Welterbe:Naumburger Unesco-Bewerbung droht ein Desaster

Schon seit 17 Jahren steht der Naumburger Dom auf der Warteliste fürs Unesco-Welterbe. Doch kurz vor der Entscheidung gibt es Ärger. Der Internationale Rat für Denkmalpflege fällt ein vernichtendes Urteil über die "Herrschaftslandschaft".

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Eine spätromanische Kathedrale und hochmittelalterliche Kulturlandschaften in Sachsen-Anhalt sollen zum Welterbe werden: Neben einer Bewerbung für die Hamburger Speicherstadt liegt dem Unesco-Komitee auch ein Antrag für den Naumburger Dom mit der Saale-Unstrut-Region vor. Erbaut zwischen 1207 und 1242 und über die Jahrhunderte immer wieder im Stil der jeweiligen Zeit erweitert und überholt, erhebt sich der Dom St. Peter und Paul über Naumburg. Doch die Idylle trügt: Kurz bevor die Unesco über die Bewerbung entscheiden soll, gibt es Ärger.

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Der Internationale Rat für Denkmalpflege (Icomos) hat seine Einschätzung zu der Bewerbung abgegeben. Das Fazit: Man empfehle, den Naumburger Dom und das Saale-Unstrut-Gebiet nicht in die Liste der Weltkulturerbestätten aufzunehmen. Das Bild zeigt einen Weinberg bei Freyburg an der Unstrut. Die Region gehört zu den kleineren deutschen Anbaugebieten.

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Der Icomos berät das Unesco-Komitee bei seinen Entscheidungen. Er bemängelt, dass weder der Naumburger Dom noch dessen Umgebung tatsächlich einen "einmaligen universellen Wert" darstellten. Tatsächlich gehören bereits zahlreiche mittelalterliche Stätten in ganz Europa zum Welterbe. Das in der Bewerbung gepriesene mittelalterliche Erbe sei vielfach schon überbaut und gar nicht mehr intakt erhalten. Auch die in Aussicht gestellten Maßnahmen zur Pflege der Kulturstätten hält das Beratergremium für nicht ausreichend. Im Bild: Die Unstrut mit der Stadtkirche von Laucha

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Besonders kritisch setzt sich der Internationale Rat für Denkmalpflege mit dem Begriff "Herrschaftslandschaft" auseinander, den die Antragsteller prominent im Titel des Antrags verwenden. Dieser Begriff sei schon deshalb nicht aussagekräftig, weil ohne Ausnahme jedes Fleckchen Europas unter dem Einfluss von zum Teil konkurrierenden Mächten stand. Im Bild: ein restauriertes Barock-Weinberghäuschen im "Herzoglichen Weinberg" in Freyburg

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Die Antragsteller, der Förderverein Welterbe an Saale und Unstrut e. V., reagiert trotzig. "Trotz schwieriger werdenden Rahmenbedingungen" wolle man unbedingt an der Bewerbung festhalten. "Die Chancen stehen nach wie vor 50 zu 50", ist man beim Förderverein überzeugt.

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Ob Uta das drohende Desaster noch aufhalten kann? Sie ist eine der Stifterfiguren im Naumburger Dom, deren "herausragende und beispiellose künstlerische Gestaltung" die Antragsteller als Pluspunkte anführen. Angesichts des vernichtenden Urteils in der Icomos-Stellungnahme und der noch extra fett hervorgehobenen Empfehlung, die Naumburger Kathedrale und die Saale-Unstrut-Gegend nicht auf die Liste zu setzen, müsste tatsächlich ein kleines Wunder geschehen, damit die Region zum Welterbe erklärt wird.

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