahre, könnten die Reiseunternehmen allerdings schlicht aus betriebswirtschaftlichen Gründen überlegen, ob sie im bisherigen Umfang in die betreffenden Länder fliegen, gibt Prof. Born zu bedenken. Denn umfangreiche Rückholaktionen tausender Urlauber können einen Haufen Geld kosten.

Risiko selbst minimieren

Für Neckermann sind die Karibik und Florida das wichtigste Fernstrecken-Zielgebiet in der Sommersaison. Der Veranstalter merke schon, dass es zum Beispiel schwieriger wird, Florida-Reisen im Sommer zu verkaufen, sagt Fernreisen-Direktorin Stefanie Berk. Auch sei davon auszugehen, dass nun weniger Familien in der Ferienzeit in die Karibik reisen.

Touristen können das Risiko durch ihre Urlaubsplanung allerdings leicht minimieren: "Dreiviertel des Jahres gibt es dort keine Hurrikans", sagt Prof. Kirstges. Der nächste Wirbelsturm kommt zwar bestimmt. Doch damit ist vorwiegend im Herbst zu rechnen und generell nur im Zeitraum von Juni bis November.

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