Wellness:Perlen auf der Haut

Thermen bieten neben heißen Quellwassern allerlei moderne Vergnügungen

Von Sebastian Hepp

Die Hörer des klassischen Klavierkonzerts nehmen eine seltsame Position ein. Sie legen sich rücklings aufs Wasser, klemmen sich blaue Schwimmnudeln unter Kniekehlen, Achseln und Nacken und tauchen bis über die Ohren ab. Wenig später sieht man sie wie in Trance auf der Oberfläche treiben und ihr seliger Gesichtsausdruck verrät, dass ihnen gerade etwas ganz Wundervolles widerfährt. Brahms? Haydn? Mozart? Jedenfalls muss es ein akustischer Hochgenuss sein und um diesen mit ihnen teilen zu können, tue ich es ihnen gleich. Welch zarte Töne, doch welch ein Glucksen, Blubbern, Perlen und latentes Rauschen auch, das sich da einmischt und alles zu einer wohligen Sinfonie verrührt. Bald ragt eine ganze Armada großer blauer U-Haken aus dem Wasser und es besteht Kollisionsgefahr ...

Therme Bad Wörishofen

Therme Bad Wörishofen

(Foto: Foto: Therme Bad Wörishofen)

Ich befinde mich nicht etwa im gefluteten Münchner Herkulessaal, sondern in der "Römischen Villa" der Therme Erding, wo man sich hüllenlos begegnet. Am schwerelosen Klangvergnügen im Vitalbad des Atriums habe ich mich inzwischen sattgehört, jetzt richtet sich meine Neugier auf die eigentlichen Klassiker altrömischer Badekultur. Mir ist der Kopf schon ganz verschwurbelt von all den Namen: Caldarium oder Calendarium? Tepidarium oder Terrarium? Lakonium oder Canonium? Selbst das kleine Restaurant am anderen Ende des Traktes heißt nicht irgendwie, sondern "Culinarium".

Perlen auf der Haut

Glück und Schwefel

Eigentlich bin ich ja nicht hier, um das Saunaparadies zu testen, vielmehr gilt es, den Thermenbereich unter die Lupe zu nehmen. Doch irgendwie bezeichnend ist es schon, dass ich zuerst bei den Saunisten gelandet bin. "Für die bietet Erding einfach am meisten", sagt Sandra Boye, Marketingleiterin der Thermen Erding und Bad Wörishofen. Das heiße freilich nicht, dass der Thermenbereich dieser im Oktober 1999 erbauten Einrichtung den Vergleich mit der erst seit Mai 2004 existierenden Partnertherme in Bad Wörishofen scheuen müsste: Es gibt über 70 Sprudelliegen mit Massagedüsen zur Tiefenentspannung und 30 bis 38 Grad heißes Thermalwasser in insgesamt elf Becken. Und es ergänzen auch hier regelmäßige Programmpunkte wie Wassergymnastik, Rücken Fit, Yoga oder Ayurveda-Massage das Gesundheitsangebot für die Gäste.

Therme kommt von "thermos", dem altgriechischen Wort für "warm", und gespeist werden Thermalbäder aus den heißen Quellen in der Erde. Die fluoridhaltige Schwefelquelle der Erdinger Therme wurde 1983 bei einer Ölbohrung der Firma Texaco entdeckt. Das aus 2.350 Metern Tiefe geförderte Thermalwasser, mit einer natürlichen Temperatur von 63 Grad Celsius, ist als Heilwasser staatlich anerkannt und wird vor allem bei Rheumaerkrankungen, degenerativen Gelenkschmerzen, Erkrankungen der Wirbelsäule und Hauterkrankungen empfohlen.

In Bad Wörishofen hingegen finden Freunde des Heilwassers eine fluorid- und jodidhaltige Mineraltherme (Fördertemperatur: 37 Grad Celsius) vor. Das Wasser hilft vor allem bei Muskelverspannungen, Osteoporose, bei Erkrankungen des Bewegungsapparates und zur Regeneration bei Unfall- und Sportverletzungen. Augenfälliger sind freilich andere Unterschiede: Statt karibischem Flair trifft man hier Südsee-Zauber an und im Gegensatz zur Erdinger Therme dürfen Kinder unter 16 Jahren hier nicht rein - bis auf Samstag, dem "Familientag". Der Thermenbereich in Bad Wörishofen ist noch eine Steigerung gegenüber Erding. Ein ständiges Strömen, Sprudeln und Fließen von Wasser kann man hier erleben, das sich von den großen Becken in kleinere Bassins oder Whirlpools ergießt. Neben dem großen Außenbecken mitten im Thermensee stehen den Besuchern Jodquelle, Schwefeltopf, Solebecken.

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