Süddeutsche Zeitung

Wellness-Verbot auf den Malediven:Sündiges Paradies

Wellness-Angebote in Luxushotels auf den Malediven stören Islamisten, sie finden sie westlich-dekadent und setzen die Regierung unter Druck. Diese will die Spas schließen - sie seien getarnte Bordelle. Doch das nehmen die Hoteliers nicht hin.

Jeanne Rubner

Auch ein Paradies hat hässliche Seiten. Die Wellness-Bereiche der Luxushotels auf den Malediven sollen getarnte Bordelle sein, behauptete zumindest die islamistische Oppositionspartei Adhaalath ("Gerechtigkeit"). Woraufhin die Regierung die Hotelchefs kurz vor Silvester anwies, ihre Spas zu schließen. Am Montag jedoch gab die Tourismusministerin bekannt, man werde die Entscheidung überdenken. Zahlreiche Hotelmanager hatten gegen die neue Verordnung protestiert.

Die Malediven mit ihrem türkisfarbenen Wasser, weißen Sandstränden und Palmen, sind der Sehnsuchtsort für Leute mit Sehnsucht nach Sonne und Strand. Auf den knapp 1200 Inseln südwestlich von Indien stehen Hunderte Hotels, darunter zahlreiche Luxusressorts mit prächtigen Wellnessbereichen.

So kann man sich etwa im Conrad Hotel für knapp 300 Dollar drei Stunden lang Dampfbad, Einreiben mit Biobirnensaft und eine Ylang-Ylang-Massage gönnen. Diese Form der Körperkultur halten die Islamisten aber für westlich dekadent - und rief vergangene Woche zu Protesten gegen Präsident Mohammed Nasheed auf. Dessen Regierung kompromittiere die Prinzipien des Islam, stellten sie fest.

Tatsächlich gelten in dem ehemaligen britischen Protektorat, das 1965 unabhängig wurde, strenge Regeln. Der sunnitische Islam ist Staatsreligion, Angehörige anderer Konfessionen dürfen nicht eingebürgert werden. Unter Nasheeds Vorgänger wurden zahlreiche Oppositionelle eingesperrt. Seit 2005 sind immerhin Oppositionsparteien erlaubt wie die inzwischen regierende Maldivian Democratic Party von Nasheed. Er ist gemäßigter Islamist und Reformer, wird aber von den streng Religiösen immer wieder unter Druck gesetzt.

Neben den Luxus-Massagen stoßen sich die Islamisten am Verkauf von Alkohol und Schweinefleisch. Auf die jährlich 850.000 Touristen, die 1,5 Milliarden Dollar im Land lassen, wollen auch sie aber nicht verzichten. Von den Einnahmen profitieren viele Einheimische allerdings kaum. Mit einem Bruttoinlandsprodukt von 4200 Dollar pro Kopf gehören die Malediven zu den ärmsten Staaten der Welt.

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