Weltweit vernetzt:Reise-Apps für jede Etappe

Reise-Apps

Reise-Apps - wer will, kann sich von ihnen durch den ganzen Urlaub begleiten lassen.

(Foto: Stefan Dimitrov / SZ)

Ich packe mein Smartphone: Eine Orientierungshilfe für die nützlichsten digitalen Urlaubshelfer - von der Vorbereitung über sicheres Fliegen bis zum Postkartenverschicken via Handy.

Gründlich vorbereiten

Eigentlich sollen einem Reise-Apps den Urlaub erleichtern. Doch es gibt dermaßen viele davon, dass man dafür fast ein App-Studium braucht. Reiseplaner wie Worldmate, Tripcase oder Tripit bündeln zwar Termine, Hotelbuchungen und Flugzeiten in einem übersichtlichen Zeitplan, lohnen sich zumeist aber nur für jene, die sich als Viel- oder Individualreisende auch eingehend mit der Materie beschäftigen - oder all die Inhalte per Knopfdruck mit ihren Freunden teilen möchten. Der Charter-Flug an Kenias Küste mit Abholung am Flughafen in Mombasa lässt sich dagegen gerade noch ohne einen solchen digitalen Assistenten bewerkstelligen. In die engere Auswahl kommt bei derartigen Auslandsurlauben schon eher Sicher reisen, die App des Auswärtigen Amts mit allen relevanten Einreise-, Sicherheitsbestimmungen und Zollvorschriften. Wer wiederum eher Angst davor hat, einen unverzollten Krankheitserreger aus dem Urlaub einzuschleppen, kann Fit for Travel als kostenlosen Nothelfer und Ratgeber einpacken. Er liefert zahlreiche Informationen, von Impferinnerungen über Malariahinweise und Vorsorgetipps gegen Reiseübelkeit bis hin zu Erste-Hilfe-Maßnahmen. Zum Arzt trägt er einen nicht.

Dominik Prantl

Hotel buchen

Okay, auf diesen Webseiten baumelt die Seele und es wird durch die Altstadt flaniert, doch wer günstig verreisen will, lässt sich von sprachlichen Plattitüden nicht irritieren. Die Hotel-Finde-Möglichkeiten via Internet sind mittlerweile Legion: Sie heißen Booking.com, Urlaubspiraten oder Kayak. Es gibt sie immer auch in der App-Version und sie haben eines gemeinsam: Man sollte Zeit mitbringen, wenn man sich durch sie hindurcharbeiten will, um das Beste so günstig wie möglich zu bekommen. Wer billig übernachten und trotzdem nicht in einer "flohverseuchten Höllengrube" landen möchte, den umwirbt Hostelworld. 25 000 günstige Übernachtungsmöglichkeiten und Zugang zu mehr als dreieinhalb Millionen Nutzer-Bewertungen verspricht die App. Wen es zum Campen zieht, der kann über iCampsites auf mehr als 8000 Plätze in Großbritannien und Europa zugreifen, auch sie sind mit Bewerbungen, GPS-Daten und Fotos angereichert. Und wenn man es noch kuscheliger möchte, kann man sich über die Couchsurfing Travel App Familienanschluss im Urlaubsland organisieren. Meist wird man dann eh in der Community weitergereicht und muss gar nicht mehr selbst suchen.

Monika Maier-Albang

Koffer packen

Wie tief wir in unserer Selbstbestimmung gesunken sind, zeigt auch die Tatsache, dass heute nicht mehr Ehefrau, Freundin oder Mutti sagen, was in den Rucksack soll, sondern ein einfaches Computerprogramm auf unserem Telefon wie Packing (+ToDo!) oder Pack The Bag. Anders als Ehefrau oder Mutti muss man diesen Apps trotz eines gewissen Grundwissens in Form von Vorlagen aber erst einmal beibringen, was man selbst für die nächste Reise oder den wöchentlichen Geschäftstrip mitnehmen möchte. Dafür merkt es sich die Einträge auf Kondom und Unterhose genau - und motzt vor allem nicht, was wahrscheinlich der wahre Grund ist, weshalb PackingPro unter den beliebtesten und wichtigsten Reiseapps sehr weit vorne rangiert. Anderseits ist das mit dem Motzen Definitionssache: Die App Reiseplaner gibt beispielsweise enervierend laut, falls man das Haus verlässt, ohne die Packliste abgehakt zu haben. Die gleiche App mault auch beim Vergessen von Aufgaben wie "Kaffeemaschine ausschalten" oder "Katze füttern" und speichert zudem den gesamten Reiseplan vom Louvrebesuch bis zum Bungeejump (siehe auch: Vernünftig vorbereiten). Eines darf man freilich nicht vergessen: das Smartphone.

Dominik Prantl

Gegen Flugangst, für Leistung - und der Wegweiser zur Toilette

Sicher fliegen

Wer jeden Tag mit einem Airbus A320 der Fluglinie Air Berlin von München nach Mallorca fliegt, fällt in 12 781 Jahren vom Himmel; wer täglich den Lufthansa-Flug von Frankfurt nach San Francisco nimmt, hat noch 18 233 Jahre. Selbst mit der zuletzt übel gebeutelten Malaysia Airlines stehen die Chancen gut, das Jahr 4115 zu erleben. Zumindest sagt das die App Am I Going Down?, die sich der weit verbreiteten Angst vorm Abstürzen eher humorvoll, aber immerhin mit statistischer Präzision annimmt. Mit wesentlich mehr Inhalt und Tiefgang - und mit rund zehn Euro auch zehnmal so teuer - behandelt die App iFlyHigh als eine Art Westentaschenpsychologe das Thema Aviophobie. Überhaupt gibt es gerade rund ums Fliegen unzählige Vorbeugeapps. Zur Prophylaxe gegen Thrombose helfen die Übungen von iFly Safe, gegen unerwartete Verspätungen und zur punktgenauen Nachverfolgung des Flugs stehen diverse Applikationen von Flight Track bis Flightradar24 zum Download parat. Endlich angekommen, kann man unter anderem mit Stop Jet Lag versuchen, die Zeitverschiebung in den Griff zu bekommen. Wobei gegen die Launen des Organismus bislang selbst Apple recht chancenlos ist. Noch.

Dominik Prantl

Leistung bringen

Nur unverbesserliche Romantiker glauben, dass ein Urlaub heute wirklich noch der bloßen Erholung dient. Vielmehr bildet eine Reise oft den Rahmen für das lang ersehnte Sport- und Abenteuerprogramm. Ebenso wichtig wie die Körperertüchtigung an sich ist auch das Dokumentieren derselbigen geworden. Apps wie das leider wirklich fantastische Runtastic oder Travel WODs nehmen einem zwar nicht die Bewegung ab, erinnern einen aber gnadenlos an den unerträglichen Müßiggang. Als Belohnung zeichnen sie auch jeden Höhenmeter und jede verbrauchte Kalorie auf - sowie jeden Geschwindigkeitsverlust. Das Prinzip wurde für diverse Mikrokosmen der Freizeitgesellschaft wie den selten innovationsfaulen Wintersportbetrieb noch verfeinert. Auf der Piste messen beispielsweise iSkiTracker oder MaptoSnow die Leistung - und die Ruhezeiten im Lift. Wer sich lieber abseits des großen Rummels bewegt, kann - je nach Region - aus einer Palette von Lawinenwarn-Apps wie Snow-Safe, White Risk oder der Mammut Safety App wählen. Freunden der See helfen wiederum Gezeitenplaner wie Gezaiten oder Tidealist. Und wenn trotzdem was schief läuft, bündelt TravelSafe die Notrufnummern.

Dominik Prantl

Toilette finden

Wo sind wir hier eigentlich? Und wo ist das nächste Kino, eine gemütliche Bar? Diese Frage hätte man früher in einer fremden Stadt dem erstbesten Dahergelaufenen gestellt, heute kann man sie einer Vielzahl von Apps stellen, die Landkarten oder Stadtpläne mit Tipps verbinden. Google Maps kennt fast jeder, aber dafür muss man online sein, was teuer werden kann im Ausland. Deshalb gibt es viele Stadtpläne, die man sich über eine App runterlädt und dann offline nutzen kann. City Maps 2go ist eine der bekanntesten, sie ist gratis und bietet Stadtpläne in Kombination mit Reiseführer-Inhalten und Tipps von andern Nutzern zu Restaurants oder Sehenswürdigkeiten. Around me findet anhand der GPS-Position Interessantes aus 14 verschiedenen Kategorien, von der Bank bis zum Kino. So erfährt man schnell, dass am Rosenkavalierplatz "Fifty Shades of Grey" läuft. Wer schnell mal muss, kann auf viele Toilet-Finder-Apps zurückgreifen. Bei Use it, einem unkommerziellen Projekt, erstellen junge Einheimische Stadtpläne mit Tipps, die nicht im Reiseführer zu finden sind. Die Karten von weniger bekannten Städten wie Ostrava oder Guimarães gibt es zum Ausdruck am PC, aber zunehmend auch per Use-it-App.

Hans Gasser

Rechenhelfer, Übersetzungstricks und digitale Postkarten

Exakt umrechnen

Früher waren die Grenzen klar definiert: ein Schlagbaum, ein grimmiger österreichischer Beamter. Wer von Bayerisch Gmain aus nach Salzburg rüber fuhr, lächelte ihn an und belohnte sich für die Verlogenheit mit einer Bosna. Gezahlt wurde in Schilling, überschlagen sieben für eine Mark. Heute muss niemand mehr grob schätzen, wenn er sich außerhalb des Euro-Raums bewegt. Die App Währungsrechner-Finanzen100 weiß am Hot-Dog-Stand Bæjarins Beztu Pylsur in Reykjavík ratzfatz, dass die Wurst im labbrigen Brot 380 Isländische Kronen, also satte 2,54267 Euro kostet. Das Guinness im Pub in Ipswich kostet fünf Pfund, 6,87711 Euro. Dafür wird es in Pint bemessen, wobei ein Pint in Großbritannien 0,5683 Litern entspricht, in den USA 0,4732 Litern. Gut für Anbieter von Apps wie Unit Converter oder Measures. Andererseits: Können die sich nicht einigen? Aber in England ist ja auch die 39 beim Schuhwerk eine sechs. In Australien entspricht sie einer sieben, allerdings nur beim Damenschuh. In Italien passt das Kleid in der 44er-Ausführung gerade so. Horror! Clothes Size oder Sizes4Women fahren die Größe zurück auf normal. Gut, kann man wieder grenzenlos glücklich einkaufen.

Monika Maier-Albang

Sprachen verstehen

Was steht denn da auf diesem Schild? "Ropas opcional en este playa". Wer nicht lange im Wörterbuch blättern will, fokussiert das Schild mit seinem Smartphone und die App Word Lens liefert ihm in Echtzeit die Übersetzung: Kleider sind optional an diesem Strand, sprich: FKK erlaubt. Google hat die Firma gekauft und verknüpft die Technik von Word Lens mit seinem Programm Google Translate, das aus 90 Sprachen übersetzen kann: In der Smartphone-App funktioniert das sogar, indem etwa der nach dem Weg gefragte Russe seine Antwort aufsagt, auf dem Bildschirm erscheint dann die deutsche Übersetzung, mal verständlich, mal unfreiwillig komisch. Wenn gar nichts mehr geht, weil selbst die allwissende App den alten nuschelnden Uiguren nicht versteht, dann gibt es noch Image It. Diese App hilft im Notfall dabei, sich mit Bildchen zu verständigen, die in verschiedene Kategorien wie Gesundheit, Essen, Shopping geordnet sind. Die Älteren werden sich erinnern, dass es dazu früher kleine Piktogramm-Büchlein gab. In der App kann man zusätzlich noch etwas zeichnen und die Software versucht, es zu erkennen. Wenn allerdings der Akku leer ist, hilft nur noch die bewährte Hand-und-Fuß-Verständigung.

Hans Gasser

Postkarte verschicken

Irgendwie kann sich auch die digitale Welt, eigentlich ein Killer herkömmlicher Kommunikationsmethoden wie Fax, Postkarte und Brief, nicht so recht von alten Gewohnheiten lösen. Deshalb hat die Postkarte ein neues Habitat in Apps wie MyPostcard, Funcard oder Postcard Creator gefunden. Dass hinter den beiden letztgenannten die Deutsche und die Schweizer Post stehen, zeigt, dass man auch dort inzwischen nicht mehr so recht an den Zauber des Papiers glaubt. Die Spannung, ob die Postkarte aus Benin, Sizilien oder Meßstetten auch wirklich den Weg in Tante Trudes Briefkasten findet, ist damit freilich ebenso hinüber wie ein schier endloser Suchprozess während der Reise selbst. Der setzte sich zusammen aus der Auswahl eines brauchbaren Motivs, dem Kauf einer Briefmarke und dem Finden eines Briefkastens. Weil man heute das Motiv einfach selbst wählt und ablichtet, braucht es statt Briefmarke und -kasten nur noch einen Internetzugang, der sich wiederum mit Hilfe des kostenlosen Wifi Finder ausfindig machen lässt. Alle, die immer noch lieber zur analogen Postkarte greifen, können sich zumindest in Deutschland von Post mobil das Porto kalkulieren und zum nächsten Briefkasten leiten lassen.

Dominik Prantl

Teilen und mitteilen

Privatunterkunftsanbieter wie Airbnb oder der heiß diskutierte Taxi-Vermittler Uber werden gerne als Paradebeispiel einer Sharing Economy verkauft. Die Sharing Economy fußt auf einer gemeinsamen Nutzung von beispielsweise Autos oder Wohnungen. Viel wichtiger als diese meist ohnehin von ökonomischen Interessen gelenkte Philosophie des sogenannten "Teilens" ist im App-Zeitalter aber das Prinzip des Mitteilens. Dabei geht es nach der Rückkehr nicht mehr um den vom Aussterben bedrohten Diaabend, sondern um die Bewertung sowohl der einzelnen App als auch ihres Gegenstandes: etwa der Qualität des Hotels. Möglichst viele Bewertungen werten sowohl die App als auch die darin versammelten Angebote auf. Die Gaststätte in der Toskana (ist ja egal, woher dieser Einheimischen-Geheimtipp seine 3897 Bewertungen hat) bekommt fünf Sterne auf Tripadvisor, das Hotel in den Alpen vier Sterne auf Urlaubsguru (den Stern-Abzug gibt's wegen des morgendlichen Bergschattens), und die so übersichtliche Flugbuchungs-App Momondo muss auch irgendwie belohnt werden. Wenn man schon dabei ist, kann man eigentlich gleich den nächsten Kurztrip buchen. Und es geht wieder von vorne los.

Dominik Prantl

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